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Nigger Heaven - Roman

Nigger Heaven - Roman

Titel: Nigger Heaven - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walde + Graf Verlag
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Geschenke, aber wer würde denn ihm etwas schenken? Lasca Sartoris! Wenn er sie nur näher kennenlernen würde! Das wäre für ihn ein Geschenk! Nie zuvor hatte er eine derart vitale Persönlichkeit getroffen, und dann dieses Goldbraun, seine Lieblingsfarbe …
    Marys Verhalten hatte ihn überrascht. Er hatte nicht daran gedacht, dass sie eifersüchtig sein würde. Ursprünglich hatte ihn an ihr die gelassene Einfachheit ihres Wesens angezogen. Sie war so ganz anders gewesen als die anderen Frauen, die er kannte … etwa Arline, der kleine Hitzkopf! Sobald er Mary kennengelernt hatte, war ihm klar, dass sie etwas Besonderes war, dass sie sogar eine gewisse Macht über ihn hatte, aber er hatte eigentlich nicht daran gedacht, sich mit ihr zu verloben. Er liebte Mary jetzt, weil er in ihr ein unerwartetes Feuer entfacht hatte, aber er wusste, dass diese Mary eine ganz andere war als die Mary, die bei Adora seine Aufmerksamkeit erregt hatte – eine leidenschaftliche, eifersüchtige Mary mit einem unangenehmen Besitzanspruch. Er war sicher, dass er sich dem wohl dauernd entziehen würde. Er war dazu verdammt, sie zu verletzen. Sie machte ihm Angst; ihre Verletzbarkeit ängstigte ihn. Er musste eben mit Frauen wie Lasca verkehren! Er konnte Frauen sowieso nicht widerstehen – goldbraunen Frauen, und Mary war auch goldbraun –, und eine Frau wie Lasca war für ihn unwiderstehlich. Er hatte sie allerdings nicht wiedergesehen. Zweimal hatte er bei ihr angerufen, aber die rätselhafte Auskunft bekommen, dass sie nicht in der Stadt sei. Er versuchte sich einzureden, dass er Mary eigentlich nicht verlassen wollte bei Gott, Lasca, die haben konnte, was und wen sie wollte, würde ihn nicht sehr ernst nehmen –, aber er musste ihr beibringen, dass er nicht ihr Besitz war.
    Und noch etwas anderes ärgerte ihn an Mary; ihre besitzergreifende Art hatte noch eine andere Dimension. Wie sein Vater gab sie ihm ständig Ratschläge, sagte ihm, was zu tun sei, um vorwärtszukommen. Beide schienen nicht zu sehen, was dieses Vorwärtskommen bedeutete. Es war für Mary ohne Zweifel relativ leicht gewesen, ebenso für seinen Vater. Sie konnten nicht verstehen, wie schwer es für ihn war. Sie konnten nicht verstehen, dass er diesbezügliche Anstrengungen unternommen hatte. Aber hatte er es versucht? Seine Gedanken begannen zu wandern. Was für einen Wert hatte das denn alles? Warum konnte er sich nicht anpassen und einfach ein verdammter Nigger sein, so wie der Rest der »guten« Nigger! Und Mary hatte nichts für Lokale übrig und würde immer verärgert sein, wenn er zu Boxkämpfen ginge – ach, er wollte ja Leanshanks Pescods nächsten Kampf sehen –, und dann die Frauen, die goldbraunen Frauen. Was würde Mary wohl …?
    Seine Wirtin klopfte an die Tür. Welcome Fox war eine auf einer Plantage in Tennessee geborene Frau mittleren Alters, die mit ihrem Mann in den Norden gezogen war. Er hatte als Kutscher gearbeitet; später fuhr er dann einen der Ford Crown Victorias, die damals die 5 th Avenue hinauf- und hinunterrollten. Vor zwei Jahren war er gestorben und hatte seiner Frau die Sorge für die beiden Kinder ihrer verstorbenen Tochter hinterlassen. Mrs Fox war jedoch immer sparsam gewesen und harte Arbeit gewohnt. Früher hatte sie durch Waschen und einfache Schneiderei ihr Einkommen verbessert. Jetzt vermietete sie Zimmer, um die Miete für ihre Wohnung zu bezahlen. Gelegentlich arbeitete sie auch tagsüber außer Haus. Wenn sie daheim war, lebte sie praktisch in der Küche, obwohl sie auch ein kleines Schlafzimmer für sich und die Kinder behalten hatte.
    »Herein!«, rief Byron.
    Als Mrs Fox die Tür öffnete, drang der Geruch von gebratenen Schweinekoteletts und gekochtem Kohl in das Zimmer. Eines der Kinder klammerte sich wie verzweifelt an ihre umfangreichen Röcke.
    »Da ist Besuch für Sie da«, kündigte sie an.
    »Wer ist es, Mrs Fox?«
    »Der Name fällt mir nicht ein. Der helle Herr, der so oft kommen tut.«
    »Mr Sill?«
    »Der ist es.« Ihr sympathisches Gesicht heiterte sich auf. »Taxis, lass Mamas Röcke in Ruhe. Das Kind lässt mir keine Minute Ruhe.«
    Noch bevor Dick Sill seinen Mantel ausgezogen hatte, sprudelte fast herausfordernd seine Neuigkeit aus ihm heraus. »Ich gehe zu den Weißen über!«, verkündete er.
    Byron sagte zunächst nichts. Er wusste nicht, was er antworten sollte. Dann sagte er: »Leg doch ab, Dick.«
    Sein Freund folgte der Aufforderung, setzte sich auf das Bett und zündete sich nervös

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