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Nightside 10 - Für eine Handvoll Pfund: Geschichten aus der Nightside Band 10 (German Edition)

Nightside 10 - Für eine Handvoll Pfund: Geschichten aus der Nightside Band 10 (German Edition)

Titel: Nightside 10 - Für eine Handvoll Pfund: Geschichten aus der Nightside Band 10 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green , Oliver Graute
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meisten anderen Leuten gelernt haben, die Welt als das zu sehen, was sie ist. Ich hatte gehofft, nach all der Zeit eine verwandte Seele zu finden … aber egal.“ Er drehte leicht den Kopf, und seine blinden Augen fixierten Ms. Fate. „Dich kann ich rekonstruieren, Perversling, dich zurückverwandeln in das, was du sein solltest. Du solltest dir durch lange, schmerzhafte Buße Erlösung verdienen. Aber der Elf … ist eine Missgeburt. Er hat keine Seele. Vernichtet ihn.“
    Ohne Vorwarnung oder einen Aufschrei stürzte sich die gesamte Menge auf uns, die Arme ausgestreckt, die Hände wie Klauen geformt, und durch die Augen eines jeden sah jemand anderes uns an. Ms. Fate warf einige Kügelchen, die sie unauffällig aus ihrem Gürtel gezogen hatte, auf den Boden, und große Wolken beißenden, schwarzen Rauchs stiegen auf und verwirrten unsere Angreifer. Fürst Schrei bog die Finger wie ein Klavierspieler, der im Begriff ist, sich an einem schweren Stück zu versuchen, und stieß dann mit seinem rechten Zeigefinger gegen einen Angreifer nach dem anderen. Männer und Frauen explodierten, schmolzen und zerflossen wie Kerzenwachs oder gingen in Flammen auf. Die Menschen starben so schnell, wie der Elf auf sie deuten konnte, aber trotzdem bahnten sie sich durch den Rauch ihren Weg zu uns, weil sie Doktor Fell gehörten, der sich um nichts anderes scherte, als dass sein Wille befolgt wurde. Wenn abtrünnige Pfarrer böse wurden, dann zogen sie das volle Programm durch.
    Ich war müde, mein Kopf schmerzte, und ich hatte noch immer Blut im Mund, aber ich brauchte meine Gabe erneut. Wenn ich so auch nur Schrei daran hindern konnte, Menschen zu töten, die noch zu retten waren. Also konzentrierte ich mich, riss mein widerspenstiges inneres Auge auf und fixierte Doktor Fell mit meinem Blick. Jeder hatte einen geheimen Fehler, eine versteckte Schwäche, eine geistige Achillesferse, und es dauerte nicht lang, bis ich die Doktor Fells gefunden hatte. Ich tastete in die Richtung, die ich ebenso sehr spürte wie sah, und fand den Spiegel, den Doktor Fell dort aufgestellt hatte; den ursprünglichen Spiegel, in den er mit seinem neuen Augenlicht hineingesehen hatte. Ich brachte den Spiegel in den Hof, platzierte ihn genau neben ihm: ein großer Standspiegel mit einfachem Holzrahmen. Doktor Fells Kopf drehte sich langsam, beinahe schon widerwillig, um den Spiegel anzusehen, dann schrie er schrill auf, als er erneut das Ding sah, das ihn seine eigenen Augen hatte ausbrennen und eher den Spiegel hatte verbannen lassen, als ihn nochmals anzusehen. Er sprang auf, wobei der Knochenstuhl umfiel, als er sein Spiegelbild fixierte. Jeder im Hof erstarrte, sah ihn mit eigenen Augen an.
    Ich sah, wie Doktor Fells Spiegelbild zu ihm zurückstarrte und brauchte einen Moment, um zu erkennen, was daran anders war. Der Doktor Fell im Spiegel hatte noch seine Augen, und während wir alle starrten, griff das Spiegelbild aus dem Spiegel heraus und packte Doktor Fell. Er schrie furchtbar, als sich die langen Arme um ihn schlangen, und trat und schlug mit all seiner Stärke um sich, als sein Abbild ihn langsam – liebevoll – in den Spiegel zog. Einen Atemzug später war er verschwunden, seine Schreie rissen ab, und alles, was auf dem erhöhten Podest von ihm blieb, waren ein umgekippter Stuhl und ein Spiegel – in dem sich keiner spiegeln konnte.
    Alle Umstehenden schüttelten zögernd den Kopf, als wollten sie sich versichern, dass nicht länger jemand anderes in ihrem Körper war. Einige sahen entmutigt aus, andere begeistert; die meisten sahen verloren aus, als w ü ssten sie nicht länger, was sie ohne jemanden, der ihnen Anweisungen gab, tun sollten. Die sechs nackten Leibwächterinnen saßen zusammen auf dem Podium, umarmten einander und weinten. Einige Handlanger sahen mich durch Ms. Fates sich langsam auflösenden Nebel ärgerlich an. Einige marschierten sogar auf mich zu, aber ich wackelte mit einem Finger, und sie hielten an. Fürst Schrei kicherte neben mir.
    „Es ist vorbei“, sagte ich laut. „Geht heim. Holt euch eure Leben zurück. Aber … wenn ich irgendeinen Unsinn über das Wiedereinsetzen der Gebühren und des Tributs höre, werde ich zurückkommen und einen Spiegel finden, der groß genug ist, um jeden verdammten Einzelnen von euch einzufangen.“
    Niemand versuchte, uns aufzuhalten, als wir gingen.
    ***
    Wir schafften den gesamten Weg durch Doktor Fells Gebiet und darüber hinaus, bevor uns die fliegenden Teppiche einholten.

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