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Nilowsky

Nilowsky

Titel: Nilowsky Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Schulz
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Fliegen erzählen, die er heimlich gehalten hat? Einfache Stubenfliegen, ganz scharf war er auf die. Weil’s in Mozambique keine Fliegen gibt. Weil es dort viel zu heiß ist für Fliegen. Wenn’s in Mozambique auch nur eine einzige Fliege gäbe, hat er gesagt, die würde in den nächstbesten Kühlschrank flüchten, sobald der auch nur einen Spalt offen stehen würde, nur einen winzigen Spalt. Das hat er gesagt. Aber ich glaub ja noch nicht mal, dass es in Mozambique Kühlschränke gibt, höchstens in Maputo, in den besten Hotels oder für die Regierung, höchstens. Nein, er war ganz scharf auf die Fliegen, weil er mit ihnen Wettrennen veranstaltete – und noch andere Sachen, du glaubst nicht, was für Sachen. Deshalb hat er ihnen die Flügel rausgerissen, und in einem dunklen Kästchen hat er sie gehalten, mit winzigen Löchern, sodass sie kaum Luft kriegen konnten. Und manchmal, hat er erzählt, durften sie raus. Raus auf die Rennbahn, die er für sie gebaut hat, fünfzig Zentimeter lang, drei Zentimeter breit, glatte Fläche, mit hohen Steinen begrenzt. Ist eine Fliege raus aus dem Rennen, hoch auf einen der Steine, hat er sie sofort getötet. Zerdrückt und fertig. Revolutionäre Notwendigkeit, hat er dazu gesagt. Die Fliege, die als Erste ins Ziel ist, die hat er genommen und sich unter die Vorhaut geschoben, das hat er. Dort hat sie um ihr Leben gekämpft, ohne Luft, und immer feuchterwurde es unter seiner Vorhaut, während er vom Krabbeln der Fliege ganz geil wurde. Wahrscheinlich hat er gedacht, dass die Fliege die Reinkarnation irgendeiner Frau ist, auf die er mal scharf gewesen und die gestorben ist. Vielleicht hat er sie auch ermordet, was weiß ich. Nicht dass er deine Mutter noch ermordet, irgendwann, damit sie als Fliege wiedergeboren wird und unter seine Vorhaut kommt. Und während er immer geiler wurde, hat er erzählt, ist sein Schwanz gewachsen, und die Eichel ist unter der Vorhaut hervorgekommen, und die Fliege war wieder an der Luft. Aber sie war total feucht und konnte nicht mehr weg von der Eichel. Und das Krabbeln, dieses verzweifelte Krabbeln, das reizte die Eichel. Bescherte Roberto einen Orgasmus. ›Wahnsinnig Orgasmus‹, sagte er. Das Sperma ergoss sich über die Fliege, und das arme Tier erstickte daran. Und nachdem Roberto das alles erzählt hatte, fragte er mich, ob ich den Sex mit der Fliege mal sehen wolle. Er könne mich ja in die Baracke mitnehmen, wenn niemand drin sei, und mir das zeigen.«
    Nilowsky hielt inne, schaute mich an, und während er mich anschaute, steckte er die rechte Hand in seine Hose und atmete tief und genussvoll durch. »Das hättest du nicht gedacht von Roberto, nicht wahr? Und mit den alten Frauen ist auch nie was gewesen, nicht mal mit Wally. Nur platonisch. Kennst du ja, das Wort. Und jetzt denkst du, ich hol mir einen runter, weil ich meinen Schwanz massiere, das denkst du, oder?« Wieder sein tiefes, genussvolles Durchatmen. »Nein, ich heb’s mir auf, das Sperma, damit ich ganz viel habe, wenn ich mit Carola zusammen bin. Wenn wir verheiratet sind. Das ist Tantra, dass ich’s mir aufheb. Körper und Seele imEinklang. Und das Sperma wird immer besser und edler, das wird veredelt, indem ich’s mir aufheb. Und eines Tages wird Carola kluge, kräftige, gesunde Kinder bekommen von dem edlen Sperma, das wird sie.«
    Den letzten Satz hatte Nilowsky in seiner Art von optimistischem Trotz gesagt. Er nahm seine Hand wieder aus der Hose. »Das reicht. Genug Tantra für heute. Sonst atme ich dir noch den ganzen Sauerstoff weg. Haben ja kaum noch was von dem Zeug in unserm hübschen Palast hier. Merkst du, dass wir kaum noch Sauerstoff haben? Aber macht nichts, macht gar nichts. Müssen nämlich sowieso raus. Jetzt staunst du, was?« Er schob die Holzplatte ein Stück zur Seite, nahm seinen Koffer und kletterte hinaus. »Müssen zur Baracke. Los, mein Freund. Eile ist angesagt. Komm mit!«
    Er klang regelrecht beschwingt und reichte mir die Hand, damit ich schneller aus der Grube herauskam. Ich zögerte, die Hand zu nehmen, aber das Gebot der Eile war stärker als das Ekelgefühl.
    Ich rannte ihm hinterher und fragte mich, ob er mit mir zusammen finden wolle, was Roberto gesucht hatte, als er auf Nilowsky gestoßen war. Aber nein, Reiner blieb im Flur stehen und öffnete seinen Koffer. »Riechst du hier eigentlich den Ingwerknoblauchgeruch?«, fragte er.
    »Ja«, sagte ich. »Sehr schwach rieche ich ihn.«
    »Sehr schwach?« Nilowsky musste fast lachen. »Der

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