Nimmerklug in Sonnenstadt
Wagen!" widersprach Nimmerklug. „Bolzen zum Beispiel auch."
„Bei mir ist das was anderes", antwortete Bolzen. „Ich bin ein alter Autofahrer; diese neuartigen Taxis, bei denen gar nichts passieren kann, sind nicht nach meinem Geschmack. Für mich ist es ein Vergnügen, am Steuer zu sitzen und den Wagen zu lenken!"
Schließlich hielt Buntfleck, den schon seit dem frühen Morgen der Hunger plagte, das Warten nicht länger aus.
„Freunde!" bat er. „Habt ihr vielleicht etwas zu essen oder wenigstens ein bißchen Saftbrause zu trinken? Ich habe heute noch keinen Bissen gegessen."
„Ach, wir Esel!" rief Bolzen. „Und wir sitzen hier stundenlang herum und reden. Schnell ins nächste Restaurant!"
Die Abenteuer des Polizisten Pfeifstengel
Wahrscheinlich erinnert sich der Leser, daß der Polizist Pfeifstengel nach dem Einsturz der Polizeiwache die Verfolgung Nimmerklugs aufnahm, daß er aber heimging, weil seine Kopfschmerzen immer stärker wurden. Warum er sich nach Hause begab und nicht zur Polizeiwache, wo ihn der Polizist Wachkugel erwartete, wurde bisher ebensowenig geklärt wie der Grund dafür, daß er kein Krankenhaus aufsuchte. Vielleicht lag das an seinem verletzten Kopf, der nicht mehr richtig denken konnte.
Kurz, der Polizist Pfeifstengel wollte nach Hause gehen. Er wohnte ganz in der Nähe, nämlich in der Makkaronistraße; deshalb benutzte er weder ein Knopftaxi noch einen Autobus. In der Makkaronistraße ging er an zwei Häuserblocks vorüber. Es wäre auch nichts weiter passiert, wenn er nicht in einem runden Kreiselhaus gewohnt hätte. Dieses Haus besaß vier Eingänge; hätte es stillgestanden, so würde man sagen können, daß die Eingänge nach Norden, Süden, Osten und Westen zeigten.
Für gewöhnlich kam der Polizist Pfeifstengel immer zur gleichen Zeit von der Arbeit zurück, und dann befand sich sein Eingang genau vor der Makkaronistraße. Doch diesmal traf er eine Stunde früher ein, so daß sich ein anderer Eingang zur Makkaronistraße gedreht hatte. Pfeifstengel fuhr wie immer mit dem Fahrstuhl in den vierten Stock und ging in eine fremde Wohnung. Die Wohnungsinhaber waren nicht daheim, deshalb machte niemand Pfeifstengel auf seinen Irrtum aufmerksam. Zwar wunderte er sich über die Möbel, aber sein Kopf schmerzte so sehr, daß er nicht lange darüber nachdachte, sich schleunigst auszog, zu Bett ging und einschlief. Er war so müde — vielleicht wegen des Ziegelsteines, der ihm auf den Kopf gefallen war — daß er den ganzen Tag, die ganze Nacht und einen Teil des nächsten Morgens verschlief. Er schlief um zehn Uhr morgens ein und erwachte am nächsten Morgen um elf Uhr, verschlief also fünfundzwanzig Stunden.
In seiner eigenen Wohnung, wo man ihn hätte finden können, wäre durch diesen Dauerschlaf gar nichts weiter passiert. Aber er lag ja in einer fremden Wohnung, wo niemand ihn vermutete.
Der Polizist Wachkugel hatte den Krach vom Einsturz der Wache gehört, seine Fernsehschirme im Stich gelassen und war ins Nebenzimmer gerannt. Nach einem Blick auf die Trümmer stürzte er auf die Straße, rief Knirpseriche herbei und zerrte mit ihrer Hilfe die Steinbrocken der Wände und der Zimmerdecke weg. Alle griffen zu, aber ihre Suche blieb ergebnislos, denn weder der verhaftete Nimmerklug noch Pfeifstengel konnten unter den Trümmern entdeckt werden. Nur Pfeifstengels Helm.
Das beruhigten den Polizisten Wachkugel einigermaßen. Er glaubte, Nimmerklug sei entflohen, und Pfeifstengel verfolge ihn. Die Zeit verging, aber Pfeifstengel kehrte nicht zurück. Aufmerksam betrachtete Wachkugel sämtliche Fernsehschirme in der Hoffnung, Pfeifstengel auf einer Straße zu entdecken. Aber wie der Leser weiß, lag Pfeifstengel zu dieser Zeit bereits in einem fremden Bett.
Kurz darauf kamen zwei andere Polizisten, um Wachkugel und Pfeifstengel abzulösen. Wachkugel übergab ihnen die Geschäfte, meldete den Zwischenfall und machte sich auf die Suche nach Pfeifstengel. Erst einmal rief er in seiner Wohnung an. Als niemand ans Telefon kam, begab er sich in die Makkaronistraße. Wie zu erwarten, war die Wohnung leer. Er ging heim und rief von dort aus bei allen Krankenhäusern an. Überall bekam er die Auskunft, bei ihnen habe sich kein Polizist Pfeifstengel zur Behandlung eingefunden. Nun rief Wachkugel alle anderen Polizeiwachen der Stadt an und bat, ihm bei der Suche nach Pfeifstengel behilflich zu sein. Wenig später trabte eine Hundertschaft von Polizisten auf der Suche nach
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