NIGHT SHOW - Thriller (German Edition)
erhob er sich vom Liegestuhl, stellte sich neben sie und nippte an seinem Wodka Tonic, als er in den Topf spähte. »Sieht gut aus«, fand er.
»Das ist ’ne echte Kalorienbombe, aber was soll’s? Haben wir uns verdient, oder?« Ein paar Blasen blubberten an die Oberfläche. Dani streckte die Hand aus und rührte um. Die Hitze sammelte sich an der Unterseite ihres Arms. »Ich glaube, wir sind bereit für die Steaks.«
»Ich bin mehr als bereit.«
»Würdest du das im Auge behalten? Rühr einfach ab und zu um.«
Nickend ergriff er mit der freien Hand den Löffel.
»Soll ich nachschenken, wenn ich schon reingehe?«
»Gern, danke.« Er trank sein Glas aus. Die Eiswürfel lösten sich vom Boden und purzelten ihm gefolgt von einem Schwall Schmelzwasser ins Gesicht. Überrascht sog er die Luft ein. »Die schlagen zurück«, jammerte er. Dann wischte er sich mit dem Handrücken einen Tropfen von der Nase und rieb sich den nassen Bart.
»Wie anmutig«, meinte Dani.
»Meine Spezialität.«
Sie nahm die beiden Gläser und schob das Insektengitter der Terrassentür zur Seite. Der Teppich fühlte sich nach dem rauen Beton gut an, die Kühle im Haus nahm sie auf ihrer von der Sonne erhitzten Haut als beinahe frostig wahr.
Dani schob die Gläser auf die andere Seite der Theke und wischte sich die nassen Hände am Bauch ab, wobei sie dunkle Schlieren auf der Haut hinterließ. Noch selten hatte sie sich so gut gefühlt: federleicht und entspannt, gewärmt von einem lauen Sommernachmittag, zwei Wodkas und ihrer neu entdeckten Nähe zu Jack.
Sie streckte sich und seufzte, als sie dabei ihre Muskeln spüren konnte. Durch das viele Schwimmen und die ausgiebigen Liebesspiele am Nachmittag fühlten sie sich straff und lebendig wie selten an. Sie konnte Jack immer noch in sich spüren.
Er hinterlässt einen bleibenden Eindruck, dachte sie lächelnd.
Dani trat hinter die Bar, um ihre Drinks nachzuschenken. Sie hielt gerade die Karaffe mit dem Eis in der Hand, als das Telefon klingelte. Rasch ließ sie die Würfel in die Gläser fallen, zuckte zusammen, als sie sich die kalten Hände am Bauch abwischte, und eilte zum Apparat hinüber.
»Hallo?«
»Hallo, Danielle.« Die Stimme klang jung, unangenehm und beinahe vertraut.
Ihr Magen zog sich zusammen. »Ja?«
»Weißt du, wer hier ist?«
»Nicht auf Anhieb«, erwiderte sie und fragte sich, ob irgendein Bekannter versuchte, besonders witzig zu sein. »Bekomme ich einen Hinweis?«
»Gestern Abend«, flüsterte der Mann. In der Pause, die danach entstand, hörte sie ihn atmen. »Das Restaurant. Der Leichenwagen.«
Ein Krampf durchzuckte ihren Bauch, die Beine schienen wegzusacken. Sie beugte sich über die Theke und stützte sich auf den Ellenbogen ab. »Wer ... wer sind Sie?«
»Der Meister des Schreckens.«
»Hä?«
»Ich verängstige Menschen.« Er sprach langsam, als wolle er die Bedrohung in seiner Stimme auskosten. »Ich beschere ihnen eine Gänsehaut. Ich lasse sie vor Angst schreien. Ich bringe sie dazu, sich vor lauter Schiss in die Hose zu machen.«
»Mich bringen Sie dazu, einfach aufzulegen«, gab Dani zurück und ließ den Worten Taten folgen. Dann kauerte sie sich hin und schlang die Arme um den Bauch. Das neuerliche Klingeln des Telefons ließ sie zusammenzucken. Es bimmelte beharrlich. Sie hielt sich die Ohren zu. »Aufhören«, flüsterte sie.
Plötzlich wurde ihr bewusst, welchen Eindruck sie auf einen stillen Beobachter machen musste. Wie sie hier so verängstigt am Boden kauerte.
Genau wie der Meister des Schreckens es gesagt hatte.
Schlagartig fühlte sie sich missbraucht. Wut verdrängte ihre Angst. Sie stand auf und griff entschlossen zum Telefon. »Hallo«, fauchte sie in den Hörer.
»Hallo, Danielle.«
»Was wollen Sie?«
»Habe ich dir Angst eingejagt?«
»Ja. Zufrieden?«
»Oh ja.«
»Gut. Wie wär’s, wenn Sie jetzt aus meinem Leben verschwinden?«
»Aber genau darum geht es doch, Danielle. Ich will in dein Leben. Wie hat dir meine kleine Überraschung gefallen?«
»Mir gefällt überhaupt nichts von Ihnen.«
»Das ist nicht besonders nett.«
»Ich mag es nicht, beim Abendessen überfallen zu werden. Ich mag es nicht, wenn ich verfolgt werde. Und ich mag es erst recht nicht, wenn man mir nachspioniert ...«
»Du bist nackt wunderschön.«
»Und Sie werden mächtig Ärger bekommen, wenn Sie nicht aufhören, mich zu belästigen.«
»Du solltest nicht wütend sein, Danielle. Du solltest dich eher geschmeichelt fühlen, dass ich
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