Niewinter 02 - Salvatore, R: Niewinter 02 - Neverwinter
sorgen, aber bei eurem Leben – ihr werdet meine Rolle nicht vergessen.«
Es begann mit einem einfachen Klatschen von einem einzigen Paar Hände, den Händen der rothaarigen Frau, wie Alegni registrierte, derjenigen, die man die Wächterin des Waldes nannte. Dann folgte ein zweites Paar, und innerhalb weniger Augenblicke ließen die Vertreter der Bürger von Niewinter Erzgo Alegni aus voller Kehle hochleben: »Hussah!«
Nackt und schwitzend und mit heißem Öl bedeckt, stand Jestry im Feuerschein der Höhle. Er stieß keine Schmerzensschreie aus, denn der Aboleth in seinem Geist ließ nicht zu, dass er den Schmerz fühlte. Die Kreatur verbannte jedes Schmerzgefühl, ehe es ihm bewusst werden konnte, indem sie Jestry abstumpfte, ihn ablenkte und ihn in einem Zustand der Leere hielt.
Diese mentalen Bande waren schließlich viel leichter zu ertragen.
Ganz in der Nähe brodelte ein Kessel, um den zwei graue Zwerge herumwuselten, welche die Flammen schürten und mehr Öl hineingossen. Ein dritter Zwergensklave mit dicken Handschuhen und einer langen Zange kletterte neben dem Kessel eine kleine Leiter hinauf und hinab, um die vorbehandelten Lederstreifen herauszuziehen.
Sobald der Zwerg einen erwischt hatte, sprang er von der Leiter und rannte damit zu Jestry, denn die Haut der Erdkolosse durfte auf keinen Fall abkühlen. Ohne Zeit zu verlieren, legte er ein Ende des langen Streifens auf den nackten Mann, setzte dort an, wo der letzte geendet hatte, und wickelte Jestry fest damit ein, wobei er bei jeder Windung kräftig zog.
Das Öl unter dem eingelegten Streifen zischte. Jestrys Haut schlug Blasen und platzte auf, um mit dem in Zaubertränken gebadeten Lederstreifen zu verschmelzen.
»Das erhöht seine Widerstandskraft gegen Blitzenergie«, flüsterte der schleimige Diener Valindra zu, die dem Spektakel sehr angetan zuschaute.
Und wehrt Klingen ab und dämpft den Aufprall von Dahlias Stab , erwiderte Valindra telepathisch. Ohne es ausdrücklich zu erwähnen, dachte sie, dass man dies mit allen Ashmadai so machen sollte.
Über den Diener redete der Aboleth ihr das aus und füllte ihre Ohren mit wässrigem Gewisper, um die ungewöhnliche Zeremonie genauer zu erklären: »Damit dieser eine Mensch diese Rüstung erhält, mussten fünf Erdkolosse sterben, und in aller Regel wären diese fünf weitaus wertvoller. Euer Menschenheld wird nicht lange leben und während dieser kurzen Zeit unablässig große Schmerzen leiden. Wenn mein Herr ihn jetzt loslassen würde, würde der Schmerz ihn umbringen. Nur seine Ergebenheit, seine Bereitschaft und seine Freude, für seine Sache zu sterben, machen ihn zu Sylora Salms Helden.«
»Aber er wird sie dafür hassen«, folgerte Valindra, als der Zwerg auch Jestrys Weichteile einwickelte. »Denn er wird nie wieder ihre Berührung genießen, ihre Küsse und ihre Verführung.« Sie keuchte auf, kicherte und platzte heraus: »Er ist ein Neutrum!«
»Er hat jetzt nur noch eines im Sinn«, erklärte der Diener. »Er kämpft für Sylora Salm – bis in den Tod. Alles andere zählt nicht mehr.«
»Wie lange kann er in diesem Zustand überleben?«
»Ein paar Monate, vielleicht ein Jahr.«
Valindra verfolgte weiter staunend, wie der Ashmadai-Krieger zu etwas anderem wurde, etwas Einzigartigem und Gefährlichem. Die Bandagen schlangen sich fest um seinen Bauch, um die Brust und den Hals. Sie fragte sich, was aus seinem Kopf und dem Gesicht werden würde. Wie geschlossen sollte die neue Haut sein?
Bald erkannte sie es an dem Gestank verbrannter Haare, als die Zwergensklaven mehr Erdkolosshaut um Jestry wickelten, bis schließlich nur noch seine Augen, die Nasenlöcher, die Ohren und der Mund unbedeckt blieben.
Der Diener löste sich von ihr und ging zu dem verwandelten Krieger, denn jetzt musste sich der Aboleth vollständig auf Jestry konzentrieren, wie Valindra klar wurde, und dem Mann einreden, dass er den Schmerz ertragen und an seinem Ziel festhalten konnte.
Einer der Zwerge kam zu dem Lich und bat diesen zu gehen. »Du begibst dich lieber eine Weile in die andere Höhle«, erklärte er. »Hier dürfte es nämlich gleich ziemlich laut werden.«
Valindra sah ihn verächtlich, ja, angewidert an, hörte aber auf seine Worte und glitt in den Vorraum zurück, wo einige andere Ashmadai warteten.
»Wo ist Jestry?«, fragte eine Frau.
Als Antwort ertönte ein qualvoller Schrei aus dem hinteren Bereich, der lange anhielt und dabei die Tonlage änderte, von einem hohen, schmerzerfüllten
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