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Nigger Heaven - Roman

Nigger Heaven - Roman

Titel: Nigger Heaven - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walde + Graf Verlag
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eine Zigarette an.
    »Sie zwingen uns dazu, Byron«, fuhr er in einem trotzigen, aber auch rechtfertigenden Ton fort. »Sie zwingen uns dazu. Wir wollen es nicht. Ich will es auch nicht, aber sie zwingen uns dazu.«
    »Ich weiß«, sagte Byron. »Ich könnte es nicht tun, aber ich weiß.«
    »Buda Green hat einen weißen Mann geheiratet. Das gab mir zu denken. Er hat keine Ahnung, dass sie farbiges Blut in sich hat. Eines Tages traf ich sie auf der Straße. ›Warum geben Sie sich denn nicht als Weißer aus, Dick?‹, fragte sie mich. ›Sie sind hellhäutig genug. Von uns gibt es zehntausend in New York.‹ – ›Und wenn mich jemand verrät?‹, sagte ich. Sie lachte nur. ›Das wird niemand tun. Die Schwarzen halten die Ofays zu gern zum Narren, und wenn sie sehen, dass man das tut, lassen sie einen unbehelligt. Sie plappern nichts aus. Sie sind ein Trottel, wenn Sie es nicht tun. Ich gehe mit meinem Mann überall hin und niemand hat jemals den geringsten Verdacht geschöpft. Warum denn auch? Die Welt ist voll mit gemischtem Blut, Chinesen und Engländer, Indianer und weiße Amerikaner, Juden und Spanier …‹«
    »Ich habe irgendwo gelesen«, sagte Byron, »dass ein Mann die Theorie hat, diese Neigung der weißen Männer würde für unsere Frauen schließlich die Rassenfrage lösen. Wir gehen einfach alle in der weißen Rasse auf!«
    »Ja«, rief Dick erregt aus, »ich habe mich mit diesem Thema etwas näher beschäftigt. Neulich fiel mir ein Buch von Robert Graves, einem Engländer, in die Hände. Es heißt My Head! My Head! Ich schlug es an folgender Stelle auf: ›Nur zwei Frauen liebte Moses, und keinen Mann. Die Frauen waren Jochebed, seine Mutter, und die Äthiopierin, sein Weib …‹ Das interessierte mich, und ich las das Buch von Anfang an und entdeckte, dass es eine liebevolle, geschickte Darstellung der Geschichte des Moses war, wie sie Elischa der Schunemiterin, die denselben Namen wie Moses´ Mutter trägt, erzählt. Das Buch erklärt, dass es die Hilfe der Äthiopierin war, die an den Quellen des Nils zur Welt kam, die es Moses ermöglichte, die ägyptischen Plagen vorauszusagen, zum Teil durch ihr Voodoowissen, zum Teil durch Informationen, die sie von ihrem Stamm vor den Ägyptern erhielt.«
    »Aber das ist Erfindung! Das steht nicht in der Bibel!«, rief Byron. »Aber dennoch! Nun, der erste Vers des zwölften Kapitels des Buches Moses lautet: ›Und Miriam und Aaron sprachen gegen Moses wegen der Äthiopierin, die er geheiratet hatte, denn er hatte geehelicht ein äthiopisches Weib …‹ Und weil Miriam und Aaron sich gegen sie wandten«, fuhr Dick fort, »sagt uns die Bibel, dass Gott sie zu Aussätzigen machte. Das könnte einige der Fundamentalisten im Süden Kopfschmerzen bereiten. Die Heilige Schrift enthält nichts gegen Mischehen. Übrigens habe ich nach dieser Frau auch bei Flavius Josephus gesucht, und sie wird auch dort erwähnt. Ihr Name ist Tharbis.«
    »Du meinst also, dass …«
    »Ich meine, dass viele der Anhänger von Moses das getan haben, was Moses in Ägypten tat.«
    »Aber du willst dich doch sicher nicht als Weißer ausgeben, weil du die Bibel gelesen hast!«
    »Natürlich nicht! Es ist ganz zufällig gekommen. Du weißt ja, dass ich neulich meine Arbeit verloren habe. Ich habe dann eine neue gesucht. Ich las die Stellenanzeigen und ging von einem Büro zum anderen. Wurde immer abgewiesen, wenn ich sagte, dass ich ein Schwarzer bin. Schließlich kam ich in ein Büro, wo man sehr nett zu mir war und die Arbeit sich gut anhörte. Nach verschiedenen Fragen bekam ich die Stellung. Dann fragte mich der Chef: ›Sie sind recht dunkelhäutig. Sind Sie spanischer Abstammung?‹ – ›Meine Mutter war Spanierin‹, antwortete ich. Kannst du mir das übelnehmen?«
    »Nein, natürlich nicht. Niemals. Was ist das für eine Arbeit?«
    »Ich bin Privatsekretär. Mein Chef reist oft nach Europa. Wir fahren schon im April dorthin.«
    Byron verbarg sein Gesicht in den Händen und stöhnte. »Ich mache dir keinen Vorwurf, Dick. Aber ich selbst könnte es einfach nicht tun.«
    Etwas später, nachdem sein Freund sich verabschiedet hatte, nahm Byron ein Blatt Papier und einen Bleistift. Er blickte aus dem Fenster auf die kahle Mauer und versuchte seine Gedanken zu sammeln. Worüber konnte er schreiben? Was war ein interessantes Thema? Ihm fiel nichts ein.

Kapitel 2 Da Byron an frühes Aufstehen nicht gewohnt war, hatte er es für sinnvoll gehalten, einen Wecker zu kaufen. Er hatte ihn auf

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