Nimm mich
Beinahe hätte sie sein Herz bekommen.
Er schloss die Augen, um nicht länger ihren schönen Körper sehen und darüber nachdenken zu müssen, dass er niemals wieder ihr lockiges Haar auf seiner Haut spüren und niemals mehr ihr leises, leidenschaftliches Stöhnen hören würde. Dann warf er ihr einen letzten Blick zu, seine Stimme war so kalt wie sein Herz. „Ich werde Felix anrufen. Er soll das Übliche arrangieren. Du kannst bereits heute Nachmittag Kontakt mit ihm aufnehmen.“
Sie riss den Kopf hoch. „Können wir nicht vernünftig miteinander sprechen?“ Ihre Stimme klang rau. Sie presste die Finger an die Wangenknochen, als wolle sie versuchen, die Tränen zurück in die Augen zu zwingen. Sie hatte wie immer kein Taschentuch dabei. Die Tränen liefen schneller. „Ich liebe dich.“
„Du liebst meinen Lebensstil.“
Sie schloss die Augen und schluchzte leise auf.
„O nein“, fauchte er. „Nun tu nicht so schwach. Du gefällst mir viel besser, wenn du kratzt wie eine kleine Katze.“ Tief im Magen brannte ihr Betrug wie Feuer. Am liebsten hätte er sie geschlagen. Er wollte nicht, dass sie so blass und verletzlich aussah. Sie sollte endlich aus ihrer Ecke kommen und kämpfen. Zwar hatte sie bereits zum vernichtenden Schlag angesetzt, aber er wollte derjenige sein, der es beendete, er wollte sie auf dem Boden liegen sehen und sie auszählen.
Es war gar nicht ihre Art, einfach nur so dazustehen. Warum zum Teufel verteidigte sie sich nicht energischer?
Weil sie das alles schon lange geplant hatte. Alles war nur eine einzige Lüge gewesen. Jedes einzelne verfluchte Wort, jede Handlung hatte nur auf diesen Moment hingezielt. Auf die große Abrechnung. Sie war nicht einen Millimeter von ihrem ursprünglichen Plan abgewichen.
Er verfluchte sie dafür, dass ihre Augen so verwundet aussahen und er noch immer ihren süßen Geschmack auf der Zunge schmecken konnte. Er verfluchte sie dafür, dass sie ihm eine Vaterschaftsklage an den Hals hängen wollte. Er hätte ihr seinen letzten Cent gegeben, wenn sie es verlangt hätte. Er verfluchte sie dafür, dass er die Zähne zusammenbeißen und sich zwingen musste, sich nicht vor sie auf den Boden zu werfen und anzuflehen, trotz allem bei ihm zu bleiben.
Eine Welle aus Schmerz und Erniedrigung schlug über ihm zusammen, so gewaltig, so dunkel, dass er glaubte, sich nie mehr davon erholen zu können.
„Sag Felix, dass er sich keine Mühe machen muss. Ich habe nicht wegen deines Geldes mit dir geschlafen. Alles, was ich wollte, war …“
Er hob fragend eine Augenbraue.
„Ich liebe unser Kind“, sagte sie und schaute ihm tief in die Augen. „Ich will dein verdammtes Geld nicht.“ Sie schluckte schwer, bevor sie mit entsetzlicher Ruhe sagte: „Ich wollte mich nicht in dich verlieben. Es ist einfach passiert und hat mich selbst überrascht. Ich habe gehofft, dass du mich irgendwann auch lieben würdest. Ich dachte … ich wünschte …“ Sie unterdrückte ein Schluchzen. „Ich wollte nichts von dir …“
Erneut stieg Zorn in ihm hoch. „Außer dieses Millionen-Dollar-Baby“, höhnte er und ignorierte, wie sich ihr Gesicht verzerrte und sie zu zittern begann. Es war ihm völlig egal. „Mach diesen verdammten DNA-Test. Wenn es wirklich meines ist, werde ich die Vaterschaft anerkennen. Aber ich glaube nicht, dass das der Fall sein wird.“
„Nein.“
„Nein?“
„Ich werde keinen Test machen. Ich weiß, wer der Vater ist.“ Jessie rieb sich mit der Hand über ihre nassen Wangen. „Und nein, du wirst mein Baby nicht bekommen. Ich habe für sie mit meinem Blut bezahlt. Sie gehört mir .“
Erst als er seine Hände in Jessies Schulter grub, fiel ihm auf, dass er offensichtlich um den Schreibtisch gelaufen war. Sie sah erschrocken aus. Nun, Himmel, er war auch noch nicht fertig. Sie starrte ihn an, ein Kamm fiel aus ihrem Haar. Ein paar Haarsträhnen klebten an ihren tränennassen Wangen.
„Ich wollte heute Abend unsere Verlobung bekannt geben. Ich wollte dich heiraten. Ich wollte dich ein ganzes verdammtes Leben lang verwöhnen und auf dich aufpassen.“ Er lachte barsch und ließ sie los. Sie schwankte ein wenig und rieb sich heftig zitternd den Oberarm. „Ein bisschen mehr Geduld, und du hättest alles haben können, Jessie.“
„Joshua, bitte …“
Er ging zur Tür, bereit, sie aufzureißen und Jessie hinauszustoßen, wenn sie nur noch einen Augenblick länger bliebe. Er konnte hören, wie sie zitternd Luft holte. Verflucht sei sie.
Er
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