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Nimm mich

Nimm mich

Titel: Nimm mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Adair
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können? Sie hätte sich schon vor Jahren scheiden lassen sollen. Sie hätte die Scheidungspapiere nicht jahrelang mit sich herumtragen sollen. Sie hätte sie unterschreiben sollen.
    Stattdessen blieben ihr nun nur ein paar Erinnerungen, die bezeugen konnten, dass sie ihn jemals gekannt und geliebt hatte. Und ein winziges Baby, das seinen Vater niemals kennenlernen würde.
    Ihr Hals zog sich zusammen. Sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er zu stolz war, um zu verkraften, was sie ihm angetan hatte. Sie hätte ihm von Anfang an sagen müssen, wer sie war. Sie hätte eine Menge Dinge tun müssen, dachte sie missmutig. Aber auf keinen Fall hätte sie sich in ihn verlieben dürfen.
    In seinem Büro, da hatte sie ihm gut zugehört. Und egal, wie grausam seine Worte gewesen waren, hinter diesem Ärger hatte sie den Schmerz gespürt, der ihn auseinanderriss. Zumindest glaubte sie das. Allerdings wäre das nicht das erste Mal, dass sie seine Gefühle falsch interpretierte.
    Sie hatte die klaren Linien seines Gesichts betrachtet, dieses geliebte, so vertraute Gesicht. Sie versuchte, Erinnerungen zu speichern wie Fotos. Es kostete sie keine Mühe, ihn vor sich zu sehen, seine blassen Augen und wie eiskalt sein Blick sie durchbohrt hatte.
    Nun war es vorbei. Unabänderlich. Ein Teil von ihr hatte immer gewusst, dass es so enden würde. In Spielfilmen und Liebesromanen gab es ein Happy End, aber nicht im wahren Leben. Eine Frau wie sie war in tausend Jahren nicht in der Lage, jemanden wie Joshua Falcon in die Knie zu zwingen.
    Sie legte eine Hand auf ihren kleinen, runden Bauch. Unwissentlich hatte er ihr etwas Wertvolleres geschenkt als Diamanten oder andere Besitztümer, etwas, das sie mehr wollte als alles andere auf der Welt.
    „Überleg dir gut, was du dir wünschst“, hatte ihre Mutter immer wehmütig gesagt, wenn mal wieder die Tür hinter einem Mann ins Schloss gefallen war. Jessie glaubte, keine Luft mehr zu bekommen.
    „Was willst du jetzt tun, Liebes?“, fragte Archie.
    Einen Moment lang konnte sie nicht antworten. Sie war bis ins Mark vereist. Das Gewicht auf ihrer Brust erschien ihr unerträglich.
    „Wie Scarlett schon sagte: Morgen ist auch noch ein Tag.“ Jessie gelang ein unsicheres Lächeln, dann nahm sie ein weiteres Taschentuch. „Aber zuerst muss ich eine Weile weinen.“
    Sie würde nicht nur das vermissen, was sie gemeinsam erlebt hatten. Sondern das, was sie hätten erleben können.

11. KAPITEL
    Es war Mitte Dezember. Diese Jahreszeit hatte Joshua schon immer gehasst. Er fühlte sich, als ob er die letzten Wochen in einem Vakuum verbracht hätte. Wo er auch hinschaute, glitzerte und leuchtete es weihnachtlich. Jedes Schaufenster strahlte in Rot und Grün.
    Wenn er die Augen schloss, dann sah er sie. Ihre großen, blitzenden Augen, ihre süßen, zarten Lippen, die nur darauf warteten … Er konnte ihr heiseres Lachen hören. Frische Pfirsiche riechen. Ach verdammt.
    Er konnte einfach an nichts anderes denken als an Jessie. Jessie, die verschmitzt einen Kranz aus Stechpalmen im Haar trug. Jessie, wie sie zu ihm auflachte und ihn in den Arm nahm. Jessie, Jessie, Jessie.
    Jessie liebte Feiertage. Und Weihnachten war ihr Lieblingsfest. Die Geschichte über ihr kleines Buch mit den eingeklebten Bildern hatte ihm fast das Herz gebrochen. All diese ausgeschnittenen Fotos, aus Zeitungen und Magazinen. All diese unerfüllten Wünsche und Träume.
    Wenn irgendetwas davon wahr gewesen wäre. Inzwischen war er davon überzeugt, dass selbst das Teil ihrer Lüge gewesen war. Sie hatte dieses verdammte Baby gewollt. Sie hatte ihre Attacke mit der Raffinesse eines Generals geplant und ausgeführt. Die Waffen, die sie eingesetzt hatte, waren so alt wie die Menschheit selbst, und beinahe hätte sie ihr Ziel erreicht. Gott, wie aufgebracht sie war, als er ihr von der Sterilisation erzählte.
    Er wollte nicht über Jessie nachdenken. Die Tatsache, dass diese Jahreszeit ihn immer an sie erinnern würde, nervte ihn noch mehr.
    Joshua drückte einen Knopf, die Tore zu seinem Anwesen öffneten sich. Ihm grauste vor der Dunkelheit und Leere des Hauses. Zum Glück hatte er Simon gebeten, auf einen Drink vorbeizukommen, bevor sie gemeinsam zum Abendessen gehen würden.
    Nachdem er Jessie kennengelernt hatte, hatte er Simon kaum noch gesehen. Dabei war er gerne mit seinem Onkel zusammen, egal wie oft der versuchte, ihn zu manipulieren. Heute Abend würde er ihm aber unmissverständlich klarmachen, dass Jessie ein

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