Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nigger Heaven - Roman

Nigger Heaven - Roman

Titel: Nigger Heaven - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walde + Graf Verlag
Vom Netzwerk:
hinauf. Was konnte er jetzt anfangen? Er war kein Arbeiter. Er war ein Versager, was körperliche Arbeit betraf. Niemand würde ihm Arbeit geben. Zu gut für einen Hafenarbeiter, aber nicht gut genug für eine Arbeit, die seiner Ausbildung entsprach. Die falsche Hautfarbe.
    Einfach nur noch ein weiterer Nigger, und so stoßen und schlagen und treten sie mich und werfen mich hinaus. Geh woandershin und mach etwas anderes! Wo? Was? Mary wollte, dass er sich an die Sumners wandte, an diese verdammten Snobs! Er hasste sie alle, ob schwarz oder weiß. Alle hatten sich miteinander verschworen, um ihm immer wieder einen Schlag zu versetzen. Keine Hilfe, keine Hoffnung, nirgendwo. Einfach nur noch so ein Nigger!
    An der 59 th Street wurde er auf eine Streiterei zwischen zwei Straßenhändlern aufmerksam. Ihre Karren standen dicht hintereinander am Bürgersteig, und das große, weiße Pferd des ärmlichen hinteren Wagens kaute gleichmütig an den dunkelroten Blüten der Geranientöpfe auf dem vorderen Wagen. Der Blumenhändler, ein Italiener, schrie vor Wut und warf dem kleinen Juden, dem das Pferd gehörte, unverständliche Beschimpfungen zu. Der Jude lachte und unternahm nichts, um seinen Karren zurückzuschieben, Plötzlich zog der Italiener ein langes Messer aus seinem Gürtel und stieß es bis zum Griff dem Tier in die Brust. Es stöhnte schmerzlich und bebte, aber es blieb stehen. Ein breiter Blutstrahl schoss hervor wie Wasser aus einem Hydranten. Blut! Blut! Es strömte auf das Pflaster. Der Jude brüllte. Eine Menschenmenge bildete sich. Man verprügelte den Italiener.
    Byron stolperte weiter. Der Tag war klar und sonnig, aber kalt, die Luft frisch und schneidend, doch Byron war es so heiß, dass er den Mantel auszog. Blut! Er glaubte, sich übergeben zu müssen. Blut und Grausamkeit.
    Er war in einer Sackgasse. Er sah keine andere Lösung, als wieder nach Hause zu gehen und sich sein Scheitern einzugestehen, aber auch das war keine Lösung. Es bedeutete, dass er wieder ganz von vorn anfangen müsste, irgendwo anders in dieser herzlosen Welt der Schwarzen, fast Weißen und Weißen. Diese Welt, in der Pferde abgestochen wurden, die Geranien fressen. Er warf sich auf eine Parkbank und vergrub sein Gesicht in den Händen.
    Er fuhr auf, als ein Ruf ertönte, von dem er ahnte, dass er ihm galt. Er blickte auf und sah ein vor ihm haltendes Auto. Die Wagentür stand offen, Augen blitzten unter einer Zobelkappe, behandschuhte Finger winkten ihn zu sich. Was vom Gesicht zu sehen war, erkannte er nicht; der breite Kragen eines Zobelmantels verbarg das Kinn und umschmeichelte die Wangen. Dennoch kam er der Aufforderung nach.
    »Sie!«, rief er aus.
    »Ja«, antwortete Lasca. »Steigen Sie ein. Ich bin völlig durchgefroren und möchte die Tür zumachen.«
    Er gehorchte ihr. Der Chauffeur fuhr weiter.
    »Um Himmels willen, was machen Sie denn um diese Uhrzeit im Central Park? Sind Sie Waldarbeiter geworden oder Landschaftsgärtner?«
    »Ich muss wohl auf Sie gewartet haben!« Seine Stimmung verbesserte sich deutlich. Als er in die luxuriösen, weichen Kissen neben dieses schöne, in Zobelfelle gehüllte Geschöpf sank, schob sie ein Stück ihres Leopardenpelzrocks über seine Beine.
    »Ich habe Sie mehrere Male angerufen«, sagte er.
    »Ich war verreist, um mir amüsant die Zeit zu vertreiben, bis das Apartment eingerichtet ist. Ich kann Sylvia nicht lange ertragen, sie geht mir auf die Nerven. Kennen Sie sie?«
    »Nur oberflächlich.«
    »Ich habe langsam genug von ihr. Sie ist eine weinerliche Memme. Also fuhr ich nach Atlantic City.«
    »Aber die Wohnung?«
    »Oh, das wurde alles während meiner Abwesenheit erledigt. Ich habe einfach einem Innenaustatter gesagt, wie ich sie haben will – et voilà !« Sie machte eine ausladende Handbewegung, wie Byron sie bei der Bühnenschauspielerin Jane Cowl gesehen hatte. Eine derart imposante Geste war ihm im wirklichen Leben weniger vertraut. »Ich habe noch eine Besorgung zu machen und fahre danach in die Wohnung. Kommen Sie mit?«
    »Was für eine Frage!«
    Zum ersten Mal seit Wochen fühlte sich Byron besänftigt und beruhigt. Luxus wirkte immer beruhigend auf ihn, wenn ihm nicht das widerstrebte, was mit ihm verbunden war. An Lasca störte ihn irgendwie nichts. Sie war reich, amüsant, angenehm anzufassen, schön, verständnisvoll und duftete nach etwas, das wohl das neueste Pariser Parfüm war.
    Als der Wagen vor einem eleganten Geschäft in der 57 th Street hielt, stieg Lasca aus

Weitere Kostenlose Bücher