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Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand

Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand

Titel: Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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aufhält.“
    „Was?“, sagte ich. „Oh Scheiße …“
    Ich verließ St. Judas im Laufschritt, Chandra stampfte hinter mir her. Ich musste in die Straße der Götter. Bevor der Wanderer den Zorn Gottes über Dinge hereinbrechen ließ, die nur glaubten, Götter zu sein.

7
    Der gute Mann
    Ich war kaum aus der Tür der Kirche von St. Judas gestolpert, als ich mich schon auf der Straße der Götter wiederfand, die ich wie ein Besessener entlangraste, Chandra Singh dicht auf den Fersen. War das womöglich ein Geschenk des Dornenfürsten oder der Kirche selbst? Oder vielleicht von jemandem, der in der Hierarchie noch weiter oben stand … manche Fragen stellte man einfach nicht, besonders nicht in der Nightside. Ich kam stolpernd zum Stehen und sah mich hastig um, als ich bemerkte, dass die Straße der Götter nicht in größerem Aufruhr war als üblich. Gottheiten und Gläubige, bizarre Entitäten und noch bizarrere Touristen streunten herum und machten einen größeren Lärm, als notwendig gewesen wäre, als sie Ärger mit allem und jedem anzettelten, aber weit und breit war nicht der geringste Hinweis auf den Wanderer zu sehen. Niemand war tot oder lag im Sterben, es gab keine Leichenberge, und niemand schrie … vielleicht war er hier ja noch nicht angekommen. Ich atmete tief ein und konzentrierte mich. Wir waren dem Wanderer schon viel zu lange hinterhergehechelt. Nun war ich ihm ausnahmsweise einen Schritt voraus. Ich musste innehalten, um meine Gedanken zu sammeln. Um einen Weg zu finden, ihn aufzuhalten. Der Wanderer hatte bereits zwei Blutbäder auf seiner Kappe. Ich konnte nicht zulassen, dass er noch ein drittes anrichtete.
    Besonders nicht hier.
    „Das ist ja wie Karneval!“, bemerkte sich Chandra Singh plötzlich. Er schaute hin und her und strahlte über das ganze Gesicht. „Prächtige Zelte, in denen man alle möglichen Wunder findet, während Schreier die Waren anpreisen, all die Herrlichkeiten, die auf die mutigeren und abenteuerlustigeren Seelen harren. Das hier mag einen völlig anderen Maßstab haben, aber das Prinzip ist dasselbe. Kommen Sie herein, kommen Sie herein, her mit Ihrem Geld für eine Erfahrung, die Ihr Leben für immer verändern wird! Ich habe so etwas schon zuvor gesehen, John Taylor, in den kleinsten Städten und den größten Hauptstädten. Käufliche Religion und Hoffnung im Sonderangebot. Dies hier ist nur ein Marktplatz.“
    „Natürlich“, stimmte ich ihm zu. „Warum, glauben Sie, bringt man die Straße der Götter seit jeher so eng mit der Nightside in Verbindung?“
    „Der Geschmack lässt hier etwas zu wünschen übrig“, sagte Chandra und zog angesichts einer protzigen Reklametafel die Oberlippe hoch.
    Ein Rudel Flugblattausteiler fiel uns an und bewahrte ihn davor, sich meinen eventuell etwas zu zynischen Kommentar anzuhören. Sie schienen aus dem Nichts auf uns zuzuspringen, hatten uns im Nu umzingelt und zwangen uns ihre billig gedruckten Pamphlete in die Hand. Während der ganzen Zeit machten sie einen Krach wie eine Horde Gebrauchtwagenverkäufer im Kundengespräch. Reflexartig starrte ich auf die Flugblätter in meiner Hand.
    „Besser leben durch Urin: Trinken Sie sich heilig! Beten Sie Baphomet schon jetzt an – und vermeiden Sie den Andrang, wenn er sich in all seinem schrecklichen Glanz manifestiert! Treten Sie der Kirche des Zerschmetterns bei und treten Sie jeden, den Sie hassen, mit dem echt widerlichen Zorn Gottes in den Staub! Leid und Ungerechtigkeit garantiert, sonst Geld zurück! Keine Ahnung, was wirklich ist und was nicht? Willkommen in der Kirche der Unentschlossenen. Oder auch nicht. Uns völlig wurst! Wir drucken den ganzen Plunder nur, damit wir ihn von der Steuer absetzen können!“
    Chandra beging den Fehler, freundlich mit diesen hyperventilierenden Geiern sprechen zu wollen, doch er wurde gnadenlos von einem Duzend wetteifernder Stimmen in Grund und Boden gebrüllt. Manche packten ihn sogar an den Seidenärmeln und wollten ihn gleichzeitig in die verschiedensten Richtungen mit sich fortziehen. Also machte ich ein ziemliches Spektakel daraus, die Flugblätter auf den Boden zu schmeißen und darauf herumzutrampeln, und als mir das die Aufmerksamkeit der Zettelverteiler eingebracht hatte, durchbohrte ich sie mit blutgierigen Blicken. Stumm vor Angst wichen sie zurück. Es ist unglaublich, was man alles mit einem bösen Blick und einem schlechten Ruf wie meinem erreichen kann. Doch jetzt sammelte sich immer mehr Gesindel mit Flugblättern

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