Niewinter 4: Die letzte Grenze
mit lauerndem Blick.
»Für den solltet ihr uns entschädigen!«, rief Dahlia vom Wagen her.
»Was ist ein Hadencourt?«, fragte Afafrenfere.
»Nicht was, sondern wer«, stellte Ambergris klar.
»Beides«, sagte Dahlia. »Hadencourt, der Legionsteufel, der sich Bauer Stuyles’ Bande angeschlossen hatte.«
»Wunderbar«, murmelte Entreri.
»Der was?«, fragte Kale.
»Legionsteufel«, wiederholte Drizzt. »Er ist uns im Wald gefolgt und hatte sicherheitshalber gleich noch Freunde aus den Neun Höllen dabei.«
»Die inzwischen alle wieder in den Neun Höllen sind, wo sie hingehören«, fügte Dahlia hinzu.
»Hadencourt? Unser Hadencourt – ein Legionsteufel? Wie könnt ihr …?«
»Es war keine angenehme Erkenntnis, kann ich dir sagen«, antwortete Drizzt trocken. »Falls ihr noch weitere derartige Gefährten unter euch habt, nun …«
»Keinen«, sagte Kale Denrigs, ohne zu zögern. Diese Enthüllung schien ihn ernstlich zu erschüttern.
»Bring uns zu Stuyles«, bat Drizzt den Mann. »Ich muss ihn sprechen, und zwar bald.« Er warf einen Blick zum Himmel, wo sich dicke Wolken sammelten.
Kale bedachte ihn mit einem skeptischen Blick. »Mit dem Wagen dürfte das schwierig werden.«
»Dann lassen wir ihn hier stehen. Meine Freunde bleiben hier und warten, bis ich zurück bin.«
Mit zweifelnder Miene musterte Kale die Säcke im hinteren Teil des Wagens, dann setzte er seine Leute in Bewegung.
»Die können auch bleiben«, bemerkte Drizzt.
»Du meinst, ihr habt uns an der Angel?«
»Lass mich erst mit Stuyles reden«, sagte Drizzt. »Die Vorräte sind auf jeden Fall für euch, aber ihr braucht sie jetzt noch nicht mitzunehmen.«
»Erklär mir das …«
Aber Drizzt hatte genug gehört. Er schüttelte den Kopf und trug Kale erneut auf, ihn zu Stuyles zu bringen.
Der Räuber gebot den anderen, ebenfalls beim Wagen zu bleiben, womit sie gern einverstanden waren, als Ambergris das Bier anschlug und allen etwas zu trinken anbot.
Kale und Drizzt kamen schnell voran, allerdings war das Gelände tatsächlich schwierig. Jetzt verstand Drizzt die Aussage, dass es nicht einfach wäre, den Wagen mitzunehmen.
Bald aber erreichten sie einen geräumigen Lagerplatz mit zahlreichen Zelten. Stuyles’ Bande war gewachsen, seit Drizzt sie zum letzten Mal gesehen hatte, und der Bauer und Drizzt drückten sich fest die Hand. Als viele andere kamen, um diesen ungewöhnlichen Besucher in Augenschein zu nehmen, deutete Drizzt zu dem Zelt, aus dem Stuyles getreten war.
Staunend schaute man den beiden nach, als sie darin verschwanden. Und zwischen den Leuten stand ein junger Tiefling-Hexer, dem als Baby die Schulter zerschmettert worden war, als er von einer Klippe gefallen war.
Kale Denrigs gehörte zu den Hauptmännern. Deshalb gesellte er sich zu den beiden und erklärte dem ungläubigen Stuyles die Sache mit Hadencourt.
»Ein Dämon?«, fragte Stuyles fassungslos.
»Ein Teufel«, stellte Drizzt richtig. »Ich gehe davon aus, dass er für Sylora Salm spioniert hat.«
»Die Tayerin aus dem Niewinterwald?«
»Sie ist tot. Ihre Truppen sind zerschlagen, der Todesring stark geschwächt.«
»Und das wart ihr?«
Drizzt nickte.
»Ich gehe davon aus, dass Hadencourt auf Geheiß von Sylora nach mir und Dahlia Ausschau hielt. Unter den Tayern waren Ashmadai, fanatische Teufelsanbeter.«
»Mit denen hatten wir einige unschöne Auseinandersetzungen«, sagte Kale.
»Sie werden euch nicht mehr viele Scherereien machen«, versicherte Drizzt.
»Und jetzt kommt ihr mit guten Neuigkeiten und Vorräten«, sagte Kale, worauf Stuyles Drizzt fragend ansah.
»Wenn ihr mein Angebot ablehnt, bleibt es immerhin bei den Vorräten …«, sagte Drizzt geheimnisvoll.
Stuyles war bewusst, dass Drizzt etwas Wichtiges im Sinn hatte, und nickte dem Dunkelelfen auffordernd zu.
Daraufhin trug der Drow den zwei staunenden Männern seine Überlegungen vor, erklärte ihnen die Lage in Letzthafen, einer Stadt, die mutige Siedler gebrauchen konnte, und brachte sein Angebot vor.
»Ihr hättet eine Heimat«, sagte er.
»Wenn auch kaum einen sicheren Hafen«, meinte Kale.
»Ich will euch nichts vormachen«, erwiderte Drizzt. »Die Anhänger der Umberlee sind hartnäckig und grausam. Ihr werdet kämpfen müssen, aber seid gewiss, dass ihr würdige Kameraden vorfindet.«
»Auch dich?«, fragte Stuyles.
Drizzt nickte. »Zumindest vorläufig. Mich und meine Freunde. Wir haben den Bewohnern von Letzthafen bereits beigestanden und mit ihnen
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