Nimm mich jetzt!
Wochen dort angefangen und war ihr schon öfter aufgefallen. Er war recht hübsch. Groß, schlank, hellblaue Augen, er hätte als Surfer durchgehen können. Wieder mal genau so ein Typ, den sie sich immer in ihren Strandfantasien vorstellte. Ungewöhnlich, dass er an einem Samstag arbeitete. Er lief Richtung Bäckerei.
Diana hatte eine Idee. Sie nahm sich schnell einen Zettel und schrieb folgenden Satz auf: „Ruf mich an, vielleicht brauche ich ja dringend eine Versicherung.“ Darunter schrieb sie ihre Handynummer. Dann raste sie im Bademantel zu seinem Auto und steckte ihm den Zettel unter den Scheibenwischer. Jetzt musste sie nur noch warten.
Der Anruf kam am späten Nachmittag. Diana saß mit einem guten Buch auf der Couch. Die Nummer wurde auf ihrem Display nicht angezeigt.
„Hallo?“
„Hallo! Die Stimme gefällt mir schon mal.“
„Mit wem rede ich?“
„Ich hatte da so einen Zettel an meiner Autoscheibe. War so eine Art Hilferuf. Ich glaube, du brauchst dringend eine Versicherung.“
Diana lachte. „Ja, ich möchte mir meinen hübschen Hintern versichern lassen. Wäre das möglich?“
Jetzt lachte auch er und Diana gefiel seine Stimme ebenfalls. „Vom Prinzip her ist das schon möglich, aber dazu müsste ich mir das zu versichernde Objekt erst einmal genauer anschauen.“
„Das sollte kein Problem sein. Wann und wo?“
„Mmh, ich hätte Montag Mittag einen Termin frei.“
Diana überlegte. Ihre Mittagspause war lang genug. „Ich würde sagen, gegen 13:00 Uhr an der Waldstraße, Ecke Hornweg. Holst du mich da ab?“
„Gern, aber wie erkenne ich dich?“
„Ich erkenne dich. Ich weiß, wie du aussiehst und welches Auto du fährst, schon vergessen?“
„Ach ja, aber eigentlich ist das unfair. Ich weiß ja gar nicht, wie du aussiehst und ob sich mein Termin auch lohnen wird.“
„Glaub mir, ich sehe verdammt gut aus und lohnen wird es sich für dich auf jeden Fall.“
„Gut, dann wage ich es einfach mal.“ Er zögerte. „Ein bisschen Angst machst du mir schon. Beschreib dich doch mal ein kleines bisschen.“
„Ich habe lange dunkle Haare und eine super Figur. Das muss reichen, sonst nehme ich dir die ganze Aufregung.“
„Du bist ja knallhart. Ich heiße übrigens Marco.“
„Bis Montag.“
Diana legte auf. Sie hatte dieses Spielchen so richtig genossen. Verdammt, die Sache war richtig einfach! Wer hätte gedacht, dass man sich so schnell ein Sexdate mit einem attraktiven Mann arrangieren konnte? Schade, dass Sylvia nicht da war. Im nächsten Moment war Dianas Freude ein wenig getrübt. Sylvia hätte mit Sicherheit wieder Bedenken. Übertrieb sie es wirklich in letzter Zeit? Quatsch, man lebt schließlich nur ein Mal.
Auf ihr Buch konnte sie sich nun nicht mehr konzentrieren. Sie schaute aus dem Fenster. Es wurde langsam dunkel, aber es regnete heute mal ausnahmsweise nicht. Irgendwie musste sie ihre angestaute Energie und Glückshormone rauslassen. Sie entschloss sich, einen Spaziergang im Park zu machen.
11
Diana war mit Decke und Tagebuch ausgerüstet losmarschiert. Entspannt saß sie auf einer Bank und beschäftigte sich mit ihrem Tagebuch. Sie hatte es gerade noch geschafft, die Vorgeschichte zu ihrem Versicherungsvertreter zu notieren, dann wurde es zu dunkel. Sie verstaute das Buch und griff nach ihrer Taschenlampe. Sie wollte noch ein wenig um den kleinen See laufen und die Enten beim Schlafen beobachten. Das wirkte immer beruhigend. Sie hatte eigentlich erwartet, dass bei dem milden Tag heute mehr Leute hier einen Abendspaziergang machen würden, aber in der letzten halben Stunde war niemand mehr an ihrer Bank vorbeigelaufen. Sie lief tiefer in den Park hinein und konnte den See nur erahnen. Es war nun sehr schnell ganz dunkel geworden und sie war froh, dass sie an eine Taschenlampe gedacht hatte. Es war sehr still, bis auf das eine oder andere Knacken eines Zweiges, wenn sie trotz Taschenlampe mal irgendwo drauf trat. Der Wind ließ die Blätter leise rauschen und die Enten schienen sich noch eine Gutenachtgeschichte zu erzählen. Diana lief um den See.
Die Beruhigung setzte nicht ein. Ihr war eher mulmig. Wie bekloppt war sie eigentlich, am Abend im Dunkeln allein durch einen Park zu laufen? Sie wusste, dass der nächste Weg, der die Runde um den See kreuzte, wieder auf den Hauptweg führte und von da aus wäre sie schnell zu Hause. Sie lief ein wenig schneller, denn sie hatte plötzlich das Bedürfnis, wieder aus dem Park herauszukommen. Da knackte wieder ein
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