Niewinter 02 - Salvatore, R: Niewinter 02 - Neverwinter
würde vielleicht nicht oft in der Stadt weilen, aber dieses Zimmer würde immer für ihn bereitstehen.
»Du trägst noch einen zweiten Namen«, erwiderte Alegni, während sein Blick die Menschenfrau von oben bis unten verschlang.
»Die Wächterin des Waldes«, sagte sie.
»Also eine Waldläuferin?«
»Ich beobachte«, stellte sie richtig.
»Das scheint mir nicht alles zu sein, denn es heißt, dass du außerhalb der Stadtmauern lebst und dennoch ganz gut zurechtkommst.«
»Ich habe meine Methoden … mein Wissen«, erwiderte sie kokettierend. »Wissen ist Macht, sagt man.«
»Du hast angedeutet, dass ich dazu ausersehen sei, Niewinter zu retten.«
Arunikas fortwährendes Lächeln brachte ihn etwas aus der Fassung. »Ich sagte, wir würden auf jemanden warten, der uns gegen die Geißel von Tay beisteht«, korrigierte sie ihn. »Auch wenn Tay aus dem Wald vertrieben ist, gibt es selbstverständlich keine Garantie, dass Niewinter gerettet ist, nicht wahr?«
Der Tiefling kniff die Augen zusammen, doch die Frau lächelte nur noch mehr. Sollte dieses wissende Grinsen etwa andeuten, dass diese Frau glaubte, dass Alegni und seine Leute Niewinter zerstören würden, sobald Sylora Salm besiegt war?
»Willst du mich nicht hereinbitten?«, fragte Arunika.
»Warum sollte ich?«
»Sollen sich meine Einsichten und Weisheiten lieber in ganz Niewinter herumsprechen, nur weil ich sie hier auf dem Gang von mir geben muss?«, fragte Arunika unschuldig. »Wo jeder, der zufällig vorbeikommt, mich hören kann?«
Erzgo Alegni trat aus der Tür und blickte nach links und rechts. Dann machte er den Weg frei.
Arunika trat unbekümmert ein. Ihre leichten Schritte verrieten, dass sie kein bisschen eingeschüchtert war. Das wunderte Alegni nun doch. Welche junge Menschenfrau würde nicht davor zurückscheuen, die Privatgemächer eines gewaltigen Nesser-Tieflings zu betreten?
»Hat dein ›Wissen‹ dir auch verraten, dass ich dir nichts antun würde?«, fragte er nur halb im Scherz.
»Warum sollte ich mir über so etwas Gedanken machen, und wie kämst du darauf?« Arunika setzte sich und legte den Arm gemütlich auf die Lehne eines Diwans an der Balkontür, wobei sie sich halb abwandte, um einen besseren Blick auf die Stadt zu haben. »Du bist ehrgeizig, und du sehnst dich nach mehr Macht.« Sie drehte sich zu Alegni um, der nun die Tür schloss. »Das ist schließlich kein Geheimnis. Und du bist nicht dumm – auch das liegt auf der Hand. Du verstehst, dass Wissen wirklich Macht ist, und es gibt niemand, der die Lage in Niewinter besser kennt als ich. Nicht einmal Jelvus Grinch, der mich häufig um Rat bittet.«
Erzgo Alegni blieb lange an der Tür stehen und sah die Frau auf der anderen Seite des Zimmers an. Sie wirkte in keiner Hinsicht ungewöhnlich und keineswegs wie jemand, dem er ein derart gefährliches Spiel zugetraut hätte. Sie musste doch wissen, dass Jelvus Grinch sie als seine persönliche Informationsquelle betrachtete, die in erster Linie für ihn tätig war. Was würde er von ihrem unangekündigten und ungeladenen Besuch bei Alegni halten?
Wollte diese unauffällige Menschenfrau tatsächlich in einen denkbaren Machtkampf zwischen Grinch und Alegni geraten?
Und wenn ja, fragte sich Alegni weiter, bestätigte sie mit ihrem Auftauchen, dass sie lieber auf den Nesser-Fürsten setzen wollte? Oder war das alles am Ende ein abgekartetes Spiel, hinter dem Jelvus Grinch steckte?
Als Alegni zu ihr ging, war jeder seiner Schritte ein Einschüchterungsversuch. »Wer hat dich geschickt?«
»Ich bin aus eigenem Antrieb hier«, erwiderte sie ungerührt und sah wieder nach draußen.
»Grinch?«, fragte Alegni barsch.
Als Arunika nicht sofort reagierte, packte er sie fest am Arm, riss sie zu sich herum und hob sie dann unsanft auf die Füße, um auf sie herabzusehen. Die Frau reichte ihm kaum bis zur Brust, und der Größenunterschied wie auch seine Körperstärke waren so unübersehbar, dass Arunika sich jetzt sehr klein vorkommen musste.
Doch ihr Lächeln wirkte ehrlich.
»Du solltest eines verstehen, Erzgo Alegni«, antwortete sie ruhig, »ich unterstehe nicht Jelvus Grinch. Er sagt mir nicht, was ich zu tun und zu lassen habe, und er tut gut daran. Ich unterstehe ausschließlich mir selbst.«
»Weil du dein Wissen nutzt, um damit die Zukunft anzustreben, die du begehrst«, folgerte Alegni. Sein Griff wurde fester, bis die Frau schließlich doch das Gesicht verzog.
Aber sie hörte nicht auf zu lächeln.
»Bist du
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