Niklas Pettersson - Im Labyrinth der Finsternis (German Edition)
Zauberer hat mir schon einiges beigebracht.“ Der Lehrer
nickte. Die anderen Zauberlehrlinge staunten, das konnten sie noch nicht.
„Sehr gut Niklas, du hast dir deinen ersten Stern verdient. Ihr anderen
übt weiter, damit ihr es auch bald schafft. Das ist eure Hausaufgabe bis zur
nächsten Stunde.“ Er sah auf die große Wanduhr, die anscheinend in jedem Raum
zu finden war. „Jetzt ist erst einmal Mittagspause. Seht euch bitte euren Stundenplan
an, welche Unterrichtsfächer ihr heute noch habt.“Das Essen wurde von Prechtel und kleinen flinken Kobolden
serviert, die erstaunlich geschickt mit Bergen von gefüllten Tellern
hantierten. Niklas wunderte sich, dass der Diener überall auftauchte, mal im
Schloss und auch hier in der Schule. Die Kapuze tief ins Gesicht gezogen,
schlurfte er über den Boden. Die meisten der Schülerinnen und Schüler
fürchteten sich vor ihm. Irgendwie tat er Niklas leid, sicher würde er niemals
eine Frau bekommen, und Hera nutzte das aus. Kochen konnte er, das hatten sie
schon in Farmodurs Schloss erfahren. Niklas stupste Kimama plötzlich an und flüsterte:
„Wenn Prechtel auch hier ist, wer passt dann auf das Buch der Magie auf?“
„Vermutlich niemand“, erwiderte Kimama leise. Sie waren beunruhigt.
„Ich soll noch zu Farmodur kommen. Nach der letzten
Stunde werden wir zu ihm gehen und ihn danach fragen.“ Sie setzten sich wieder
an ihren alten Platz, und da der Tisch jetzt mit sechs Schülern belegt war,
begann die kleine Tischlampe zu leuchten.
Niklas sah auf seinem Stundenplan, dass er noch Unterricht bei Mr. Lloyd hatte.
Er freute sich auf das Fach ´Elixiere`. Mr. Lloyd war ein Ire, wie er im Buche
stand. Rote Haare, ein roter Backenbart und Dutzende von Sommersprossen zierten
das Gesicht und die Hände. Er strahlte über das ganze Gesicht, als seine
Schüler nacheinander den Klassenraum betraten.
„Euer Buch braucht ihr heute noch nicht. Ich möchte euch etwas über Elixiere
erzählen. Es gibt vielerlei Gründe, einen Zaubertrank zu brauen, etwa um sich
selbst oder andere zu schützen oder um Leute Dinge tun zu lassen, die sie sonst
niemals tun würden. Wir werden hier im Unterricht nur solche Tränke herstellen,
die niemandem Schaden zufügen. Ihr seht auf meinem Tisch einen Kupferkessel. So
einen braucht man, und wenn ihr euren eigenen Zaubertrank herstellt, erhält
jeder von euch so einen Kessel. In eurem Buch: Elixiere für jedermann, lest ihr
bitte bis zum nächsten Mal Seite 56: Wie bereite ich einen Zaubertrank zu.“ Mr.
Lloyd fragte jeden seiner Schüler und Schülerinnen nach dem Namen, und nach
einer halben Stunde entließ er sie.
„Wie fandst du den Unterricht?“, fragte Kimama ihren Freund.
„Na ja, es war die erste Stunde, da kann man noch nicht viel sagen“,
antwortete Niklas diplomatisch. Gleich danach machten sie sich auf, das Büro des
Zauberers zu suchen.
„Niklas, wie sollen wir das denn finden?“, fragte Kimama. Niklas zeigte
an die gewölbte Decke.
„Da oben, die kleine runde Tür mit dem Balkon“, erwiderte er. Kimama sah
ihn an, als ob er den Verstand verloren hatte.
„Das ist doch nicht dein Ernst“, meinte sie.
„Doch, wir benutzen die Quadrate, wie vorhin, dann landen wir direkt vor
seinem Büro.“ Niklas nahm Kimamas Hand und zog sie mit sich. Ein Viereck
schwebte geradewegs auf sie zu. Die beiden sprangen auf, da die Karos nie
anhielten. Jedes Mal, wenn ein Quadrat auf sie zukam, sprangen sie. Sie kamen
Farmodurs Tür immer näher, doch immer wenn sie dachten, kurz vor ihrem Ziel zu
sein, schwenkte es in die andere Richtung.
„So kommen wir nie an“, rief Niklas aus und wollte schon aufgeben.
Plötzlich flog ein weißer zotteliger Hund neben ihnen her. Niklas erinnerte
sich, an ihrem ersten Tag im Internat waren sie ihm schon einmal begegnet.
„Druh? Was willst du von uns?“ Plötzlich stutzte er, wieso konnte er
fliegen? Der Hund sah zu ihm auf und nickte.
„Wie schön, du weißt noch meinen Namen. Nicht viele behalten ihn“, meinte
er kummervoll. „Steigt auf, ich bringe euch zum Professor.“ Kimama und Niklas standen
einen Moment wie erstarrt vor ihm. Dann hatten sie ihre Fassung wieder. „Nun
macht schon, er wartet auf euch.“ Sie kletterten auf Druhs kräftigen Rücken,
und wenig später erhob sich der Hund.
„Du kannst fliegen?“, fragte Niklas erstaunt.
„Ein bisschen Flugsalbe hier, ein bisschen Flugsalbe da und ab geht die
Post“, bekam er zur Antwort. Sehr eigenartig hier, dachte Niklas.
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