Nimm dich in acht
zerbrechen müssen, sagte sie sich.
Sie beschloß im Wohnzimmer zu essen und stellte gerade ihr Tablett auf den Couchtisch, als das Telefon läutete. Es war Alex Wright.
Zehn Minuten später, als Dee den Hörer auflegte, lächelte sie. Er hatte angerufen, weil er sich Sorgen machte. Er sagte, ihre Stimme habe so niedergeschlagen geklungen, da habe er gedacht, sie wolle vielleicht reden.
Dann erklärte er, daß er den gemeinsamen Abend mit Susan genossen habe und sie am Samstag abend zu einem offiziellen Essen anläßlich der jüngsten Spende der Wright Stiftung an die New York Public Library einladen wolle.
Dee gratulierte sich zu ihrer Geistesgegenwart. Sie hatte ihm gesagt, daß sie auf dem Weg nach Costa Rica, wo sie an Bord des Kreuzfahrtschiffs gehen wollte, Zwischenstation in New York machen und das Wochenende dort verbringen würde. Alex hatte den Wink verstanden und sie ebenfalls zu dem Essen eingeladen.
Schließlich, sagte sich Dee, während sie das Tablett mit dem inzwischen kaltgewordenen Essen auf den Schoß nahm, ist es ja nicht so, als wäre Susan schon seine feste Freundin.
35
Nachdem Jane Clausen am Dienstag abend ihre Praxis verlassen hatte, erledigte Susan bis gegen sieben Papierkram, dann rief sie Jed Geany zu Hause an.
»Probleme«, verkündete sie. »Ich habe Justin Wells angerufen, weil ich ihm das Band der gestrigen Sendung bringen wollte, und er streitet entschieden ab, es bestellt zu haben.«
»Warum hätte er dann darauf bestehen sollen, daß es an ihn persönlich geschickt wird?« fragte Geany. »Susan, eins kann ich dir sagen. Wer immer der Typ gewesen sein mag, der angerufen hat, er war nervös. Vielleicht will Wells nicht, daß jemand von seinem Interesse an dem Band weiß. Oder vielleicht hat er einen falschen Grund angegeben, warum er es haben wollte. Ist doch möglich.
Vermutlich hat er jetzt Angst, daß wir ihm eine saftige Rechnung schicken. Eigentlich hat er zuerst nur nach dem Teil mit den Höreranrufen gefragt. Ich glaube sogar, daß er nur daran interessiert war.«
»Die Frau, die gestern auf der Park Avenue von einem Transporter überfahren wurde, ist seine Frau«, sagte Susan.
»Siehst du? Er hat jetzt andere Dinge im Kopf, der arme Kerl.«
»Vermutlich hast du recht. Bis morgen dann.« Sie legte auf, saß da und dachte nach. So oder so werde ich mit Justin Wells sprechen, beschloß sie, und jetzt höre ich mir erst mal den Teil der gestrigen Sendung mit den Höreranrufen an.
Sie holte die Kassette aus ihrer Schultertasche, legte sie mit der B-Seite nach oben in den Recorder ein und drückte auf den Schnelldurchlauf. Dann hielt sie das Band an, drückte auf den Play-Knopf und konzentrierte sich.
Alle Anrufe waren das Übliche, bis auf die Frau mit der leisen, angespannten Stimme, die sich »Karen« nannte und von dem Türkisring erzählte.
Das muß der Anruf sein, an dem Justin Wells – oder wer auch immer – interessiert ist, dachte sie. Aber heute war ein langer Tag, und ich komme jetzt nicht mehr dahinter, warum. Sie nahm ihren Mantel und schaltete das Licht aus, schloß die Praxis ab und ging durch den Flur zum Aufzug.
Hier müßte mal eine bessere Beleuchtung her, dachte sie. In Neddas Kanzlei herrschte völlige Dunkelheit, und der lange Korridor war in tiefe Schatten getaucht.
Unwillkürlich ging sie schneller.
Der Tag war anstrengend gewesen, und sie war versucht, einem Taxi zu winken, gab der Versuchung jedoch nicht nach und ging zu Fuß nach Hause, wobei sie sich geradezu tugendhaft vorkam. Auf dem Weg dachte sie über Jane Clausens Besuch und ihre Befürchtungen hinsichtlich Douglas Laytons nach. Mrs. Clausen war offensichtlich sehr krank. Ob das ihre Beurteilung Laytons beeinflußte?
fragte sich Susan.
Es ist ja durchaus möglich, daß Layton gestern einen Termin hatte, den er nicht mehr absagen konnte, überlegte sie, und vielleicht hat er heute morgen nur gewartet, bis Mrs. Clausen ihr Telefonat beendet hatte, bevor er in ihr Büro ging.
Aber was war mit Mrs. Clausens Verdacht, daß er Regina gekannt und sie in diesem Punkt belogen hatte?
Susan fiel plötzlich Chris Ryan ein. Chris, ein pensionierter FBI-Agent, mit dem sie in ihrer Zeit bei der Staatsanwaltschaft von Westchester County zusammengearbeitet hatte, besaß jetzt eine eigene Sicherheitsfirma. Er konnte sich diskret zu Layton umhören. Sie beschloß, sich morgen früh mit Mrs.
Clausen in Kontakt zu setzen und es ihr vorzuschlagen.
Um sich abzulenken, sah Susan sich um. Die
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