Niklas Pettersson - Im Labyrinth der Finsternis (German Edition)
nächsten Morgen machten sich Thor und Kimama
auf die Suche. Nachdem sie den ganzen Tag durch den Wald gestreift waren,
kehrten sie am Abend mutlos und traurig heim. Kimama war den Tränen nahe. Sie
machte den Vorschlag, zu den weisen Feen am Mondsee zu fliegen und sie um Hilfe
zu bitten. Vielleicht wussten sie Rat. Der Troll nickte dankbar.
Als Niklas erwachte, konnte er nicht sagen, ob es Tag oder Nacht war. Die
Fackeln an den Felswänden verbreiteten immer noch ihr spärliches bläuliches
Licht. Er rappelte sich auf, sprang aus seinem Bett und schlüpfte hastig in die
Schneestiefel. Aus der großen Höhle hörte er Stimmengemurmel. Er tastete sich
vor und fiel fast über seine eigenen Füße. Die Höhle war in ein eigenartiges
Licht getaucht. Da sah Niklas, dass an einem langen Tisch viele kleine Männlein
saßen, die alle aufgeregt durcheinander plapperten. Sie sahen aus wie Zwerge,
so glaubte er jedenfalls, obwohl er noch nie in seinem Leben einen Zwerg
gesehen hatte. Alle glichen einander wie ein Ei dem anderen, hatten einen
großen, runden Kopf und einen langen, weißen Bart. Sie trugen rote Jacken oder
Mäntel. Mehr konnte er in der Dunkelheit nicht erkennen. Hera lief nervös auf
und ab. Niklas hatte sich an einem Felsvorsprung festgehalten und sich versteckt,
um nicht gesehen zu werden. Doch die Steine waren feucht, da die Höhle tief
unter der Erde lag. So kam es, dass seine Hände abglitten, er auf dem
Hinterteil landete, den schmalen Pfad hinab rutschte und geradewegs vor Heras
Füßen zum Halten kam.
„Niklas“, rief sie erstaunt aus. „Was machst du denn schon hier? Ich
dachte, du schläfst noch tief und fest.“ Sie erwartete keine Antwort,
stattdessen erklärte sie: „Sicher möchtest du wissen, um wen es sich hier
handelt?“ Sie wies in die Runde und blickte stolz von einem zum anderen, sagte dann
mit geheimnisvoller Stimme:
„Das ist Thoralf I., dabei zeigte sie auf das erste Männlein am Tisch.
Das Zweite war Thoralf II., so ging es weiter, bis sie beim Letzten angekommen
war. „Sie sehen gleich aus, weil ich sie alle aus einem einzigen Kobold geschaffen
habe, damit sie dir auf dem Weg zur Anderwelt helfen können.“
„Kobolde?“, fragte Niklas erstaunt. „Davon habe ich noch nie gehört.“
„Ja, Kobolde, sie leben eigentlich im Wald, in kleinen Höhlen oder in den
Kronen großer Bäume.“ Niklas konnte nicht glauben, was er da sah. Dann blitzte
es plötzlich in seinen blauen Augen auf.
„Warum gehen sie nicht für dich in die Anderwelt und holen das Buch der
Magie? Sie sind viel kleiner als ich, niemand würde sie so schnell entdecken.“ Hera
schüttelte den Kopf.
„Ich habe nicht genügend magische Steine. Die Kobolde müssen zusammenbleiben,
einer allein kann nicht überleben. Sie werden dich bis zur Anderwelt begleiten,
doch dann bist du auf dich allein gestellt. Überlege dir gut, ob du es trotzdem
machen willst.“ Niklas biss sich auf die Unterlippe, dann erwiderte er trotzig:
„Du lässt mich ja doch nicht gehen, das ist die
einzige Möglichkeit, zu meinem Vater zurückzukehren.“ Im Stillen hoffte er,
dass er und Kimama schon nach ihm suchen würden. Doch wie sollten sie ihn hier
finden? Ob sein Schlitten wohl noch vor dem Höhleneingang stand? Niklas hoffte
es inständig. Eigentlich blieb ihm gar nichts anderes übrig, als sich auf den
Weg zu dem Zauberer Sagremor zu machen.
Baphomet, der Dämon, hatte Niklas neuen Schlitten vor Thors Hütte gezaubert.
Dort stand er nun, und Thor machte sich noch mehr Gedanken, was seinem Sohn
zugestoßen sein könnte.
Kapitel 7
Es musste um die Mittagszeit sein. In der großen Höhle stand eine
Schüssel mit Beeren und Früchten aller Art. Viel Proviant konnten sie nicht
mitnehmen, da die Kobolde zu klein waren, und Niklas nur einen Sack schleppen
konnte. Da es Winter war, benötigte jeder von ihnen eine Decke. Sie war aus
Jute, ziemlich hart, würde aber die Kälte fernhalten. Schnell holte er seine
warme Jacke und die Fellstiefel aus der Höhle, dann verabschiedeten sie sich
von Hera und zogen los. Sobald der letzte der Kobolde den Höhlenausgang
durchschritten hatte, schloss Hera ihn wieder.
Niklas fühlte sich gar nicht wohl in seiner Haut mit
all diesen unheimlichen Kobolden, die ihn schwatzend und kichernd begleiteten.
Den magischen Stein trug er in seiner Hosentasche. Hera hatte ihm genau
erklärt, was er tun sollte, um den Eingang zur Anderwelt zu finden. Niklas war
aufgeregt, obwohl er sich immer wieder
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