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Nigger Heaven - Roman

Nigger Heaven - Roman

Titel: Nigger Heaven - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walde + Graf Verlag
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schreiben würde, dass er einen Widerwillen für diese Leute empfand, weil sie schwarz waren. Ich kann den Gedanken nicht ertragen, ein Teil davon zu sein, seufzte er, und sie wiederum … Nun, er wusste schon, was sie dachten. Sie flüsterten, nickten verstohlen in seine Richtung, sie lachten und zwinkerten mit den Augen. Bald sprachen sie laut und ohne Umschweife über ihn. Er hörte Dinge wie: »Angeber« und »Wichtigtuer«, »ganz feine Nummer«, »Senfhaut«, »so ein Scheich von der Strivers´ Row« … Joel erlöste ihn. »Komm mit«, befahl er.
    Byron folgte ihm in seiner schlechtsitzenden, marineblauen und mit Messingknöpfen verzierten Livree. Joel führte ihn zu einem der Aufzüge und erklärte ihm, wie der Hebel zu bedienen sei. »Komm rein und fahr mit, ich zeig dir´s.«
    Das morgendliche Gedränge hatte begonnen. Makler, Rechtsanwälte, Stenographen und Laufburschen strömten in Scharen herein. Byron erstaunte die Geschicklichkeit, mit der Joel den Aufzug bediente. Für jeden, der ihn begrüßte, hatte er ein fröhliches »Guten Morgen!« bereit, während er auf jedem Stockwerk das eiserne Gitter auf- und zuschob und den Aufzug genau auf der richtigen Höhe zum Stehen brachte. Byron hatte das natürlich schon oft gesehen, sich aber nie Gedanken über die damit verbundenen Schwierigkeiten gemacht. Während die Stunden vergingen, blieb der Aufzug gelegentlich für ein oder zwei Stockwerke leer, und Joel ließ den Neuling den Lift bedienen. Aber trotz aller Bemühungen gelang es Byron nie, den Aufzug auf der richtigen Höhe anzuhalten. Er begann Joel mit verstohlener Bewunderung zu betrachten. Um zwölf Uhr meinte Joel: »Hol dir was zu essen.«
    »Wo?«, fragte Byron ratlos. Er kannte die Restaurants in dieser Gegend nicht. Das eine konnte zu teuer sein, das andere keine Schwarzen zulassen.
    »Hast du denn nichts mitgebracht?«
    »Nein. Ich wusste nicht, dass …«
    »Na ja, einer der Jungs wird dir schon was abgeben.« Joel setzte ihn im Kellergeschoss ab.
    Am Abend besuchte Byron wie gewohnt Mary. Er überlegte, wie er, da er jetzt Downtown arbeitete, diese Routine aufrechterhalten und auch noch etwas schreiben könnte. Er musste seine Zeit einteilen. Da sein Vater ihm kein Geld mehr schickte, reichte sein Gehalt nur knapp für den Lebensunterhalt. Gesellschaftliche Vergnügungen kamen jetzt nicht mehr in Frage, bis es ihm gelingen würde, eine Kurzgeschichte zu verkaufen.
    »Na«, sagte Olive, als Mary ihm die Tür öffnete, »wie geht es unserem Malocher? Ich werde dir einen Behälter für deinen Lunch schenken.«
    »Den Lunch habe ich heute vergessen«, sagte Byron lachend, »und ich musste aus dem Blechnapf eines anderen essen.«
    »Was sind das für Leute?«, erkundigte sich Olive.
    »Ach, wohl ganz in Ordnung. Aber du kennst diese Leute ja auch. Du arbeitest doch ebenfalls Downtown.«
    »Sie sind nicht überall gleich«, beharrte Olive. »Wie sind sie dort?«
    »Oh, ich könnte mit ihnen auskommen, aber sie halten mich wahrscheinlich für eingebildet. Meine Kleidung oder mein Englisch ist zu gut. Einer nannte mich einen Schnösel.«
    »Ich hätte dich warnen sollen«, sagte Howard. »Du musst in ihrer Sprache reden. Diese Unterschichtstypen können mit jemandem, der sich für etwas Besseres hält, nichts anfangen. Du musst dich anpassen.«
    »Ich mache halt alles falsch«, bemerkte Byron betrübt. »Und ich kann nicht ab morgen plötzlich Slang sprechen.«
    »Du kannst es an deinem nächsten Arbeitsplatz«, betonte Howard. »Mein nächster Arbeitsplatz?«
    »Aber sicher. Nach diesem Start wirst du dort nicht lange bleiben. Die werden dich schon kleinkriegen.«
    Das Telefon klingelte. »Hallo«, sagte Olive. »Ja, er ist hier. Einen Augenblick bitte …« Sie presste die Hand auf den Hörer. »Howard«, flüsterte sie, »es ist Mr Pettijohn.«
    Howard nahm das Telefon. »Hallo, Mr Pettijohn, sind Sie es? Sie möchten mich sprechen? … Wann? … Sofort? Das weiß ich nicht. Ich bin gerade mit einem wichtigen Fall beschäftigt. Ich muss ihn mit meinem Klienten heute Abend besprechen … Wirklich? … Nun, ich könnte es auf zehn Uhr verschieben und erst bei Ihnen vorbeikommen … Das werde ich tun, Mr Pettijohn.« Howard sprach mit Entschiedenheit. »Bei Ihnen? Gut, ich komme sofort vorbei.«
    Er legte den Hörer auf und drehte sich schnell den anderen zu. »Hurra!«, rief er, »hurra! Endlich habe ich mir Pettijohn geangelt. Er hat sich mit Mainwaring verkracht und ihn entlassen. Der King hat

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