Nimm mich
möglich.“
„Ich hasse diesen Mann!“ Jessie knallte die Küchentür hinter sich zu und stürmte mit großen Schritten in Conrads und Archies Zimmer.
Conrad unterdrückte ein Grinsen. „Schon wieder ein gemütliches Abendessen?“ Er faltete die Zeitung auf seinem Schoß zusammen.
„Brrr.“ Jessie begann, hin und her zu laufen. „Das ist kein bisschen lustig. Ich habe schon tausend Chancen verpasst, weil er immer wieder auf diesen verfluchten Geschäftsreisen ist. Verdammt! Und ich beginne ihn zu mögen!“ Jessie ließ sich auf einen Polsterstuhl fallen und drückte sich ein Kissen an die Brust. „Ich will diesen verflixten Mann nicht mögen. Sieh mich nicht so an, Archie! Hör auf!“ Sie schnitt eine Grimasse. „Wenn das so weitergeht, bin ich so alt wie eine Großmutter, bevor wir überhaupt mal so weit kommen.“
Archie versuchte, sein Lächeln hinter einem Buch zu verstecken. Conrad hingegen gelang es, halbwegs interessiert zu wirken. „Guter Gott“, sagte er. „Klingt ja fast so, als würdet ihr eine Beziehung aufbauen, bevor ihr miteinander in die Kiste steigt. Wie ungewöhnlich.“
Jessie streckte ihm die Zunge raus. „Sehr komisch.“ Sie kickte die Schuhe von den Füßen und zog die Beine an. „Keiner von uns will eine Beziehung.“ Sie betonte das Wort, als ob sie von einer Seuche spräche. „Ich will nur, dass er zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort ist, verdammt.“
3. KAPITEL
Nebel hüllte Pier 39, das malerische Touristenmekka aus Geschäften und Restaurants an der Fisherman’s Wharf, in einen unwirklichen Zauber. Jessie hakte sich bei Joshua unter und passte sich seinem Schritttempo an. Tropfen glitzerten in ihrem dunklen Haar wie flüssige Diamanten. Ihre Schritte hallten auf dem Holzsteg, als sie fröhlich zwischen den Kübeln mit bunten Frühjahrsblumen und den unvermeidlichen mit Kameras bepackten Touristen spazierten.
Jessie zog Joshua an der Hand. „Komm schon. Ich möchte die Robben sehen.“
Sie beugte sich über das Geländer, um einen besseren Blick auf die Tiere zu haben, die sich auf speziell angefertigten Plattformen im Wasser rekelten. „Süß, oder?“
Joshua lachte. „Ja, wirklich süß.“ Er stellte den Kragen ihres knallroten Wollmantels auf. Seine Hände fühlten sich warm auf ihrer eisigen Haut an. „Du erfrierst ja.“ Er zog seinen eigenen Schal aus und packte Jessie bis zu den Augenbrauen ein. Sie kicherte. „Wie wäre es mit ein paar Litern heißem Kaffee?“
„Und Kuchen?“
„Und Kuchen.“
Sie gingen jetzt schneller und fanden ein kleines, verstecktes Café, in dem es warm war und einladend duftete. Sie wählten einen winzigen Tisch mit Blick auf die Boote, mit denen Touristen auf die Insel Alcatraz schipperten, und bestellten Kaffee, noch bevor sie ihre Mäntel ausgezogen hatten.
„Hier gibt’s nur etwa dreißig verschiedenen Kuchensorten. Wir könnten ein Stück von jedem bestellen“, schlug Joshua vor, als Jessie sich in die Karte vertiefte. Sie streckte ihm die Zunge raus.
Joshuas Augen verdunkelten sich. „Ich kann mir viel interessantere Dinge vorstellen, die du mit deiner Zunge anstellen kannst.“
„Schlimmer Junge.“ Sie lächelte den jungen Mann an, der in diesem Moment ihren Kaffee servierte und ihre weitere Bestellung aufnehmen wollte. Er fiel beinahe über den Tisch. Joshua seufzte. Jessie hatte diesen Effekt auf Männer jeder Altersklasse.
Nachdem sie den Kuchen bestellt und die Mäntel ausgezogen hatten, begannen sie ausführlich über die Ausstellung zu diskutieren, die sie eine Woche vorher zusammen besucht hatten, sprachen dann über Joshuas letzte Reise nach Japan und über den großen Auftrag, an dem Jessie gerade arbeitete, die Ausstattung eines kleinen Hotels in Marin.
Der Ober brachte den Kuchen und verschwand. Jessie griff nach der Gabel, legte sie dann aber wieder weg.
„Ich habe Angst, Conrad zu enttäuschen.“ Gedankenverloren begann sie, ihre Serviette in kleine Stücke zu reißen. „Die Leute, denen das Hotel gehört, besitzen auch ein kleines Weingut in Napa. Sie sind ziemlich einflussreich, wahrscheinlich werden sie Con eine Menge Aufträge erteilen, wenn ich meinen Job gut mache.“ Sie spielte mit den Serviettenschnipseln herum.
„Ich habe gesehen, was du kannst, Jessie. Du bist eine großartige Innenarchitektin. Die können von Glück sprechen, dass du für sie arbeitest.“
Sie errötete. „Wirklich?“
„Wirklich. Aber falls deine Bedenken dich davon abhalten, dein
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