NIGHT SHOW - Thriller (German Edition)
nicht, zuzugeben, dass ich gewaltige Angst habe.
Aber wenn mich der Mörder aus dem Verkehr ziehen will, muss er mich zuerst einmal finden.
Ich hoffe, es macht euch nichts aus, dass ich mir euren »Notgroschen« aus der Kommode geborgt habe. Ich verspreche, ich zahle alles zurück, sobald ich kann. Außerdem habe ich die gesammelten Babysitter-Ersparnisse von meinem Bankkonto abgehoben. Es ist nicht viel, aber das Geld wird mich über Wasser halten, bis ich einen Job gefunden habe.
Mach dir übrigens keine Sorgen um dein Auto, Dad. Niemand hat es geklaut, ich habe es genommen. Ich schicke dir bald einen Brief, in dem ich dir genau verrate, wo ich es abgestellt habe. Das Ticket für die Ausfahrt aus dem Parkhaus werde ich natürlich beilegen.
Mir tut das alles sehr leid. Ich verspreche, regelmäßig mit euch in Verbindung zu bleiben, und ich komme zurück, sobald die Polizei unsere Stadt von diesem mörderischen Wahnsinnigen befreit hat.
Eure euch liebende
Linda
Sie legte die Nachricht auf die Kommode ihrer Eltern, dann öffnete sie die dritte Schublade von oben. Das Bündel von 20-Dollar-Scheinen verbarg sich wie üblich zwischen zwei ordentlich zusammengelegten Pullovern. Sie zählte nach. Zehn Scheine.
Die Smith & Wesson ihres Vaters fand sie in seiner Schrankablage. Sie stopfte die Waffe in ihre Reisetasche und zog den Reißverschluss zu.
Der Fußmarsch zum Big-Ten-Lebensmittelladen, den ihr Vater leitete, dauerte fast eine halbe Stunde. Unterwegs begegnete sie Ginger Jones. Die mollige alte Dame begrüßte sie herzlich wie eine langjährige Freundin. »Was siehst du doch hübsch aus! Wohin willst du denn so herausgeputzt, Mädchen?«
»Ich treffe mich im Laden mit Dad. Er fährt mit mir nach Buffalo, um meine Tante Vivian zu besuchen.«
»Oh, dann richte Vi bitte schöne Grüße von mir aus, ja?«
»Mach ich.«
Auf dem Parkplatz des Ladens sah sie sich rasch um und hielt Ausschau nach ihrem Vater. Er war nirgendwo zu entdecken. Sie stieg in sein Auto und fuhr zur Bank.
Der Angestellte hinter dem Schalter machte ihr keine Schwierigkeiten. Sie fettete ihre Brieftasche um 185,63 Dollar auf.
Anschließend brauste sie über die US 81. Anderthalb Stunden später löste sie einen Parkschein aus einem Automaten am International Hancock Airport in Syracuse. Akribisch notierte sie die Nummer des Stellplatzes auf dem Papierabschnitt, bevor sie zum Terminal ging.
Kaum hatte sie das Gebäude betreten, geriet sie in Panik.
Ich weiß überhaupt nicht, was ich machen muss!
Sie taumelte einen Schritt zurück. Noch hatte sie Zeit, nach Hause zurückzukehren und die Mitteilung auf der Kommode zu zerreißen ...
Nein!
Sie betrachtete die lange Reihe mit den Schaltern der Fluggesellschaften.
Was ist schon groß dabei? Ich brauche mir nur ein Ticket zu kaufen. Das tun die Leute doch ständig.
Wie zum Teufel geht so was?
Stell dich einfach irgendwo an. Der Rest geht dann ganz von allein.
Genau das tat sie. Ein junger Mann in einem TWA-Sakko lächelte sie an. »Kann ich Ihnen helfen?« Er zog aufmunternd eine Augenbraue hoch. Der Mann wirkte fröhlich und dienstbeflissen.
Linda entspannte sich ein wenig. »Wie viel kostet ein Ticket nach Los Angeles?«
»Erste Klasse oder Economy?«
»Eher Economy. Das ist doch am günstigsten, oder?«
»Genau. 149 Dollar für ein einfaches Ticket.« Er betrachtete ihre Reisetasche. »Wir haben einen Flug um 13:15 Uhr mit einmal Umsteigen in Pittsburg. Damit landen Sie um 13:43 Uhr Westküstenzeit in Los Angeles.«
»So schnell?«
Er lächelte. »Da sind drei Stunden Zeitverschiebung eingerechnet.«
Linda nickte und kam sich wie eine Vollidiotin vor.
»Hin- und Rückflug?«
»Nur hin.«
»Gut. Ihr Name?«
»Thelma Jones.«
Er begann, hinter dem Schalter auf einer Tastatur zu tippen. »Reisen Sie allein, Miss Jones?«
»Ja, nur ich.«
»Raucher oder Nichtraucher?
»Nichtraucher.«
Er tippte auf einige weitere Tasten, dann erkundigte er sich: »Möchten Sie Gepäck einchecken?«
»Ist es in Ordnung, wenn ich die in die Kabine mitnehme?«, fragte Linda und zeigte ihm ihre Tasche.
»Kein Problem.«
Sie öffnete ihre Brieftasche. »Wie viel macht das?«
»149 Dollar.«
Sie holte acht 20-Dollar-Scheine heraus.
»Also, Sie müssen in Pittsburg umsteigen. Unser Flug ist pünktlich, Sie sollten also keine Mühe haben, den Anschlussflug zu erwischen.«
Mit einem Nicken reichte sie ihm das Geld.
Schließlich hielt sie ihr Ticket und ihre Bordkarte in den Händen und
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