Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nimm mich

Nimm mich

Titel: Nimm mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Adair
Vom Netzwerk:
konnte sie bittersüß auf ihrer Zunge schmecken.
    O mein Gott. Wie hatte das nur geschehen können? Die Gefühle hatten sich so hinterrücks eingeschlichen, dass sie es nicht einmal bemerkt hatte.
    Ganz egal, wie sehr sie sich wünschte, dass alles anders wäre, ein Happy End war nicht in Sicht. Er war ein Penthouse und sie nicht mehr als eine Sozialbauwohnung. Vermutlich war sie ihm nicht egal, aber er würde sich in einer Million Jahren nicht in eine Frau wie sie verlieben. Dazu würde er sich lieber jemanden aus seinen eigenen Kreisen suchen.
    Sie würde also nicht nur kein Kind von ihm haben – es war noch viel schlimmer. Denn am dreiundzwanzigsten Dezember würde sie auch noch Joshua verlieren.
    Der Zauber des Abends war verschwunden.
    Sie bat Joshua, das Essen auszusuchen. Die Speisekarte war auf Französisch, sie verstand also sowieso kein Wort. Er bestellte in fließendem Französisch, beugte sich dann nach vorne und ergriff ihre Hand. „Was ist los?“ Seine blassen Augen blickten sie forschend an. Sie fragte sich, was er wohl sah. „Also doch Jetlag?“
    „Ich gehöre nicht hierher, Joshua.“ Jessies Augen brannten, ihre Lippen bebten. Gott, hoffentlich fing sie nicht auch noch an zu heulen. Nicht jetzt, nicht hier, nicht vor Joshua und all diesen reichen Menschen.
    „Du bist heute Abend die schönste Frau, Jessie. Natürlich gehörst du hierher.“ Er nahm ihre Hand, und Jessie fiel zu spät auf, dass sie vergessen hatte, den roten Nagellack aufzutragen, den sie extra mit auf die Reise genommen hatte. Ihre Nägel waren kurz. Ihr Hals wurde eng. Verdammt, sie konnte die Tränen nicht zurückhalten.
    „Jessie, sieh mich an.“
    Unter Tränen gehorchte sie ihm.
    „Worum genau geht es?“, fragte er sanft, mit dem Daumen malte er Kreise auf ihre Handfläche. Sie biss sich hilflos auf die Lippen. „Das mit den Chips ist doch nicht so schlimm …“
    „Tut mir leid.“ Sie presste die Serviette gegen ihren Mund. „Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist. Muss doch am Jetlag liegen.“ Der Ober brachte den ersten Gang, und sie blickte auf. „Hier kommt meine Rettung.“ Sie versuchte, fröhlich zu klingen.
    Fest entschlossen, diesen ansonsten fantastischen Abend nicht zu verderben, unterdrückte sie ihre Gefühle und griff nach der Gabel.
    Vermutlich schmeckte das Bœuf Alexandra hervorragend. Sie mochte Artischocken, der Trüffel war bestimmt interessant, aber sie merkte nicht viel davon. Verdammt. Sie wollte nicht über das Ende nachgrübeln, nachdem sie noch viele gemeinsame Wochen vor sich hatten.
    Ganz kurz dachte sie darüber nach, doch nicht länger zu verhüten. Das war sowieso total unbequem und vielleicht … nein. Sie hatte eine Entscheidung getroffen und würde sie nicht mehr ändern.
    Als sie das Restaurant verließen, hakte sie sich bei Joshua unter. „Wohin gehen wir jetzt?“
    „Bist du sicher, dass du nicht doch noch ein wenig Roulette spielen willst?“
    Jessie tat, als ob sie erschauerte. „Da steht für meinen Geschmack viel zu viel Geld auf dem Spiel. Ach so, hier.“ Sie reichte ihm ihre kleine Handtasche. „Steck das ein, dann muss ich mir nicht länger Sorgen darum machen. Ich schau dir zu, wenn du noch mal spielst.“
    „ Chemin de fer . Siehst du diese Tische dort auf dem Podium?“ Joshua dirigierte Jessie durch den von großen Lüstern erhellten Raum. Er sprach mit dem Mann, der den Eingang bewachte und sich schließlich tief vor ihnen verbeugte. Chemin de fer war ein kompliziertes Kartenspiel mit hohem Einsatz. Ähnlich wie Baccara, erklärte Joshua ihr flüsternd. Er nahm seinen Platz ein, und Jessie unterließ es, ihn zu fragen, wie viel seine Chips wert waren. Das wollte sie gar nicht wissen.
    Die anderen Stühle waren mit Zuschauern besetzt. Jessie stellte sich hinter ihn.
    Es machte ihr Spaß, zuzusehen. Auch wenn sie nicht die geringste Ahnung hatte, wie das Spiel funktionierte, so fand sie es doch spannend. Irgendwann schlüpfte sie sogar aus ihren hohen Schuhen. Der Teppich fühlte sich herrlich weich unter ihren Füßen an.
    Der Ober brachte ihr ein Getränk. Das Abendessen lag ihr schwer im Magen, und sie war durstig. Allerdings hätte sie lieber Wasser als Alkohol getrunken. Sie blickte sich um.
    Plötzlich wurde ihr schwarz vor Augen, Speichel sammelte sich in ihrem Mund. Sie schluckte krampfhaft, und ihr wurde abwechselnd heiß und kalt. Die Schuhe glitten ihr aus den Händen und fielen zu Boden. Wie blind tastete sie nach der samtbezogenen Lehne.

Weitere Kostenlose Bücher