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Nigger Heaven - Roman

Nigger Heaven - Roman

Titel: Nigger Heaven - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walde + Graf Verlag
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einem Dienstmädchen gehabt, aber davon und von anderen Abenteuern, deren trauriger Held er gewesen war, hatte sein Vater nie etwas gehört. Was sein Vater erwähnte, war im letzten Sommer in Philadelphia passiert. Er hatte sich in ein Verhältnis mit einer verheirateten Frau verstrickt, was ihrem Mann zu Ohren kam. Nur weil der Gatte um jeden Preis einen Skandal vermeiden wollte, war Byron so leicht davongekommen. Die Bedingung allerdings war, dass er Philadelphia verließ.
    Seine Freunde hatten sich dann gewundert, warum er nicht zu dem großen Howard-Lincoln-Footballmatch an Thanksgiving gekommen war und warum er seine Familie an Weihnachten nicht besucht hatte … Er blickte auf den Scheck und lachte. Fünfundzwanzig Dollar würden nicht lange vorhalten … »Mein Gott!«, stöhnte er, »ich habe nun wirklich versucht, Arbeit zu finden.« Er erinnerte sich an all die Anzeigen, auf die er geantwortet hatte, die erlittenen Demütigungen, die lange Reihe von Absagen, die in verletzenden Worten abgefasst waren. Er konnte den Gedanken kaum ertragen, in dieser Richtung erneut Anstrengungen zu unternehmen. Es war ihm jedoch bewusst, dass er sich bislang nur um Positionen beworben hatte, für die man Collegeabsolventen verlangte – weiße Collegeabsolventen. Er hatte sich noch nicht dazu herabgelassen, sich um Arbeit zu bemühen, die sein Vater so würdevoll »ehrliche Arbeit« nannte. Er fühlte, dass er fast lieber verhungern würde. Wozu hatte er denn überhaupt sein Examen gemacht, wenn es ihm nun nichts nützte? Ein Schwarzer mit einem Collegediplom, so hatten ihm alle versichert, hat einen großen Vorsprung vor seinen ungebildeten Brüdern, und man hatte auf die beträchtliche Anzahl Studierter verwiesen, die innerhalb ihrer Rasse so weit aufgestiegen waren, dass sie verhältnismäßig bequem und gut lebten und sogar von Weißen respektiert wurden. Ja, es gab genügend Beispiele dafür. Warum nur fiel ihm denn der Anfang so schwer?
    Sein Zimmer war so klein, dass er fast jedes Möbelstück berühren konnte, ohne von seinem Stuhl am Schreibtisch aufzustehen. Oft, wenn er zu schreiben versuchte, breitete er die Nachschlagewerke auf dem Bett aus. Streichhölzer konnte er auf der Kommode erreichen. Er ging jetzt zu ihr und holte aus einer Schublade einen Haufen mit Bleistift geschriebener Manuskripte.
    War er ein Schriftsteller?, überlegte er sich. Gab es eine Entschuldigung für ihn, weiterzuschreiben, die Blätter mit närrischen Hieroglyphen zu bedecken? So viele Erzählungen hatte er begonnen und so viele hatte er nicht abrunden können. Er überflog schnell einige Seiten. Die Geschichten fingen alle recht gut an, sagte er sich. Er hatte eine Begabung – seine Lehrer am College hatten ihm dies bestätigt – für Charaktere in Aktion, für zügige Beschreibung, manchmal auch für Dialog, aber er hatte offensichtlich kein Gefühl für Konstruktion. Ungefähr in der Mitte fielen die Erzählungen auseinander. Sie hatten kein Rückgrat. Die größte Schwierigkeit war aber, ein Sujet zu finden; es gab so wenig, worüber man schreiben konnte.
    Wie er es auch anfing, es blieb immer bei missionarischer Propaganda. Das Negerproblem schien stets über ihm zu schweben und gelegentlich, wie ein großer, schwarzer Vogel, sich in sein Herz zu krallen. Dieser Einfluss machte sich in seinen Geschichten immer wieder bemerkbar, und es war, davon war er manchmal überzeugt, der eigentliche Grund dafür, dass er keine besseren Texte schrieb. Ein wahrer Teufelskreis.
    Konnte er dieses Hindernis überwinden? Er musste widerwillig zugeben, dass dies einigen Schriftstellern seiner Rasse gelungen war, besonders Charles Waddell Chesnutt, ein Autor, mit dem die meisten Angehörigen der neuen Generation nicht vertraut waren. Byron selbst war durch einen weißen Lehrer am College auf seine Werke aufmerksam gemacht worden. Er nahm The Wife of his Youth vom Tisch und schlug es zum hundertsten Mal auf. Wie sehr bewunderte er die kühle Überlegtheit des Stils und das Formgefühl, vor allem aber den zivilisierten Geist dieses Mannes, der die Probleme seiner Rasse von einer olympischen Höhe aus betrachtet und sie in ein lebendiges und künstlerisches Drama verwandelt hatte. Nichts schien seiner Aufmerksamkeit entgangen zu sein, vom ärmlichen Leben der Arbeiter auf den Südstaatenplantagen bis zum Snobismus der hellhäutigen Schwarzen im Norden. Chesnutt hatte das ganze Feld überblickt und ruhig dargestellt, was er sah, was er dachte und was

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