Nimmerklug in Sonnenstadt
gemacht hat ten, wenn der Automat schon wieder vor ihnen stand. Dann wartete er, bis der Spieler fertig war.
Nimmerklug und seine Freunde standen lange vor dem großen Schachautomaten. Als ein Spieler die Partie verloren hatte und aufstand, setzte sich Nimmerklug an seinen Platz und erklärte, er wolle jetzt spielen. Pünktchen und Buntfleck protestierten, weil sie nicht länger zusehen mochten. Da schlug Flunder Pünktchen und Bun tfleck vor, mit ihm ins Rummelstädtchen zu gehen. Nimmerklug sollte nachkommen.
Damit waren alle einverstanden.
Nimmerklug bekommt das Schachfieber
Pünktchen und Buntfleck gingen also mit Flunder ins Rummelstädtchen, und Nimmerklug vertiefte sich in das Spiel mit dem Schachautomaten. Aber nach zehn Zügen wurde er mattgesetzt. Er begann eine zweite Partie, die er schon nach fünf oder sechs Zügen verlor. Das nächste Matt erhielt er bereits nach drei Zügen.
Nimmerklugs Nachbar sagte, für ihn sei es noch zu früh, gegen eine so komplizierte Maschine zu spielen. Er solle es lieber zuvor mit einem kleineren, einfacheren Automaten versuchen. Nimmerklug hatte nicht gewußt, daß es im Schachstädtchen noch andere Automaten gab. Er stand auf, um eine Maschine zu suchen, die seinen Schachfähigkeiten besser entsprach. Nach wenigen Schritten begegnete er einer Knirpseline. Sie trug ein schönes weißes Kleid mit bunten Schachfiguren und einen Hut, der wie die Krone einer Schachdame aussah.
„Guten Tag!" sagte sie zu Nimmerklug.
„Guten Tag!" antwortete Nimmerklug. „Haben wir uns schon irgendwo gesehen?"
„Nimmerklug, erinnern Sie sich wirklich nicht mehr? Sie waren doch in unserer Kleiderfabrik."
„Richtig!" rief Nimmerklug. „Sie sind Feinfädchen.“
Ja, das bin ich", antwortete die Knirpseline. „Wollen wir uns ein Weilchen auf die Bank setzen?" Als sie saßen, fuhr Feinfädchen fort: „Wir haben Sie nicht vergessen. Oft sprechen wir von Ihrem lustigen Besuch. Wissen Sie noch, wie Nadelspitze zu Bolzen sagte: ,Sie sind kein Pferd und befinden sich nicht in einem Pferdestall. Sie können sich zu Hause ausgrunzen'?"
Nimmerklug und Feinfädchen lachten.
„Wie gefällt Ihnen unsere Stadt?" fragte Feinfädchen dann.
„Sehr!" antwortete Nimme rklug. „Sie haben so viele Fabriken, Kinos, Theater und sogar Restaurants. Alles haben Sie!"
„Sie nicht?”
„Kein Gedanke!" Nimmerklug winkte ab. „Wenn man hei uns einen Apfel essen will, muß man vorher auf den Baum klettern. Hat man Appetit auf Erdbeeren, muß man sie erst züchten, und die Nüsse muß man sich aus dem Wald holen. Sie dagegen brauchen nur in ein Restaurant zu gehen; dort bekommen Sie alles, was Ihr Herz begehrt."
"Wir arbeiten doch auch", widersprach Feinfädchen. „Manche arbei ten in den Feldern und Gärten, andere in den Fabriken, und dann holt sich jeder im Laden, was er braucht."
„Aber Ihnen helfen die Maschinen bei der Arbeit", entgegnete Nim merklug. "Wir haben weder Maschinen noch Läden. Sie leben ge meinsam, hei uns dagegen lebt jeder für sich zu Hause. In unserem Hause wohnen zum Beispiel zwei Mechaniker, aber kein einziger Schneider. In einem anderen Haus wohnen vielleicht nur Schneider, aber kein einziger Mechaniker. Nehmen wir an, Sie brauchen eine Hose und gehen zum Schneider. Er wird Ihnen aber die Hose nicht umsonst geben, denn wenn er das täte ..."
„... hätte er bald selbst keine Hose mehr!" ergänzte Feinfädchen lachend.
„Schlimmer!" sagte Nimmerklug. „Er hätte weder Hose noch Essen. Denn er kann nicht gleichzeitig für sein Essen sorgen und Kleider nähen."
„Selbstverständlich nicht."
„Sie müssen dem Schneider also für die Hose zum Beispiel eine Birne geben", fuhr Nimmerklug fort. „Wenn aber der Schneider keine Birne braucht, sondern etwa einen Tisch, müssen Sie zum Tischler gehen, ihm die Birne geben, damit er einen Tisch anfertigt, und den Tisch dann beim Schneider gegen die Hose eintauschen. Aber vielleicht will der Tischler die Birne auch nicht haben. Er braucht eine Axt. Dann bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als zum Schmied zu gehen. Und wenn sie mit der Axt zum Tischler kommen, kann es passieren, daß er gar keine Axt mehr braucht, weil er sie sich schon woanders besorgt hat, und Sie bleiben mit der Axt an Stelle der Hose sitzen."
,ja, das ist wirklich sehr umständlich", rief Feinfädchen.
„Im Notfall springen Ihnen Ihre Freunde bei — einer wird Ihnen sicherlich eine Hose schenken oder wenigstens leihen. Schlimmer ist die
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