Niewinter 01 - Gauntlgrym
in Gauntlgrym mächtige Feinde gemacht hatte, deren Zorn sie nicht so leicht entrinnen würde.
Aber wie hatte man sie gefunden? Mussten sie nicht davon ausgehen, dass sie in der alten Zwergenstadt umgekommen war?
Sylora hatte sicher damit gerechnet, dass die Ashmadai, die sie zurückgelassen hatte, sterben würden. Dann aber tastete Dahlia unwillkürlich nach der Brosche, die immer noch an ihrer Bluse hing. Die Brosche verlieh ihr eine gewisse Macht über die Untoten, band sie jedoch auch an Szass Tam. Entsetzt riss sie das Schmuckstück ab und warf es in das nächste Kanalloch.
Im Zickzack lief sie durch die Stadt, nahm jede Seitengasse, die sich anbot, und schwang sich einmal sogar auf ein Dach. Sie rannte, so schnell sie konnte, aber dennoch wurde sie weiterhin verfolgt, wie sie feststellte, als sie irgendwann müde wurde.
Dahlia schlüpfte in die nächste Seitenstraße. Diesmal wollte sie hinter ihre Verfolger gelangen, damit sie diese besser erkennen konnte. Auf der anderen Seite versperrte ihr ein Holzzaun den Weg, aber den konnte Dahlia leicht überwinden. Wenige Schritte davor nahm sie Anlauf zum Sprung, kam jedoch schlitternd zum Stehen, weil zwei große Männer – Tieflinge – hinter einem Haufen Kisten hervortraten und ihr den Weg versperrten.
»Schwester Dahlia«, sagte der eine. »Wovor läufst du weg?«
Die Elfe sah sich um und war wenig überrascht, als drei weitere kräftige Halbteufel hinter ihr in die Gasse traten. Alle trugen die Tracht von Luskan, aber sie wusste, wer sie waren, besonders da der erste sie als »Schwester« angesprochen hatte.
Sylora hatte die Jagd prompt aufgenommen.
Dahlia richtete sich auf. Ihre besorgte Miene wich einem Ausdruck der Belustigung. So war es ihr recht. Wenn sie nicht fliehen konnte, blieb immer noch die Lust am Kampf.
Sie klappte ihren Stab zu voller Länge auf, hielt ihn horizontal vor den Körper und löste beidseits die zwei Fuß langen Flegel, um mit dem Dreiteiler zu kämpfen.
»Möchte jemand vortreten, oder muss ich euch alle auf einmal töten?«, fragte sie, während sie die Enden langsam zum Kreisen brachte.
Keiner der Ashmadai kam auf sie zu, ging in Verteidigungsposition oder zog auch nur eine Waffe. Das irritierte die Elfe.
Was wussten sie?
»Du willst wirklich so weitermachen?«, sagte eine weibliche Stimme am Ende der Straße, während Dahlia noch zu den drei Ashmadai hinter sich blickte. Sie drehte sich rasch wieder um. Zwischen den beiden Tieflingen stand Sylora, die in ihrem roten, tief ausgeschnittenen Gewand mit dem hohen steifen Kragen um ihren kahlen Kopf wie immer phantastisch aussah. »Von der Versagerin zur Verräterin? Ich hätte dich für klüger gehalten.«
Dahlia ließ diese Worte auf sich einwirken, denn sie wusste noch nicht, wie sie darauf reagieren sollte.
»Im Moment des Triumphes hat Dahlia versagt«, erklärte Sylora. »Glaubst du, wir, die treueren Diener von Szass Tam, waren überrascht, dass unsere vorwitzige kleine Schwester den Todesring nicht in Gang setzen konnte? Glaubst du, wir – besonders ich – hätten dir das je zugetraut? Deshalb habe ich eingegriffen, um Szass Tam nicht zu enttäuschen. Immerhin hast du bei der Suche nach dem Urelementar wirklich ausgezeichnete Arbeit geleistet, auch wenn du dann …«
»Dann wolltest du mich töten«, unterbrach Dahlia sie.
Sylora zuckte nur mit den Schultern. »Ich konnte dir nicht vertrauen, also konnte ich dich nicht mitnehmen – nicht mit deinen starken Verbündeten, dem Zwerg und seinem Begleiter, diesem Dunkelelfen. Du hast mir kaum eine Wahl gelassen und sogar versucht zu verhindern, was getan werden musste.«
»Und jetzt bist du gekommen, um es zu Ende zu bringen«, stellte Dahlia ungefragt fest. Ihre strahlend blauen Augen blitzten vor Vorfreude. »Willst du dich wieder hinter deinen fanatischen Handlangern verstecken, oder beteiligst du dich diesmal am Kampf?«
»Wenn es nach mir ginge, wärst du längst tot«, entgegnete Sylora und warf Dahlia etwas vor die Füße. Die Elfe wich aus und machte sich auf einen Feuerball oder einen vergleichbaren Angriff gefasst. Als nichts dergleichen geschah, warf sie einen genaueren Blick auf das, was Sylora ihr hingeworfen hatte. Sie erkannte die Brosche wieder, die sie vor kurzem entsorgt hatte. Weiter nichts.
»Unser Herr sieht immer noch Potenzial in dir«, erklärte Sylora. »Er hat mir aufgetragen, dich unter meine Fittiche zu nehmen. Als meine Dienerin.«
»Niemals!«
Sylora hob einen Finger. »Du hast
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