Night Sky 1 - Sklave des Blutes (German Edition)
verstecken.
Jonas hatte das unterste Parkdeck erreicht und hielt Ausschau nach der Tür, die ihm sein nächster Kontakt per Telefon beschrieben hatte. Er fand sie, als zwei aufgetakelte Frauen zielbewusst auf eine Wand zuliefen. Eine trug ein Minikleid, das sie sexy formte. Er schlüpfte nach den Menschen durch die verborgene Tür und Chill-out-Musik drang an sein Gehör, obwohl er noch eine Weile einem Flur folgte, in dem mehr Kameraattrappen hingen als Originale in einer Bank.
Jonas besuchte das ‚Out‘ zum ersten Mal. Anscheinend ein Geheimtipp, da vor dem abgesperrten Eingang unzählige Personen standen und saßen, rauchten, lachten und sich alles mögliche Zeug reinzogen. Er drängelte sich bis zu einem Türsteher durch, der sogleich Unterstützung von zwei weiteren erhielt, als Jonas sich vor ihm aufbaute. Sie befanden sich etwa auf Augenhöhe. Er roch nach Speed und Leder auf verschwitzter Haut, zu dem gesellte sich ein Hauch Testosteron, was Jonas die Mundwinkel dünn emporziehen ließ.
„Stell dich gefälligst hinten an, Kumpel.“ Der Rausschmeißer hob die Pranke und hielt sie ihm vor die Brust, ohne ihn zu berühren.
Ob er spürte, wen er vor sich hatte? Aber das Blut des Vampirs war derart mit dem der Menschen verflüssigt, dass er noch einen Wink mit dem Pflock benötigte. Jonas trat einen Schritt vor, Gesicht vor Gesicht, kniff die Lider zusammen. Er war geladen genug, um die Verwandlung vorzunehmen. Jedem Wesen würde auffallen, dass die Fangzähne außerordentlich lang hervorstachen, das Zeichen eines Reinblüters. Jonas las Erkennen und das aufbauschende Gefühl der Unsicherheit.
„Du musst trotzdem …“
Jonas legte einen Schein in das Fach des Kassenhäuschens und lächelte, die Reißzähne waren verschwunden. „Selbstverständlich.“ Sein Lächeln erstarb und er begab sich zur allumfassenden Bar aus Chrom und Glas, die gut besucht keinen Platz für ihn freihatte. Tänzer mit offenen Augen und klarem Verstand wichen vor ihm zurück. Menschlicher Instinkt, sie waren gut beraten, darauf zu hören. Ihm sollte heute besser niemand in die Quere kommen.
Der Kellner kam, er zögerte nur einen Moment und bestellte einen doppelten Jim Beam Green Label. Der Gedanke, dass er das Loch im Magen füllen würde, war absurd, es funktionierte nicht. Er kippte den milden Inhalt ohne zu schlucken hinunter und zeigte an, dass er gleich einen Weiteren bringen sollte, während er ausreichend Bares über die Theke schob. Zumindest wärmte der Bourbon sein Inneres kurzfristig auf. Der halb volle Tumbler kam, Jonas lehnte sich mit der Hüfte an die Bar und schwenkte die topasfarbene Flüssigkeit, deren Aroma nach Karamell und Vanille ihn früher oft begleitet hatte.
Nach dem Gespräch mit dem Druiden hatte er sich mit einem widerwärtigen Dhampir getroffen. Abstoßend, aber der beste Detektiv, den San Francisco zu bieten hatte. Der Wichser hatte genügend Geld erhalten, um sich zur Ruhe zu setzen und mit nur wenigen Informationen aufwarten können. Diandros Werdegang, eine Liste der Geschäftspartner des Baker Konzerns, eine unvollständige der Trauergäste der Beerdigung, aktuelle Presseartikel über den Tod, aus Zeitungen und Zeitschriften herausgerissen, und die Untersuchungsergebnisse der Menschen. Das Interessanteste war noch, dass angeblich sieben Gestaltwandler in und um San Francisco herum existierten. Sie hielten sich gern auf dem Land auf, in der Nähe von Parks oder Zoos und lebten zurückgezogen, friedlich, im Schatten der Gesellschaft. Namen und Adressen hatte er keine, könnte sie aber mit ein bisschen mehr Zeit und ein bisschen mehr Kohle beschaffen. Jonas hätte ihn fast ausgesaugt, als er ihn an die Wand des schäbigen Zimmers knallte und der ihn nur höhnisch auslachte. Der Dhampir wusste, dass ein Mord, von einem Baker durchgeführt, ihm im Augenblick nicht ins Konzept passte.
Gottverflucht, wo blieb der Respekt vor der Reinheit? Er knurrte. 200 Jahre hatte er buchstäblich alles getan, jedoch stets seine Herkunft verleugnet und jetzt war er keine zwei Wochen zurück in den Schoß seines Geblüts gekehrt und meinte, er wäre wieder etwas Besseres. Düster starrte er in die klare Flüssigkeit. Er widerstand dem Drang, das dickbauchige Glas zwischen den Fingern zu zerquetschen. Ihm war schon mulmig zumute, die Hände blassgrau, wobei er sonst eine dunkle Hautfarbe hatte. Jedes Mal dasselbe, jedes Mal eine Qual. Bei dem flüchtigen Gedanken, warum er sich nicht einfach irgendjemanden
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