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Night Sky 1 - Sklave des Blutes (German Edition)

Night Sky 1 - Sklave des Blutes (German Edition)

Titel: Night Sky 1 - Sklave des Blutes (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Madea
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nicht mehr über den Weg. Das war ihr in ihrem ganzen Leben noch nie passiert, sie hatte sich auf niemanden sonst verlassen oder verlassen können, nur sie war ihr unerschütterlicher Anker, ihre verborgene Schutzhöhle gewesen. Seit der Flugzeugentführung schien sie auf zweierlei Arten angreifbar geworden zu sein. Ihr sicheres Schneckenhaus stand nicht mehr fest auf dem Boden verankert, sondern schwankte wie eine Nussschale auf dem Ozean bei Windstärke acht. Orkanböen rüttelten an dem Dach und trugen Ziegel fort, ließen das Mauerwerk bröckeln, verletzten den undurchdringlichen Panzer, ihre Schutzhülle riss stückchenweise entzwei.
    Und als wäre das nicht genug, gab es da noch Jonas, der ohne zu fragen durch ihr hermetisches Netz geflutscht war und ihr Inneres berührte, ihre Träume unverschämt aufwühlte. Sie mochte niemanden zu nahe an sich heranlassen und über sich und ihre Taten Rechenschaft ablegen müssen. Doch dieser unheimliche Mann weckte Gefühle, von denen sie nicht geglaubt hatte, sie empfinden zu können. Sie wollte von ihm im Arm gehalten werden, er sollte sie niemals loslassen, sie beschützen, vor allem, vor jedem. Sie fühlte sich bei ihm geborgen. Von der dramatisch erotischen Anziehungskraft mal abgesehen. Er näherte sich ihr und sie stand in Flammen. Eigentlich unmöglich.
    Er war zu gut, um wahr zu sein. Es stimmte irgendetwas nicht und bei ihm schrie es danach, dass er Böses verbarg. Obwohl er sie gerettet hatte, und sie ihm nichts als Dankbarkeit entgegenbringen müsste, strahlte er für sie eine Gefährlichkeit aus, die sie zum einen lüstern anzog, zum anderen abstieß und ihr eiskalt den Rücken runterjagte. Ich habe mich darum gekümmert … hatte er gesagt. Oh mein Gott, was hatte er getan? Wo hatte er den Angreifer hingebracht, wie das Blut beseitigt? Wie sie im Nachhinein rekonstruierte, war sie ungefähr zwanzig Minuten weggetreten gewesen.
    Genauso unmöglich wie seine Wirkung auf sie war, dass sie ihn zu spüren schien, bevor sie ahnte, dass er in der Nähe war. Wenn sie ihn noch nicht sah, reagierte ihr Körper bereits. Es kam ihr vor, als wären ihre Nervenzellen auf Jonas’ Funkfrequenz eingestellt und sobald er sendete, empfing sie, unzweifelhaft erotisch, besitzergreifend, elektrisierend.
    Sie war sich gleichermaßen im Klaren darüber, dass er sie zwar gerettet hatte, sie aber distanziert auf Abstand hielt und nichts für sie empfand. Kein Wunder, so wie er aussah. Er hatte mit Sicherheit in jedem Hafen eine Braut. Es war demütigend und absolut dämlich, sich Gedanken über diesen Mann zu machen, der einzig eine Gabe zu haben schien, sie aus peinlichen und lebensgefährlichen Situationen herauszuboxen. Da sie seine Nähe spürte, schnappte er wohl ebenso ihre Schwingungen aufund wusste, wenn sie in Gefahr schwebte. Warum nicht? Klang etwas esoterisch, doch weshalb sollten Menschen, die sich vorher noch nie begegnet waren, sich nicht zu Hilfe eilen?
    Cira wälzte sich in dem Einzelbett herum, starrte auf den Wecker auf dem Nachttisch. Er zeigte Mittagszeit an und sie verspürte nicht den geringsten Hunger, keine Lust, aufzustehen, die Vertikaljalousie zur Seite zu ziehen oder sich die Zähne zu putzen. Sie umklammerte die Knie, damit sie das Zittern unterband. Die Bilder des Angriffs rauschten an den geschlossenen Augen vorüber und die Panik sprengte die mühsam aufgerichtete Schutzhülle erneut. Sie wurde wahnsinnig, durfte nie mehr fliegen, sie dürfte überhaupt niemandem begegnen, sie war eine Gefahr für alle, sah Dinge, die nicht der Wirklichkeit entsprachen, fühlte Schmerzen, wo keine Wunden existierten, erlebte Sachen, die nicht geschehen konnten. Und doch stieg sie in den Flugsimulator, trainierte routiniert, riss sich zusammen, brachte virtuell Reisende, Maschine und sich heil in die Lüfte und zurück zur Erde. Gestern war sie als Passagier nach Dallas geflogen, um sich zu beweisen, dass sie es durchhielt. Vor Scham legte sie die Handflächen auf die Schläfen. Was sollte sie tun? Sie hatte nur ihren Job. Wenn sie den verlor, und das würde sie, falls sie jetzt zusammenbrach, hätte sie nichts mehr, würde in einer ihrer Wohnungen vergammeln, durchdrehen, sich brabbelnd die Haare ausreißen.
    Sie drehte sich zur Seite, strampelte die Bettdecke weg und widerstand knapp der Versuchung, sich die Haare zu raufen. Über diese groteske Situation musste sie lachen. Nein, sie brauchte die Ablenkung, das gewohnte Leben um sie herum, damit sie sich ein wenig

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