Nigger Heaven - Roman
von Harlem?«
»Sie ist unglücklich, weil sie nicht weiß ist«, erklärte Mary.
»Unglücklich! Sie ist einfach nur verdrießlich!«, fuhr Olive fort.
»Das Komische an diesem Bleichgesichtsliebhaben ist doch, dass die Ofays nicht viel mit ihnen anfangen können. Hey! Hey! Ein neues Lied! Jetzt wird getanzt!«
»Tanz mit mir«, bat Byron sie.
»Junger Mann, ich bin Ihr williges Opfer!« Sie glitt in seine Arme, und sie verschwanden in der Menge.
»Willst du mit mir tanzen, Mary?«, sagte Howard.
Mary war einen Augenblick verwirrt. Es war ihr nicht in den Sinn gekommen, dass Byron manchmal mit einer anderen Frau tanzen könnte. Natürlich hätte sie wissen müssen, dass er nicht die ganze Zeit nur mit ihr tanzen würde. Aber dennoch … Sie nahm Howards Aufforderung an, auch wenn sie nicht besonders begeistert war.
»Ich habe keine große Lust zu tanzen«, sagte sie nach dem ersten Tanz. »Wir wollen uns setzen, Howard.«
Sie standen neben der Loge von Adora, die sie mit einem Glas in der Hand zu sich rief. »Kommen Sie, Mary! Wie geht es Ihnen?«
Sie betraten die Loge.
»Ich wette, Sie kennen alle hier. Nehmen Sie einen Drink!« Adora reichte Howard einen silbernen Flachmann.
»Piqua, besorgen Sie noch ein Glas!«
Mrs St. Paris gefährdete ihr malvenfarbenes Satinkleid, als sie auf den Knien unter einem Stuhl nachsah.
»Du kannst meinen Drink haben, Howard«, sagte Mary.
»Und meinen noch dazu?«, fragte Howard.
»Es ist reichlich da«, versicherte Adora. »Seien Sie nicht zimperlich.«
»Lassen Sie etwas für mich übrig!«, rief Lutie Panola und stampfte mit den Füßen auf den Boden.
»Sie sollten auf Ihr Gewicht und die Zuckerzufuhr achten«, gab Dr. Lister zu bedenken.
»Seien Sie nicht albern, George, damit fange ich doch nicht bei einer Party an.«
»Dann werden Sie wohl nie damit beginnen«, war Arabia Scribners Kommentar. »Sie haben doch keine einzige Party verpasst, seit Sie welche besuchen dürfen.«
»Ruhe!«, befahl Adora.
»Warum tanzen Sie nicht, Adora?«, fragte Mary, die sich auf einen leeren Stuhl neben Mrs Boniface gesetzt hatte.
»Wahrscheinlich aus demselben Grund wie Sie. Zu voll. Ich brauche Platz. Es ist zu heiß, um da herumzuschwirren. Nehmen Sie doch einen Drink.« Adora leerte ihr eigenes Glas.
»Nein danke. Davon wird mir nur noch heißer.«
Adora zog ihr Hermelincape fester um die Schultern. »Es ist richtig kalt, wenn man sitzt«, beklagte sie sich. »Es zieht durch das Fenster, und ich habe keine Lust mehr, jemanden zu bitten, es zu schließen. Haben Sie Rannie gesehen«, flüsterte sie Mary zu.
»Ja, in der Tat.«
»Dass er sich traut, zu einem Ball mit so einer zu kommen …«
»Wer ist sie?«
»Ein Flittchen, eine Kleine vom Strich. Ruby Silver. Er hält sie aus. Alle Welt weiß das, aber er bräuchte sie nicht vorzuführen wie eine prämierte Kuh. In mein Haus bringt er sie jedenfalls nicht mit.«
»Wer führt wen vor?«, wollte Alcester Parker wissen, der gerade die Loge betreten hatte.
»Ich, Loverboy, führe dich hinaus, wenn du dich nicht benehmen kannst«, sagte Adora streng.
Mary sah, wie Hester und Orville auf dem Tanzboden herumhopsten, als ob sie Seilspringen übten. Olive und Byron waren nicht zu sehen. Sie blickte sich um. Howard war verschwunden. Lutie sang ein Lied, das weder in Rhythmus noch Melodie etwas mit dem zu tun haben schien, was die Band spielte. Piqua und Arabia wachten wie Schutzengel über ihre begüterte Freundin.
»Tanzen Sie mit mir, Mary«, forderte Dr. Lister sie auf.
»Jetzt nicht, George, danke. Ich glaube, ich habe Kopfschmerzen. Adora, ich denke, ich benutze die Gelegenheit, um mich mit einigen Leuten zu unterhalten.«
»Kommen Sie doch nachher wieder«, forderte Adora Mary auf, als sie die Loge verließ. Sie ging an den Logen entlang den Gang hinunter. Auf der Brüstung versuchte ein ihr unbekannter junger Mann, den Charleston zu tanzen. An kleinen Tischen saßen Gruppen und tranken und schwatzten. Ihr Lachen übertönte die Musik. Die Band spielte immer noch, aber weder Ollie noch Byron waren zu sehen. Soll er doch nach mir suchen, dachte sie trotzig, aber sie zitterte vor Erregung.
Sie gab Mrs Sumner die Hand, die sich in ihrem Zobelmantel zurückgelehnt hatte und begrüßte dann Mrs Lorillard, die ungeschliffene Türkissteine um den Hals und scharlachrote Geranien am Gürtel trug.
»Es freut mich sehr, Sie wiederzusehen, Miss Love«, sagte Campaspe zu ihr. »Ihre Ausstellung hat mir sehr gefallen. Ich
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