Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nigger Heaven - Roman

Nigger Heaven - Roman

Titel: Nigger Heaven - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walde + Graf Verlag
Vom Netzwerk:
Hände. Sein rundes Gesicht und seine Glatze schienen vor Enthusiasmus zu leuchten. »J´aime beaucoup l´art«, fügte er dann hinzu.
    »Was war das?«, schrie Mrs Albright und schob das Hörrohr noch höher. »Was hat Orville gesagt, Hester?«
    »Er sagt, dass er die Kunst liebt, Mama.«
    »Ich auch …«, die alte Dame strahlte vor Freude. »Ich habe die Kunst schon immer geliebt, schon als Kind. In Washington – wo ich herkomme – haben die Leute, ich meine, die Leute, die wir kennen, Bilder an den Wänden, Gemälde! Erinnerst du dich an das Haus der Willetts, Hester?«
    »Aber natürlich, Mama! Was für eine Frage! Liebe Freunde von uns, die Willetts«, erklärte sie ihren Gästen. »Diese vornehme Eleganz! Dieser feine Geschmack!«
    »Die Willetts haben eine Gemäldegalerie, Mary«, fuhr Mrs Albright fort, »eine wundervolle, lange Galerie mit Ölgemälden von Bäumen und Vögeln. Keine Nacktheit. Nichts Ekelhaftes. Alles reizend und respektabel. Ich glaube nicht, dass ich hier jemanden kenne, der gute Bilder hat. New York ist da ganz anders als Washington«, seufzte sie.
    »Nehmen Sie zum Beispiel dieses Bild.« Hester deutete auf eine Leinwand mit einem Wasserfall, einer Schlossruine und einer ländliche Brücke, über die ein Milchmädchen mit einem Eimer ging. Es war etwa bereits das zehnte Mal, dass Mary aufgefordert wurde, es mit Andacht zu betrachten.
    »Dieses Bild«, fuhr Hester fort, »wurde Papa von einem Herrn verehrt, für den er ein Haus gebaut hatte. Es ist«, fügte sie beindruckt hinzu, »ein Ridgeway Knight.«
    »Très, très beau«, entschied Orville. »Ich habe es immer bewundert.«
    »Sehr hübsch«, brachte Mary mühsam hervor. »Wenn Sie so sehr an Kunst interessiert sind, kann ich Sie vielleicht dazu überreden, meine Ausstellung afrikanischer Skulpturen zu besuchen.«
    »Was war das?«, erkundigte sich Mrs Albright.
    »Eine Ausstellung in der Bücherei, Mutter.« Hester wandte sich zu Mary. »Afrikanische Skulptur! Dieses furchtbare und vulgäre Zeug!«
    »Also ich finde es ganz wundervoll«, sagte Mary vielleicht etwas hitzig.
    »Sie brauchen mich nicht anzubrüllen. Ich höre Sie sehr gut«, kreischte Mrs Albright wild. Wie fast alle Schwerhörigen konnte sie es nicht leiden, wenn ihre Gäste lauter sprachen.
    »Das ist die Arbeit von Heiden, von Wilden«, ereiferte sich Hester, »und es hat mit Kunst nichts zu tun.«
    »Sauvages!«, übersetzte Orville emphatisch, »sauvages!«
    »Sie waren unsere Vorfahren«, betonte Mary.
    »Natürlich«, erwiderte Hester, »jeder stammt von Wilden ab, wenn man weit genug zurückgeht, aber es ist sinnlos, so etwas auszugraben. Ich habe einmal so ein Geschöpf gesehen, und ich habe mich geschämt. Ein furchtbarer, wollhaariger Barbar! Er war direkt unanständig.« Sie schüttelte sich.
    »Obszön!«, war Orvilles Vorschlag.
    »Was war das?«, erkundigte sich die alte Dame. »Niemand scheint sich darum zu kümmern, ob ich höre oder nicht«, quengelte sie.
    »Afrikanische Skulpturen sind obszön«, schrie Hester.
    »Gesehen? Wo gesehen?«, wollte die Schwerhörige wissen und blickte energisch in alle Richtungen.
    »Nicht respektabel«, kreischte die Tochter.
    »Was ist nicht respektabel?«
    »Afrikanische Holzschnitzereien.«
    »Bei Gott nicht! Ganz sicher nicht«, verkündete Mrs Albright und fügte völlig indigniert hinzu:
    »Auf keinen Fall! In Washing …«
    Es kam zu einer willkommenen Unterbrechung. Es klingelte, und Conrad Gladbrook, ein schüchterner junger Lehrer, und seine Frau traten ein. Mary kannte sie nur flüchtig. Mrs Gladbrook war eine sehr schwarze, sehr kleine Frau, die die nervöse Angewohnheit hatte, den Kopf zurückzuwerfen und zu kichern, wobei zwei Reihen schöner weißer Zähne zum Vorschein kamen; ansonsten war sie nicht befähigt, eine intelligente Silbe auszusprechen. Mary war froh, kurz nach dem Erscheinen der Gladbrooks die Stimme von Webb Leverett an der Tür zu hören. Er konnte wenigstens singen.
    »Oh, Webb, ich bin so erfreut, dass Sie gekommen sind«, begrüßte ihn Hester. »Jetzt können wir endlich etwas Musik hören.«
    »Ist es denn dafür nicht etwas zu früh?«, warf Webb ein.
    »Natürlich, ich gebe Ihnen zuerst einen Kaffee.«
    Während Hester in der Küche war, saßen alle, mit der Ausnahme von Mrs Albright, mehr oder weniger verlegen herum. Ab und zu warf Mrs Gladbrook ohne Grund ihren Kopf zurück und kicherte. Zum Glück saß sie hinter Mrs Albright, die von Zeit zu Zeit grimmig ein »Ganz sicher

Weitere Kostenlose Bücher