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Night World - Retter der Nacht

Titel: Night World - Retter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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Raubtier zu sein, und jetzt hatte er auch Poppy zu einem gemacht. Ihr Plan hatte zwar wunderbar funktioniert - aber Poppy würde nie wieder die alte Poppy North sein.
    Obwohl sie seine Gedanken lesen konnte, waren sie nicht so eng miteinander verbunden wie zu dem Zeitpunkt, als sie Blut ausgetauscht hatten. Diese innige Verbundenheit würde sie vielleicht nie wieder erleben.

    »Es gab keine andere Wahl«, sagte sie fest, und sie sprach es laut aus. »Wir haben getan, was wir tun mussten. Und jetzt müssen wir das Beste daraus machen.«
    Du bist ein sehr tapferes Mädchen, habe ich dir das schon einmal gesagt?, flüsterte James ihr telepathisch zu.
    Nein. Und selbst, wenn du es getan hättest, hätte ich nichts dagegen, es wieder zu hören, antwortete sie auf die gleiche Art.
    Schweigend fuhren sie zu James’ Wohnung. Phils Niedergeschlagenheit auf dem Rücksitz lastete schwer auf ihnen allen.
    »Hör mal, du kannst das Auto nehmen und bei dir zu Hause abstellen«, sagte James, während er die Ausrüstung und Poppys Kleider auslud. »Ich möchte Poppy nicht in die Nähe ihres alten Zuhauses bringen und ich will sie auch nicht allein lassen.«
    Phil betrachtete das dunkle, zweistöckige Wohngebäude, als sei ihm gerade etwas eingefallen. Er räusperte sich. Poppy wusste, warum. Die Wohnung von James hatte den Ruf, eine berüchtigte Lasterhöhle zu sein, und es wäre ihr nie im Leben erlaubt worden, ihn dort abends zu besuchen, geschweige denn zu übernachten. Anscheinend hatte Phil immer noch brüderliche Bedenken, was seine Vampirschwester betraf. »Kannst du sie nicht zu deinen Eltern bringen?«, fragte er James.
    »Wie oft muss ich es dir denn noch erklären? Nein, ich kann sie nicht zu meinen Eltern bringen, weil meine
Eltern nicht wissen, dass Poppy ein Vampir ist. In diesem Moment ist sie ein illegaler Vampir, eine Abtrünnige. Und das bedeutet, dass niemand von ihr wissen darf, bis ich die Sache in Ordnung gebracht habe«, erklärte James ungeduldig.
    »Wie willst du denn …?« Phil brach ab und schüttelte den Kopf. »Gut, nicht heute Abend. Wir werden später darüber reden.«
    »Nein, das werden wir nicht«, antwortete James hart. »Du bist aus dem Spiel, Phil. Die Sache geht jetzt nur noch Poppy und mich etwas an. Alles, was du tun musst, ist, dein normales Leben weiterzuleben und den Mund zu halten.«
    Phil wollte noch etwas sagen, aber dann fing er sich. Er nahm die Wagenschlüssel von James entgegen und sah Poppy an.
    »Ich bin froh, dass du am Leben bist. Ich liebe dich«, sagte er.
    Sie wusste, dass er sie eigentlich umarmen wollte, aber etwas hielt sie beide zurück. Eine Leere breitete sich in ihrer Brust aus.
    »Mach’s gut, Phil«, sagte sie.
    Er stieg ins Auto und fuhr davon.

KAPTITEL DREIZEHN
    »Er versteht es nicht«, sagte Poppy leise, als James die Tür zu seiner Wohnung aufschloss. »Er kapiert einfach nicht, dass auch du dein Leben riskierst.«
    Sie schmiegte sich von hinten an ihn. »Jamie … Ich verstehe es.«
    Er drehte sich um und lächelte sie an. Er war verschwitzt, schmutzig und sah müde aus. Aber sein Gesichtsausdruck sagte ihr, dass ihre Gegenwart all die Mühe wert gewesen war.
    »Mach Phil keine Vorwürfe«, meinte er sanft. »Im Grunde hat er die Sache ganz gut im Griff. Ich habe mich noch nie einem Menschen zu erkennen gegeben, aber ich glaube, die meisten wären schreiend davongelaufen. Er versucht wenigstens, damit zurechtzukommen.«
    Poppy nickte und ließ das Thema fallen. James war müde, sie sollten schlafen gehen. Sie nahm die Reisetasche, die Phil mit ihren Sachen gepackt hatte, und ging ins Badezimmer.
    Sie zog sich jedoch nicht gleich um. Sie war zu fasziniert von ihrem eigenen Spiegelbild. So also sah Poppy, die Vampirin, aus.

    Ich bin hübscher, erkannte sie nüchtern, ohne dass es ihr eine große Befriedigung verschafft hätte. Die vier Sommersprossen auf ihrer Nase waren weg. Ihre Haut war blütenzart und weiß wie auf der Anzeige für eine Gesichtscreme. Ihre Augen leuchteten wie grüne Juwelen. Ihre roten Locken waren vom Wind zerzaust.
    Ich sehe nicht mehr aus wie eine Elfe, die auf einer Butterblume sitzt, dachte sie. Ich sehe wild, exotisch und gefährlich aus. Wie ein Supermodel oder ein Rockstar oder - wie James.
    Sie lehnte sich vor, um ihre Zähne zu untersuchen. Oh nein, kein Wunder, dass Phil Angst bekommen hatte. Wenn ihre Eckzähne zu voller Länge anwuchsen, wurden ihre Augen silbrig grün und unheimlich. Wie die Augen einer jagenden

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