Nightside 10 - Für eine Handvoll Pfund: Geschichten aus der Nightside Band 10 (German Edition)
sich auf dem Dach, während Ms. Fate das Fahrzeug von einer Spur auf die andere sausen ließ. Noch mehr Teppiche schlossen auf und hielten auf das Autodach zu. Schrei durchbohrte seinen Gegner mit einem wirklich eleganten Stoß, trat den sterbenden Mann vom Dach und forderte alle Ankömmlinge lautstark auf, herzukommen und etwas wegen ihres ermordeten Gefährten zu tun.
Einer der Teppichreiter kam der gefühlvollen Aufforderung nach und eröffnete mit einem Maschinengewehr das Feuer auf den Elfen. Aber irgendwie konnte keine der Kugeln Fürst Schrei treffen. Er lachte dem Piloten ins Gesicht, streckte einen Finger aus, und der Teppich des Piloten ging in Flammen auf. Er war noch am Leben, als sein brennendes Stück Stoff auf dem Boden aufschlug, aber keiner der herannahenden Verkehrsteilnehmer nahm darauf Rücksicht.
Noch immer waren Dutzende Teppiche hinter uns her und schlossen schnell zu uns auf.
Ich hatte keine andere Wahl, als meine Gabe erneut einzusetzen. Es war, als wolle man ein mörderisch schweres Gewicht hochheben, das mit jedem Atemzug schwerer wurde, aber ich schaffte es. Ich sandte meine Gabe aus, suchte nach dem Zauberspruch, der die Teppiche fliegen ließ, nur um herauszufinden, dass keine individuelle Magie darin verwickelt war, sondern vielmehr ein komplexes Netz von Sprüchen, die zu verstehen und aufzutrennen mich Jahre kosten würden. Stattdessen tat ich das, was ich schon am Anfang hätte tun sollen, und gebrauchte meine Gabe, um die nächste Zeitanomalie zu finden, die uns direkt zum entferntesten Ende der Nightside und zum Osterman-Tor transportieren würde. Ich hatte das vermeiden wollen, weil dort zu viele Gefahren lauerten. Zeitanomalien führen nicht immer dorthin, wo man hinwollte; die Zeitverschiebungen waren so kompliziert, dass man am anderen Ende des Tages oder gar Wochen in der Zukunft herauskommen konnte. Schlimmer noch, es gab alle möglichen Dinge, die in diesen Zeitanomalien lebten und die, die hindurchkamen, als Beute sahen. Nur Narren, einige Extremsportler und wirklich verzweifelte Menschen betraten jemals freiwillig eine Zeitanomalie; aber ich musste diese Fahrt beenden – und zwar so bald wie möglich –, bevor meine Gabe mich völlig ausbrannte.
Ich schrie Ms. Fate am Steuer und Fürst Schrei auf dem Dach eine Warnung zu, während ich mich mit meiner verbleibenden Kraft konzentrierte – und sich eine Zeitanomalie direkt vor uns öffnete. Daran war nichts Subtiles oder Komplexes, nur ein großer Spalt in Raum und Zeit und ein großer, glühender Tunnel, auf den Ms. Fate zusteuern musste. Das Fatemobil schoss röhrend in die wild rotierenden Energien, und augenblicklich waren die Nightside und die verfolgenden Teppiche verschwunden, und wir jagten einen schimmernden Korridor ohne Anfang und Ende hinunter. Schrei schwang sich vom Dach und landete auf dem Rücksitz. Selbst Elfen hatten genug Verstand, vorsichtig zu sein, wenn es zu einer Zeitanomalie kam.
Große Glocken läuteten überall um uns herum, Stimmen schrien und heulten, und von irgendwoher kam das Geräusch eines sich plagenden großen Motors, der damit kämpfte, eine unfassbare Bedrohung fernzuhalten.
Dann schoss das Fatemobil aus dem anderen Ende der Zeitanomalie, und Ms. Fate fluchte und trat auf alle Bremsen. Das Fahrzeug kam kreischend zum Stehen, nur wenige Meter vor der massiven Barrikade, die die Straße vor uns blockierte. Es kam mit dem unangenehmen Geruch verbrannter flauschiger Reifen komplett zum Stehen, während ich den Mann, der so elegant vor uns stand, durch die rissige Windschutzscheibe anfunkelte. Er lüpfte freundlich und ohne jede Ironie seine Melone und lächelte selbstgefällig.
„Netter Versuch, John!“, sagte Walker. „Bitte aussteigen. Endstation.“
Ms. Fate sah mich an, aber ich schüttelte ermattet den Kopf. Es brachte nichts mehr weiterzukämpfen. Wir hatten getan, was wir konnten. Wir stiegen aus. Das Fatemobil sah aus, als sei es durch die Hölle gegangen, aber es hatte durchgehalten und uns sicher hierher gebracht. Ich streichelte liebevoll die verschrammte, pinke Motorhaube, als sei es ein Pferd, das ein gutes Rennen gelaufen war. Ms. Fate, Fürst Schrei und ich stellten uns in einer sturen, stillen Linie vor dem Fatemobil auf und warteten darauf, dass Walker zu uns kam. Wie immer sah er in seinem gepflegten Anzug, kombiniert mit einer Melone und einem Regenschirm, wie der perfekte Großstädter aus. Nur die von uns, die es erforderlich fanden, regelmäßig mit ihm
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