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Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand

Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand

Titel: Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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um uns, das Blut im Wasser gewittert hatte, und erfüllte die Stille mit immer mehr Gebrüll.
    „Ich habe sie zuerst gesehen! Sie gehören mir!“
    „Hören Sie nicht auf ihn! Nur ich kann Ihnen Erleuchtung verschaffen!“
    „Du? Du könntest Erleuchtung nicht mal buchstabieren. Ich biete Ihnen den zehnfachen Weg zur wahren Transzendenz!“
    „Zehn? Zehn? Ich schaffe das in acht!“
    „Sieben!“
    „Vier!“
    „Dagon wird sich wieder erheben!“
    Danach wurde es hässlich. Sie stürzten sich wie besessen aufeinander, die Flugblätter stoben im Wind davon und flatterten wie besonders bunte Blätter im Herbst durch die Luft. Fäuste flogen, Schienbeine brachen und es gab jede Menge Rangeleien und unnötiges Gebeiße. Ich schlenderte von dannen und Chandra eilte mir nach.
    Die Straße der Götter war so unnatürlich und seltsam wie immer, an jeder Ecke sah man vollkommen abgefahrenen Scheiß und mehr Manifestationen, als man jemals Hexenjagden hätte anzetteln können. Chandra genoss die Sehenswürdigkeiten wie jeder andere Tourist auf seinem ersten großen Rundgang, doch nach und nach riss er sich sichtlich zusammen, da er sich daran erinnerte, dass man von ihm erwartete, solche Dinge entschieden abzulehnen. Organisierte Religionen sind immer extrem eifersüchtig auf Durchstarter. Aber es gab zugegebenermaßen sehr viel zu sehen und zu bestaunen. Selbsternannte Heilige mit Heiligenscheinen aus Neon äugten naserümpfend auf Entitäten aus anderen Dimensionen herab, die mit den Köpfen von Ketzern Krocket spielten, während rivalisierende Glaubensgemeinschaften sich gegenseitig aus der Sicherheit ihrer Kirchenpforten mit gerappten Predigten eindeckten.
    Eine endlose Reihe armseliger Pelztiere folgte einem großen, räudigen Bären, der ein Kruzifix emporhielt, an dem ein kleiner grüner Frosch gekreuzigt war.
    Ich wies Chandra auf einige der interessanteren Religionen und Philosophien hin, die uns auf unserem Weg gerade unterkamen, zum Teil auch aus Gründen der Selbstverteidigung. Es zahlte sich aus, in der Straße der Götter auf seinen Rücken zu achten. Man wusste nie, wann sich einige der aggressiveren Ideen anpirschten, um einem das Unterbewusstsein auszurauben. Aber es gab schon einige Sehenswürdigkeiten in der Straße der Götter und ich genoss es, vor Chandra damit anzugeben. Wenn man auch sagen musste, dass der Glanz schnell verblasste, wenn man sich einen gefallenen Gott von den Schuhen gekratzt hatte, der mit Gewalt aus seiner Kirche geworfen worden war, um Platz für jemand Populäreren zu machen.
    Ich zeigte Chandra die Kirche des blutroten Gottes – ein riesiges, gotisches Gebäude mit spitzen Türmen und zackenbewehrten Brüstungen, ein düsteres, purpurnes Bauwerk, das vollständig aus Blut errichtet war. Blut, nur Blut. Hektoliter von Blut formten die Kirche und wurden einzig vom Willen des blutroten Gottes zusammengehalten. Sie war beeindruckend, wenn ich auch wusste, dass sie aus der Nähe ziemlich stank. Sie zog unglaubliche Mengen von Fliegen an. Die Jünger des Gottes stellten selbst das Blut bereit, die meisten sogar freiwillig.
    „Was genau ist für den blutroten Gott drin, ich meine, außer all dem hier?“, wollte Chandra argwöhnisch wissen. „Außer einer Kirche, die wie ein Schlachthaus riecht?“
    „Nun“, sagte ich. „Er labt sich an seiner Schar von Gläubigen, verwandelt das Blut in sein eigenes, göttliches Blut und füttert seine Anhänger wiederum Tropfen für Tropfen mit diesem megamäßig aufgeladenen Saft. Ihre Liebe macht einen Gott aus ihm, und für gewisse Zeit dürfen auch seine Anhänger sich göttlich fühlen. Muss ich Sie wirklich darauf hinweisen, dass der ganze Vorgang stark suchtgefährdend ist und das menschliche System ziemlich schnell ausbrennt? Was eigentlich auch egal ist. Jede Minute kommt ein neuer Gläubiger zur Welt.“
    „Aber … das bedeutet, dass er nichts anderes ist als ein glorifizierter Blutegel! Der sich von seinen Anhängern ernährt!“
    „Ich könnte jetzt etwas ziemlich Gemeines und Zynisches über das Wesen der meisten organisierten Religionen sagen“, sagte ich. „Aber ich denke, der Straße der Götter brauche ich nichts mehr hinzuzufügen.“
    Chandra schniefte laut. „Wie sieht er aus, dieser blutrote Gott?“
    „Gute Frage“, sagte ich. „Das weiß niemand. Wie so viele Wesenheiten der Straße der Götter wandert er kaum jemals höchstpersönlich hier herum. Vielleicht, weil seine Herde sich die ganze Chose noch einmal

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