Night Sky 1 - Sklave des Blutes (German Edition)
getötet hatte? Dass er einen schlechten Charakter hatte, seine Familie vernachlässigte, seinen Bruder verraten hatte? Dass er hinterging und eine Gefahr darstellte? Dass er eine Menschenfrau liebte und sie umgebracht hatte?
„Würdest du jetzt bitte gehen, Jonas?“
An der Haustür drehte er sich um. „Danke, Fay. Leb wohl.“
Jonas saß wie betäubt in dem Ferrari und fuhr zum Baker Anwesen. Er hatte den Mörder gefunden, aber nicht den Grund … War es wirklich vorbei – alles?
Er wusste, dass er die Legende nur mit zwei Dingen erfüllen konnte: Mit Dads Siegelring, den er an den Feind verloren und mit Cira, die er auf dem Gewissen hatte.
An einer roten Ampel schloss er die Augen. Dads Tod war gerächt. Die Abmachung mit Byzzarus hatte er gehalten und ihm seinen Mörder geliefert. Alexander hatte endlich eine Frau an seiner Seite und würde mit ihr über das Erlebte mit seiner ersten Familie hinwegkommen. Auch Mom würde besser schlafen, zumal sie davon ausging, dass Alex mit Josephine die Legende erfüllte. Timothy dürfte unterm Strich sein eigenes Leben führen und Amy würde er noch außer Gefahr bringen. Ein weiteres Geschenk wollte er Alex auf der Hochzeit anbieten, danach brach seine Zeit an.
Wie gern hätte er Ny’lane Gutes getan, doch er besaß alles, was man kaufen konnte. Ihn von seiner Sucht nach dem weiblichen Blute zu heilen vermochte er nicht, da Nyl es nicht vorhatte. Von seiner Vergangenheit wusste er zu wenig, um ihn auf irgendeine Weise glücklich machen zu können. Sie waren sich ähnlich, kamen, gingen und taten, was sie wollten, hassten Schenkungen und Gefühlsduseleien, aber das war in diesem letzten Moment ein schwacher Trost.
Jonas hielt an und blickte auf den Beifahrersportsitz. Er hatte all seine Überredungskünste bei Alexander einsetzen müssen, damit dieser ihm lange genug zuhörte, um von dem Gespräch mit der Gestaltwandlerin Fay und ihrem Geständnis, dass ihrMann Diandro umgebracht hatte, erzählen zu können. Danach berichtete er von der Tragödie, die sich im Hause Fontaine abgespielt hatte und versuchte, ihm so sanft wie möglich zu erklären, was Josephines Mutter Elena-Joyce getan hatte. Byzzarus’ Vergangenheit belastete auch seinen Bruder und es quälte Jonas, Alex kurz vor seiner Hochzeit hiermit zu behelligen. Doch sein Zeitplan war straff und er ahnte, dass es dem Schattenwandler eine Art Schmerz zufügte, verweilte er weiterhin auf der Erde. Allein ihm zuliebe musste er sich beeilen. Er versetzte Alexander hinterrücks in Trance, verfrachtete ihn in den Wagen und fuhr los. Als er Byzzarus wie vereinbart anrief, um nach dem Treffpunkt zu fragen, bat dieser ihn, Amy Evans abzuholen und mitzubringen. Weshalb, verriet Byzz nicht. Zum Glück waren Nyl und sie sich wohl nicht grün, denn sein Gedanken lesender Kumpel hielt sich nicht in der Luxuswohnung auf, sondern trieb sich in Hörweite herum. Er hatte ihm telefonisch mitgeteilt, dass er die Journalistin abholte.
Amy lag in entspannter Haltung auf Alexanders breitem Körper – beide in Hypnose. Was hatte Byzzarus vor? Weshalb brauchte er Ciras Freundin, um seinen Bruder und ihn zu ihrem Dad in die Schattenwelt zu führen? Hatte sie mit seinem Tod zu tun?
Jonas stieg aus, nahm die Gegend in Augenschein, in die weder sein Ferrari noch sein Anzug passten. Der Mond erhellte den aufsteigenden Bodennebel, der die weitläufigen Wiesen bedeckte. Ein Bach säuselte träge unter einer Holzbrücke hindurch – der Treffpunkt. Kühler Wind ließ die Nebelschwaden wabern, formte aus Bäumen Riesen, aus Sträuchern Gargoyles und Byzzarus’ schmächtige Gestalt, die ihm auf den vom Nichts verschluckten Schotterweg entgegenkam.
„Sei gegrüßt, mein reiner Freund.“
Die Stimme des Schattenwandlers klang schalkhaft wie immer, doch schwang ein Hauch von Traurigkeit mit.
„Hallo Byzzarus. Darf ich meine Mitbringsel erwecken?“
„Sicher, sicher.“
Jonas hob Amy von Alexander herunter und überließ ihr sanft ihr Bewusstsein, bevor er sie auf die Füße stellte. „Alles okay? Wir sind da.“
„Byzz“, wisperte sie, nachdem sie sich unsicher umgesehen hatte und rannte auf den schattenhaften Mann zu.
Hatte Jonas sie deshalb mitbringen sollen? Ein Schattenwandler und ein Mensch? Er weckte seinen Bruder und hielt ihn an den Schultern fest, ehe er sich in seinem verwirrten Zustand auf Byzzarus’ oder Amys Hals stürzen konnte. Doch nichts dergleichen geschah.
„Erklär mir das!“
Byzzarus trat mit Amy im
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