Nimm doch einfach mich
völlig andere. Sie hatte das Gefühl, noch nicht wirklich bereit dafür zu sein, sich vor seinen Augen Kuchenteig aus der Tube in den Mund zu spritzen oder grottenschlechte Unterschichts-Talkshows im Fernsehen anzuschauen. Außerdem müssten sie sich dann das Klo teilen, was keine besonders romantische Vorstellung war.
»Was macht ihr?«, fragte J.P. in die Runde und setzte sich auf einen der Barhocker an der Theke.
»Auf das neue Apartment anstoßen.« Genevieve nahm einen ordentlichen Schluck von ihrem Cranberry-Wodka. »Das hat sie alles nur dir zu verdanken!« Sie deutete mit dem Glas in seine Richtung, schaute dabei aber lächelnd zu Jack, die Lippen schon leicht gerötet von dem Drink.
Jack erdolchte sie mit Blicken. Hatte sie Genevieve nicht eben noch erklärt, dass es nicht J.P.s Verdienst war, dass sie für die Loft-Kampagne ausgesucht worden war? Litt sie vielleicht unter einer Wodka-ausgelösten Amnesie?
»Danke!« J.P. nahm lächelnd das Glas entgegen, das Jiffy ihm anbot. Jack riss es ihm schmollend aus der Hand und leerte es in einem Zug. Wenigstens musste sie nicht reden, wenn sie trank. Obwohl es einiges gab, das sie mit J.P. gern besprochen hätte. Zum Beispiel warum er nicht sofort klargestellt hatte, dass man sie nur aus einem einzigen Grund für die Kampagne ausgewählt hatte: nämlich weil sie absolut fabelhaft und unglaublich talentiert war.
»Alles in Ordnung, Jack?« J.P. glitt vom Hocker und öffnete den Kühlschrank, um sich Eis zu holen. Er schien sich in dem Penthouse und mit ihren Freundinnen wie zu Hause zu fühlen und das ärgerte sie maßlos.
»Alles bestens«, entgegnete sie knapp. Es wäre ihr am liebsten gewesen, die ganze Bande wäre auf der Stelle abgehauen, damit sie sich in Ruhe ans Panoramafenster stellen und ihr Plakat bewundern konnte.
So hat eben jeder sein Hobby.
Als es erneut an der Tür klopfte, stieß Jack einen genervten Seufzer aus und ging öffnen. Wahrscheinlich J.P.s Eltern, die ebenfalls mit Sack und Pack hier einziehen wollten.
Stattdessen stand Henry vor ihr, der einen kleinen, schmuddelig aussehenden Hund im Arm hatte. Er zappelte verzweifelt und war offensichtlich völlig in Panik darüber, mit seinen vier Pfoten so weit vom Boden entfernt zu sein.
»So, da wären wir.« Henry setzte das Tier ab und machte sich eilig wieder davon, als der Hund mit klackernden Krallen auf Jack zurannte, sich auf ihr Bein stürzte und anfing, es zu begatten.
»Oh nein, wie süüüüüß!«, riefen Jiffy und Sarah Jane wie aus einem Mund. Jack schüttelte den Hund unsanft ab.
»Schau nur!« Jiffy löste eine rosa Geschenkschleife, die um den Hals des Tiers gebunden war.
»Ein Geschenk von meiner Mutter«, erklärte J.P. und nahm Jiffy die Schleife, an der ein Umschlag hing, aus der Hand. Er reichte ihn an Jack weiter, die ihn mit schmalem Lächeln entgegennahm und fassungslos den weinroten Kussmund betrachtete, den Tatiana auf die Vorderseite gedrückt hatte. Dann öffnete sie ihn mit spitzen Fingern, als könne sich Tatianas Geschmacklosigkeit allein durch eine Berührung mit ihrem matten Achtzigerjahre-Lippenstift auf sie übertragen.
»Ein Hund so schön wie die Frau von meinem Sohn! Eine Million Küsse in deinem neuen Zuhause« , stand auf der
darin liegenden Karte. Okay, Englisch war nicht Tatianas Muttersprache, aber es klang trotzdem so, als würde sie Jack absichtlich mit diesem ekelhaften und offensichtlich sexbesessenen kleinen Monster vergleichen.
»Es ist ein Maltipoo«, erklärte J.P. hilfsbereit.
Jiffy stieß ein debiles Gurren aus und kauerte sich hin, um den Hund zu streicheln.
»Komm, wir überlegen uns einen Namen für ihn«, schlug J.P. vor und griff nach Jacks Hand. Ihre Stimmung besserte sich ein bisschen. Zwar empfand sie die Situation gerade als völlig absurd, aber die Hauptsache war doch, dass J.P. sie liebte. Vielleicht war es ja gar nicht so furchtbar, mit ihm zusammenzuleben. Sie konnten zum Beispiel wo immer und wann immer sie wollten Sex haben und das wäre eigentlich fantastisch. Nein, sogar perfekt.
»Lass uns das auf später verschieben, ja?« Jack lächelte und versuchte ihre innere Unruhe zu ignorieren. Es war schließlich ein ziemlich langer Tag gewesen.
»In Ordnung. Vielleicht sollten wir ein bisschen mit ihm rausgehen, damit er seine neue Umgebung kennenlernt. Und ich würde mich auch gern ein bisschen umschauen«, sagte J.P. unternehmungslustig.
Jack nickte. Der Anflug von besserer Laune verpuffte so schnell, wie er
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