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Nigger Heaven - Roman

Nigger Heaven - Roman

Titel: Nigger Heaven - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walde + Graf Verlag
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bewahrheiten sollte. Obwohl er bald den Fahrstuhl wie sein Lehrer führen konnte, wurde er am Ende der Woche entlassen. Wahrscheinlich hatte Joel dem Superintendenten gesagt, dass er ungeeignet sei. Und wieder begann die ermüdende Runde von einem Büro zum nächsten. Wieder musste er bittere Kränkungen einstecken, obwohl Byron irgendwie klar war, dass diese Demütigung zum großen Teil nur ein Produkt der durch seine Empfindlichkeit überreizten Einbildung war. Davon abgesehen war sein Herz noch weniger als zuvor bei der Sache, besonders weil sein Vater die Güte gehabt hatte, ihm noch einen Scheck – und mit einem noch höheren Betrag – ohne ein Wort des Ratschlags oder der Klage zu schicken.
    Er wünschte, dass Mary ebenso viel Verständnis für ihn hätte. Es schien unmöglich für sie, zusammen zu sein, ohne zu streiten. Nachdem dies mehrere Male geschehen war, sah er bis zu einem bestimmten Grad ein, dass es weniger Marys als seine Schuld war. Er war ihr zwar sehr verbunden, aber sie kritisierte ihn zu viel und stellte zu viele Ansprüche. Warum konnte sie nicht verstehen, dass er sich entwickeln musste? Kühle Überlegung sagte ihm oft, dass sie das tat, dass sie sich wirklich bemühte, ihm gegenüber gerecht zu sein, aber wenn er mit ihr zusammen war, nahm er ihr gerade das am meisten übel. Wie kam sie dazu, sich zu bemühen, gerecht zu sein? Dieses gönnerhafte Verhalten, diese Bevormundung – brachte ihn zur Raserei.
    Immer wieder kehrten seine Gedanken unweigerlich zu Lasca zurück. Die hätte sicher Verständnis für ihn. Sie war die richtige Frau für einen Mann. Er rief mehrere Male bei ihr an, erhielt aber immer die Nachricht, dass sie immer noch verreist sei und man nicht wisse, wann sie zurückkäme.
    Um seine depressive Stimmung zu bekämpfen, begann er einen Billardsaal zu besuchen, wo er sicher sein konnte, Bekannte anzutreffen, die sich freuten, ihn zu sehen, besonders wenn er einen Drink ausgab. Oft ging man danach in ein Nachtlokal, um bis in den Morgen hinein zu reden oder zu tanzen, so dass er erst am Nachmittag genügend Energie hatte, um die Arbeitssuche wiederaufzunehmen.
    Natürlich kam auch die Schreiberei nicht in die Gänge. Manchmal saß er eine Stunde an seinem Schreibtisch und versuchte, Wörter aneinanderzureihen. Diese Mühe führte zu nichts. Sein Geist war seiner Ansicht nach zu erregt, und das Leben verstörte ihn zu sehr, um ruhig denken zu können, und es war ihm klar, dass ruhiges Denken für einen Schriftsteller unentbehrlich ist. Dann war da die grundlegende und beunruhigende Frage eines geeigneten Themas. Er schien nicht imstande zu sein, sein Material ordentlich zusammenzustellen und eine Wahl zu treffen. Im College war es anders gewesen. Dort hatte er nicht versucht, belletristische Literatur zu schreiben. Er hatte über Stücke geschrieben, die er gesehen, oder über Ereignisse, die er auf der Straße beobachtet hatte. Hier sah er zu viel – zu viel und zu wenig. Er kannte die Gewohnheiten seiner Umgebung zu gut, und sie gingen ihm zu sehr auf die Nerven. Seine Wirtin und ihre Enkel waren ihm zuwider; sie waren so gutmütig und so gewöhnlich. Er hatte seine Mitarbeiter im Cletheredge Building gehasst; sie erinnerten ihn zu schmerzhaft an seine Rasse. Vor allem aber hasste er die jungen farbigen Schriftsteller, die sich gerade einen Namen machten. Mary hatte ihm oft empfohlen, dass er sie häufiger treffen sollte, aber er hatte das stets mürrisch abgelehnt. Er konnte den Gedanken nicht ertragen, dass sie vorwärtskamen, während er noch unten an der Leiter zu kämpfen hatte.
    Eines Abends kam ihm aber ganz unerwartet ein Einfall für eine Geschichte; eine Zeitungsnotiz hatte ihn darauf gebracht. Freudig erregt eilte er sofort zu Mary, um ihr die Neuigkeit zu erzählen. Er war ganz außer Atem, als er oben bei ihr ankam.
    »Was ist denn nur los, Byron?«, fragte sie, nachdem sie ihn geküsst hatte.
    »Ich habe eine wunderbare Idee für eine Kurzgeschichte, Mary!«
    »Das ist ja toll! Was ist es denn?«
    Er setzte sich, um zu überlegen. Die Einzelheiten waren ihm noch nicht klar, aber im Groben stand sie.
    »Also, ich nehme einen jungen Weißen, der in Lokalen in Harlem verkehrt, ein farbiges Mädchen kennenlernt und ein Verhältnis mit ihr hat. Sie treffen sich dauernd. Dieser junge Mann hat eine Schwester, eine Sozialarbeiterin. Eines Tages lernt sie einen intelligenten, jungen Farbigen kennen, der der gleichen Arbeit nachgeht. Sie interessieren sich

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