Night World - Retter der Nacht
du mit jemandem darüber reden musst - dein Vater kennt ein paar sehr gute Therapeuten.«
Sie meinte natürlich Therapeuten, die Vampire waren. Die ihm die Flausen austreiben würden, dass Menschen zu etwas anderem dienten als zu Nahrung.
»Ich weiß, dass du genauso wenig Ärger bekommen willst wie ich«, fügte sie hinzu. »Es fällt nämlich alles auf die Familie zurück.«
»Klar.« James zuckte mit den Schultern. »Ich muss jetzt weg. Grüß Dad bitte von mir.«
Er küsste die Luft neben ihrer Wange.
»Ach, übrigens«, sagte sie, während er sich zur Tür wandte. »Dein Cousin Ash wird nächste Woche kommen. Ich glaube, er würde gern bei dir wohnen, und dir könnte etwas Gesellschaft guttun.«
Nur über meinen untoten Körper, dachte James grimmig.
Er hatte Ashs Drohung, ihn zu besuchen, ganz vergessen. Aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um zu streiten. Er ging aus der Tür und fühlte sich wie ein Jongleur, der zu viele Bälle gleichzeitig in der Luft hat.
Wieder im Auto, nahm er sein Handy, zögerte und steckte es wieder weg. Die Anrufe hatten nichts gebracht. Es war an der Zeit, die Strategie zu ändern.
Okay, keine halben Sachen mehr. Ein direkter Angriff dort, wo er am meisten nutzen würde, war jetzt an der Reihe.
James dachte ein paar Minuten nach, dann fuhr er zum McDonnell Drive und parkte nur ein paar Häuser von Poppys Haus entfernt.
Und dann wartete er.
Er war bereit, die ganze Nacht dort sitzen zu bleiben, wenn es nötig war. Aber er brauchte es nicht. Kurz vor Sonnenuntergang wurde die Garagentür geöffnet und ein weißer Mini fuhr heraus. James sah einen blonden Jungen hinter dem Steuer.
Hallo, Phil, nett dich zu sehen, dachte er ironisch.
Als der VW wegfuhr, folgte er ihm.
KAPTITEL ACHT
Der VW bog in den Parkplatz vor Wal Marts ein und James lächelte. Hinter dem Supermarkt gab es einen netten, einsamen Ort und es wurde bereits dunkel.
Er parkte sein Auto hinter dem Gebäude, stieg aus und ging zum Hauptausgang. Dort legte er sich auf die Lauer. Als Phil mit einer Papiertüte herauskam, sprang er ihn von hinten an.
Phil schrie auf und wehrte sich. Dabei ließ er die Tüte fallen. Die Sonne war jetzt untergegangen und James war im Vollbesitz seiner Kräfte.
Er zerrte Phil hinter den Supermarkt und warf ihn neben einer Mülltonne in klassischer Polizeimanier mit dem Gesicht voran gegen die Mauer.
»Ich lasse dich jetzt los«, sagte er. »Versuch nicht wegzulaufen. Das wäre ein Fehler.«
Phil spannte seine Muskeln an, als er die Stimme erkannte, und stand ganz reglos da. »Ich will gar nicht weglaufen. Ich möchte dir die Fresse polieren, Rasmussen.«
»Versuch’s ruhig.« James wollte noch hinzufügen: ›Tu mir den Gefallen‹, aber er überlegte es sich anders. Er ließ Phil los, der fuhr herum und sah ihn voller Abscheu an.
»Was ist los? Sind dir die Mädchen ausgegangen, mit denen du’s in dunklen Ecken treiben kannst?«, keuchte er.
James biss die Zähne zusammen. Es brachte überhaupt nichts, wenn sie sich gegenseitig beschimpften. Aber er merkte schon, dass es schwer sein würde, sein Temperament im Zaum zu halten. Phil löste diese Reaktion immer in ihm aus. »Ich hab dich nicht hergebracht, um mich zu prügeln. Ich will dich etwas fragen. Liegt dir etwas an Poppy?«
»Und auch die nächste saublöde Frage bringt fünfhundert Dollar«, äffte Phil einen bekannten Quizmaster nach. Er lockerte seine Schultern, als wollte er zum Schlag ausholen.
»Wenn dir etwas an ihr liegt, bringst du sie dazu, mit mir zu reden. Du warst derjenige, der sie überzeugt hat, mich nicht mehr sehen zu wollen, und jetzt wirst du sie davon überzeugen, dass sie mich unbedingt sehen muss.«
Phil sah sich um, als suchte er nach Zeugen für diesen Wahnsinn.
James sprach langsam und deutlich und betonte jedes Wort. »Es gibt etwas, das ich tun kann, um ihr zu helfen.«
»Weil du ein Casanova bist, stimmt’s? Du wirst sie mit deiner Liebe heilen.«
Die Worte waren spöttisch, doch Phils Stimme zitterte
vor blankem Hass. Nicht nur Hass auf James, sondern auch Hass auf das ganze Universum, weil Poppy sterben musste.
»Nein. Du verstehst das völlig falsch. Schau, du hast gedacht, ich würde mit ihr rumknutschen, mit ihren Gefühlen spielen oder was auch immer. So war es aber ganz und gar nicht. Ich habe dich in dem Glauben gelassen, weil ich deine ewigen Kreuzverhöre satthatte - und weil ich nicht wollte, dass du erfährst, was wir wirklich gemacht haben.«
»Alles
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