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Night Sky 1 - Sklave des Blutes (German Edition)

Night Sky 1 - Sklave des Blutes (German Edition)

Titel: Night Sky 1 - Sklave des Blutes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Madea
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sapiens, das Riskieren des Entdecktwerdens und vor allem das Spenden reinen Blutes, das von den Medizinern der Menschen hätte nachgewiesen werden können, darf keinesfalls ohne Konsequenz bleiben. Da Sie dafür gesorgt haben, dass sämtliche Passagiere unverletzt und bar jeglichen Misstrauens den Erdboden erreichten, haben wir jedoch entschieden, von einer harten Bestrafung abzusehen.“
    Sie wussten es! Acht fremdartige Klänge, animalisch und gesittet, fest und flüssig, leicht und heiß, geborgen und hell säuselten durch die Höhle, schienen ihn wie ein feinmaschiges Netz zu durchdringen, zu zerschneiden und rissen jäh ab. Jonas fröstelte es entgegen seinem Willen. Furcht vor der Strafe, aber vor allem Reue für die Tat, überfluteten ihn. Eine einzelne Träne rollte ihm die Wange hinunter und erst das hauchzarte Platschen, als sie auf dem Boden aufschlug, holte ihn ins Hier und Jetzt zurück.
    „Wir verurteilen Sie zur lebenslangen Askese dem Homo sapiens gegenüber, was das Maß über die Nahrungsaufnahme hinaus betrifft. Der Schwur wird vor ihrem Ich vollzogen und durch Sie besiegelt. Jonas Baker, nehmen Sie die Buße an?“
    Er zeigte keinerlei Regung, war verwirrt, verstand nicht alles, was sie sagte, doch in seinem Inneren breitete sich rasend Erleichterung aus. Wahrscheinlich hätten sie mit dieser körperlichen und geistigen Enthaltsamkeit den Menschen gegenüber jeden Vampir in eine Art von Hölle geschickt – nur nicht ihn. Er befand sich bereits dort.
    Er verneigte sich tief vor der undurchdringlichen Finsternis, welche die Fürsten schützte. „Ja, ich beuge mich dem Urteil des Rates.“ Als er sich aufrichtete, erhob sich rechts seines Blickfeldes plötzlich ein nachtschwarzes Tuch wie von Geisterhand. Er erschauderte, als er begriff, wer sich offenbarte. Er hatte den Mythos für blödsinnige Gerüchte gehalten, aber als diese zerbrechlich wirkende Hutzelgestalt auf ihn zuschwebte, wusste er, dass er sich geirrt hatte. Er spürte die Präsenz nicht und einer der acht Fürsten war es nicht.
    Sein Impuls riet ihm, wegzulaufen, sich schleunigst aus dem Staub zu machen, doch das wäre mehr als töricht und ebenso sinnlos. Wenn es stimmte, was man über den Ältesten munkelte, war er mächtiger als jedes andere Wesen des Universums, erbarmungslos und unbeugsam, unsterblich und überall. Jonas entwand seinen Geist aus der Umklammerung des Schocks und neigte das Haupt. Er hatte weder eine Ahnung gehabt, dass er heute dem Quell seiner Rasse begegnen würde, noch dass dieser Mythos wahrhaftig existierte. Zu sorgen brauchte er sich nicht, weil es eine Leichtigkeit sein würde, sich an diesen Schwur zu halten. Er benötigte die Menschen nicht, außer als Nahrungsquelle.
    Ein gedämpftes Lachen erfüllte die Höhle, das samtige Geräusch schien keine Wände zu finden. Die verhüllte Gestalt, von der er bloß den Umriss erkannte, lachte ihn aus, verspottete ihn. Ohne, dass er es erahnt oder gesehen hätte, stand das Geschöpf bei ihm, packte sein Handgelenk und schlug die Fänge tief in seine Vene. Seinem Instinkt folgend riss er den Arm zurück, doch die Kraft der klauenartigen Hände band ihn wie Stahlmanschetten an den Mund, der ihm den Lebenssaft aussaugte. Jonas schwindelte es. Der Fluch wurde durch Blut besiegelt, wie alles, was unvergänglich und unumstößlich war bei Vampiren.
    Du bist vermessen, zu denken, ich wäre ein Vampir, weil du einer bist!
    Jonas erstarrte, als er die leise Stimme in seinem Kopf vernahm. Der Älteste hatte recht. Er ging davon aus, allein wegen des Bisses, gleichzeitig wusste er, dass hinter dem Ältesten viel mehr steckte, etwas, das den Verstand eines Wesens überstieg.
    Die Zungenspitze glitt über die Innenseite seines Handgelenks, die Wunde verschloss sich spürbar. Die Krallen hielten ihn fest und er starrte wie betäubt auf die schmächtige Gestalt hinunter, die wieder ihr flüssiges Lachen erklingen ließ, als sie Jonas’ Hand auf ihre legte. Unendliche Kraft befand sich in diesem dürren Ärmchen, der – oder sollte er ‚die‘ sagen? – Älteste kontrollierte ihn. Der Zeigefinger der freien Klaue schwebte über seinem Handrücken, ein Blutstropfen sammelte sich an der Spitze und setzte sich warm und angenehm auf seine Haut. Er küsste den Tropfen fort. Langsam hob sich der Kopf unter dem schwarzen Tuch. Andere behaupteten, der Älteste hätte eine entstellte Fratze, doch Jonas glaubte nicht daran. Er sah auch nur gähnende Leere und einen hell leuchtenden

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