Niewinter 4: Die letzte Grenze
getreten war.
»Dann müssen wir vielleicht alle nach Niewinter ziehen und bei Jelvus Grinch Zuflucht suchen, der uns ganz sicher mit Freuden willkommen heißen wird.«
Das brachte einige Leute zum Murren. Hatten sie dafür etwa all die Jahre in ihrer Stadt standgehalten?
Dorwyllan beruhigte sie. »Es musste etwas geschehen«, mahnte er sachlich. »Unsere Dauerfehde mit den Seeteufeln war ein langsames Sterben. Der Sieg über sie bedeutet, dass Letzthafen wieder da ist – oder endgültig am Ende. Wenn Drizzt in Luskan erfolglos bleibt, können wir in Niewinter oder Tiefwasser vor den Piraten Schutz suchen.«
»Hoffen wir, dass das nicht nötig ist«, sagte Drizzt. Er nickte und setzte sich in Bewegung. Entreri folgte ihm. Eigentlich rechnete Drizzt nicht mit einem Schlagabtausch. Schließlich hatte er Verbindungen zu Schiff Kurth geknüpft, dessen Stern am Aufgehen war.
Dahlia wollte sich Drizzt und Entreri anschließen, aber der Drow wehrte ab. »Wir haben nur zwei Reittiere und müssen uns beeilen, falls Luskan bereits dabei ist, eine Armada auszurüsten. Und ich brauche dich hier.«
»Ich reite mit dir. Andahar wird das kaum behindern«, widersprach sie.
Aber Drizzt schüttelte den Kopf. »Ich will ganz Luskan überzeugen, uns in Frieden zu lassen – auch Schiff Rethnor«, betonte er, um Dahlia daran zu erinnern, dass sie ebenfalls ihre Geschichte mit den Machthabern von Luskan hatte, die nicht immer positiv verlaufen war.
Dahlia kniff verächtlich die Augen zusammen. Es war eine Warnung für Drizzt, dass diese und andere Zurückweisungen der letzten Zeit ihrer Beziehung nicht guttaten.
Zu Drizzts Überraschung machte ihm das wenig aus. Eigentlich gar nichts.
Trotz aller Mühe konnte Beniago doch nicht so unruhig wirken wie der alte Ratgeber Klutarch, der tatsächlich von einem Fuß auf den anderen trat. Immerhin befanden sie sich in einem Weinkeller in Luskan und waren von einer Handvoll Drow-Söldner umringt.
»Wir kehren also zurück«, sagte Kimmuriel. »Unser Interesse an dieser Gegend ist wieder erwacht, und davon können Schiff Kurth und die anderen profitieren.«
»Ihr habt Euch also schon mit den anderen getroffen?«, vergewisserte sich Klutarch.
»Ist das erforderlich?«, fragte Kimmuriel.
»Nun, sie …«, begann Klutarch.
»Unwichtig.« Beniago schnitt ihm das Wort ab. »Unser guter Freund Kimmuriel hat uns gerade mitgeteilt, dass Bregan D’aerthes Rückkehr nach Luskan Schiff Kurth dazu verhelfen wird, sich über die anderen zu erheben. Die übrigen Hochkapitäne werden zustimmen – oder ihre Nachfolger.«
Klutarch brauchte offenbar einen Augenblick, um das zu verdauen, aber als ihm klar wurde, was diese Aussage bedeutete, hellte sich sein Gesicht kurzfristig auf.
Kurzfristig, denn Beniagos Worte enthielten natürlich auch eine ähnliche Drohung gegen Haus Kurth.
»Wir sollten Hochkapitän Kurth aufsuchen«, schlug Klutarch vor.
»Dann geht«, erwiderte Kimmuriel und starrte Beniago an, der sich räusperte und Klutarch wegschickte.
»Es gibt also noch etwas?«, fragte Beniago, nachdem er mit den Dunkelelfen allein war.
»Ihr scheint Euch an Eure helle Haut zu gewöhnen«, sagte Kimmuriel.
Beniago lachte, zog seinen Ohrring ab und löste damit die Illusion auf, so dass er in seiner wahren Drow-Gestalt vor Kimmuriel stand.
»Kurth wird zustimmen.« Das war eher eine Feststellung als eine Frage von Kimmuriel.
»Er ist ein Dickschädel, aber letzten Endes pragmatisch«, erwiderte Beniago.
»Seid Ihr andernfalls in der Lage, den Mantel des Hochkapitäns zu übernehmen?«
Diese Aussicht begeisterte Beniago wenig, aber er sagte: »Wenn Ihr es befehlt, selbstverständlich.«
»Hoffen wir, dass es nicht dazu kommt.«
»Es gibt also doch noch etwas«, folgerte Beniago.
»Euer Cousin, Tiago Baenre, hat sich mit den Xorlarrins in den Ruinen von Gauntlgrym häuslich eingerichtet«, erläuterte Kimmuriel. »Die Expedition scheint äußerst erfolgreich zu verlaufen.«
»Daher Bregan D’aerthes neuerliches Interesse an dieser Gegend.«
»Natürlich. Es gibt jedoch möglicherweise ein Problem. Euer Cousin Tiago interessiert sich für einen Abtrünnigen aus Menzoberranzan, der in dieser Gegend umherzieht.«
Beniago seufzte, weil er nur zu gut verstand, was das bedeutete. »Drizzt Do’Urden wird ihn töten, und dann zettelt Quenthel deswegen einen Krieg an.«
»Und ein Krieg wäre in diesem Fall schlecht fürs Geschäft«, sagte Kimmuriel.
»Was soll ich tun?«
»Schafft
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