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Nimmerklug in Sonnenstadt

Nimmerklug in Sonnenstadt

Titel: Nimmerklug in Sonnenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai Nossow
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Sturzflug und klatschte auf das Wasser, daß die Tropfen nur so spritzten. Dann vollführte Bolzen mehrere kühne Kurven und Zickzacks auf dem Wasser, um die Wendigkeit des Autos zu zeigen, und steuerte den Wagen wieder aufs Trockene. Nimmerklug, Pünktchen und Buntfleck wußten nicht, ob sie darüber froh oder traurig sein sollten, denn sie konnten sich nicht klarwerden, was am ungefährlichsten war — mit Bolzens Auto auf dem Land zu fahren, auf dem Wasser zu schwimmen oder durch die Luft zu fliegen.
     

In der Kleiderfabrik
    Nach wenigen Minuten hielt das Auto vor einem runden zehnstöckigen Gebäude.
    „Mir nach!" schrie Bolzen. „Wir sind da!"
    Er sprang aus dem Auto und stürzte zum Eingang. Während Würfel, Pünktchen und Nimmerklug aus dem Auto kletterten und Bun tfleck halfen, sich von dem Rettungsring zu befreien, war Bolzen schon mehrere Male zur Tür hinein und wieder herausgerannt.
    „Trödelt nicht so lange!" schrie er und schwenkte die Arme wie Windmühlenflügel. „Mir nach!"
    Die Freunde betraten einen großen runden Saal mit weißge kacheltem Fußboden, weißen Wänden und weißer Decke. Überall summten Maschinen; leise raschelte der fertige Stoff. Ein Knirpserich trat zu den Besuchern. Er trug einen wohlgebügelten dunkelblauen Arbeitsanzug mit großen weißen Knöpfen auf Brust und Bauch und einem offenen Kragen, aus dem eine schneeweiße Schleife hervor sah. Er war dick und untersetzt, hatte aber schmale Schultern, so daß er oben und unten dünner und in der Mitte breiter war wie ein Fisch oder eine Spindel.
    „Tag,. Flunder!" sagte Bolzen zu dem spindelförmigen Knirpserich. „Wir möchten eure Fabrik besichtigen. Zeig uns mal, was ihr für Kleider fabriziert."
    Statt einer Antwort stellte sich Flunder in Positur und schüttelte die Fäuste über dem Kopf.
    „Alle Geheimnisse dieser Fluren will ich euch entdecken, Freunde!" deklamierte er, streckte majestätisch die Hand aus, schnitt eine fürchterliche Grimasse und heulte: „Vorwärts, Freunde, ohne Furcht und zagen!"
    Buntfleck versteckte sich hinter Bolzens Rücken.
    „Ist das ein Verrückter?" fragte er angstvoll.
    Aber Flunder war nicht verrückt.
    Er arbeitete nämlich nicht nur als Meister in der Kleiderfabrik, sondern außerdem als Schauspieler.
    Wenn er allein war, spielte er irgendeine Rolle, und wenn man ihn dann etwas fragte, konnte er nicht gleich wieder zu sich kommen, weil er sich noch im Theater wähnte.
     

      Als Flunder sah, welchen Eindruck er auf Buntfleck machte, lächelte er und führte die Gäste zur Saalmitte. Dort stand ein hoher, oben zugespitzter Zylinder aus bläulichem Stahl. Um ihn herum zog sich eine Wendeltreppe, die in einer kleinen Plattform endete. Von allen Seiten führten Drähte und Röhren mit Meßgeräten zu dem Zy linder.
    „Dies, meine Freunde, wenn ich mich so ausdrücken darf, ist ein Textilkessel, den der Ingenieur Langrohr erfand", sprach Flunder. „Das Innere des Kessels wird sozusagen mit Rohmaterial gefüllt, näm lich mit zermahlenen Löwenzahnstengeln. Die Stengel setzt man, wenn ich mich so ausdrücken darf, hohen Temperaturen aus. Dabei verbinden sie sich mit verschiedenen Zusatzstoffen, so daß eine gal lertartige Leimmasse entsteht, welche die Eigenschaft besitzt, bei Luft berührung sofort zu erstarren. Die Mässe fließt durch die Röhren und wird, wenn ich mich so ausdrücken darf, durch winzig kleine Öff nungen an den Enden der Röhren hinausgepreßt. Wenn die Masse die winzigen Öffnungen verläßt, erstarrt sie sozusagen und verwandelt sich in viele tausend dünne Fäden, die zu den Webstühlen rings um den Kessel geleitet werden. Sie können sich mit eigenen Augen davon überzeugen, daß die Fäden auf den mechanischen Webstühlen zu Stoff werden. Der Stoff verläßt, wenn ich mich so ausdrücken darf, die Webstühle als endloses Band. Dann wird er unter die Stanzen geleitet und zerschnitten. Ein besonderes Gerät klebt die Einzelteile wieder zusammen und verwandelt sie damit sozusagen in fertige Hemden. Die anderen Stanzen, die Sie hier sehen, produzieren Un terwäsche, verzeihen Sie die Bezeichnung, in verschiedenen Größen."
    Die Reisenden stiegen ins nächste Stockwerk hinauf. Hier wurden auf die gleiche Weise Jacken und Mäntel produziert, nur mit dem Un terschied, daß die Fäden vor dem Weben gefärbt wurden. Die Fäden stammten zwar alle aus dem gleichen Rohmaterial, erklärte Flunder, aber es entstünden — je nach ihrer chemischen Bearbeitung und nach

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