Nigger Heaven - Roman
füreinander und wollen schließlich heiraten. Sie lieben sich …« Byron zögerte.
»Und dann?«, fragte Mary.
»Siehst du denn nicht, was geschehen würde? Der Weiße hat seine Beziehung von einem ganz anderen Standpunkt aus betrachtet. Es macht ihm nichts aus, ein farbiges Mädchen zu verführen, und die Tatsache, dass sie ihn aufrichtig liebt, ändert für ihn nichts an der Tatsache, dass es ein nicht ernst zu nehmendes Abenteuer bleiben muss. Der Wunsch seiner Schwester ist damit nicht zu vergleichen. Der Gedanke, dass seine Schwester tatsächlich einen Farbigen heiraten könnte, obwohl er gebildet ist und sie sich lieben, ist für ihn so grauenvoll, dass er den Verlobten seiner Schwester erschießt.« Einen Augenblick lang herrschte Schweigen.
»Es ist nicht nicht gerade die Art von Geschichte, die ich von dir erwartet hätte, mein Schatz, aber fange damit an und sieh zu, wie du damit weiterkommst.«
»Was soll das heißen: nicht die Art von Geschichte, die du von mir erwartet hättest!« Byron brauste sofort auf.
»Sei doch nicht so aufgeregt, Byron …« Mary zögerte einen Augenblick, dann sprach sie unsicher weiter. »Diese Propagandathemen sind sehr schwierig, Byron, weil es schwierig ist, ihnen eine menschliche Dimension zu geben. Sie werden so leicht melodramatisch und sogar billig. Wenn so etwas nicht mit einer hervorragenden Begabung geschrieben ist, wirkt es mehr wie das Buhlen um die Gefühle des Lesers, die von Rassenvorurteilen erzeugt werden.«
»Und du denkt, dass ich diese Begabung nicht habe!« Byron war empört.
»Das habe ich nicht gesagt, Liebster. Das habe ich überhaupt nicht gesagt. Ich weiß nicht, ob du es kannst oder nicht, aber ich meine, es wäre sicherer, wenn du über etwas schreibst, worüber du mehr weißt.«
»Glaubst du, dass ich davon nichts weiß? Ich habe dir doch gerade die Geschichte erzählt, oder etwa nicht?!«
»Es kommt nicht auf die Geschichte an, sondern auf die Umsetzung …« Mary sprach sehr sanft. »Natürlich kennst du die Psychologie des intelligenten Farbigen, aber so wie du die Geschichte erzählt hast, wäre er eine der unwichtigsten Figuren deiner Erzählung. Ich denke, du könntest auch die Einstellung des farbigen Mädchens darstellen, was allerdings schon schwieriger ist. Ich glaube aber nicht, dass du die Motive der weißen Protagonisten begreifen würdest. Dir ist doch klar, dass es nicht so einfach ist, die Einstellung der jungen Weißen so zu erklären, dass ihr Verhalten für den Leser glaubwürdig ist.«
»Ich habe nicht behauptet, dass es einfach ist«, murrte er, »aber du brauchst auch die Schwierigkeiten nicht zu übertreiben.«
»Lieber Byron, wir reden doch nur darüber. Ich möchte dir nur helfen. Was ist denn ihre Einstellung?«
»Sie liebt diesen Mann einfach!«
»Natürlich, aber du musst das dem Leser glaubhaft machen, und du musst ihn auch davon überzeugen, dass sie bereit ist, sich den Rassevorurteilen und den Konventionen zu widersetzen. Nehmen wir zum Beispiel ihre Familie …«
»Lieber Gott!«, schrie er. »Du kannst nichts anderes als mich entmutigen!« Gleichzeitig beschloss er, den Vater der jungen Weißen in die Erzählung einzubringen.
»Byron«, bat sie, »wir wollen uns doch nicht streiten. Ich kann es nicht ertragen.«
Er zog seinen Mantel an, und sie griff mit einer rührenden und bittenden Geste nach seinem Ärmel.
»Es scheint«, fuhr sie traurig fort, »dass wir uns in letzter Zeit nur streiten.«
»Es scheint so.« Sein Gesicht war hart.
»Byron, ich liebe dich so sehr. Ich möchte dir doch nur helfen. Darf ich das denn nicht?«
»Ich brauche deine Hilfe nicht.«
»Byron!«
»Du schämst dich für mich, weil ich nicht so schnell vorwärtskomme wie Howard!«
»Byron, ich bitte dich!«
»Und du hältst Rudolph Fisher für einen großen Schriftsteller, nur weil er im Atlantic eine miserable Geschichte veröffentlicht hat!« Sie schwieg.
»Ich werde mir deine verdammte Nörgelei nicht länger anhören. Ich weiß wohl besser als du, was ich kann. Du wirst schon sehen! Warte, bis du meine Geschichte gedruckt siehst! Dann wird es dir leidtun.«
»Leidtun! Liebster, ich würde mich so freuen!«
»Klar doch! Oder auch nicht! Lass mich gehen.«
»Byron, sei doch bitte vernünftig!«
»Lass mich gehen!«
Er riss sich von ihr los und knallte die Tür hinter sich zu, aber dieses Mal schämte er sich ein wenig und blieb im Flur stehen, vielleicht in der Hoffnung, dass sie ihn zurückrufen würde. Aber
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