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Nimmerklug in Sonnenstadt

Nimmerklug in Sonnenstadt

Titel: Nimmerklug in Sonnenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikolai Nossow
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er ruhig da. Wenn es nichts zu laufen oder zu reden gab, zappelte er mit den Beinen oder hüpfte vor Ungeduld auf der Stelle. In seinem Auto raste er mit größter Schnelligkeit dahin; fuhr ebenso plötzlich ab, wie er anhielt. Ohne zu überlegen, faßte er einen Entschluß und führte ihn blitzartig aus; gefiel ihm sein Vorhaben aber nicht mehr, dann gab er es ebenso schnell wieder auf.
    Würfel glaubte, er könnte nun mit den Reisenden in die Schaf fensstraße fahren und ihnen die Häuser des Architekten Kürbis zei gen. Doch Bolzen entführte die Gesellschaft nach dem Mittagessen in eine Möbelfabrik.
    Dort wurden die Stühle, Tische, Schränke, Sofas und Betten nicht aus Holz gemacht, sondern aus Plastikmasse. Die Plastikmasse wurde in einer Stanzmaschine gepreßt, und fertige Stühle, Tische oder Bet ten kamen aus der Maschine heraus. In der einen Maschine wurden Seiten- und Rückwände der Schränke gestanzt, in der zweiten die Türen und Regale, in der dritten die Schubläden.
    Aus der Möbelfabrik gingen die fünf Freunde ins Kino und danach ins Theater. Am nächsten Tag holten Würfel und Bolzen sie noch früher ab, und sie begaben sich in eine Fernsehempfänger- und Radiofabrik, wo Breitwand-Fernseher hergestellt wurden. Alle Kinos von Sonnenstadt waren damit ausgestattet, denn die Filme wurden vom Fernsehstudio übertragen. So war es überflüssig geworden, allabendlich hunderte von Filmstreifen in die Kinos zu transpor tieren, Filmvorführer arbeiten zu lassen, ja, überhaupt so viele Film streifen herzustellen. Ein einziger Filmstreifen genügte. Er wurde in der Sendestation abgespult, und in allen Kinos konnte man ihn sehen.
    Genau solche Fernsehempfänger, wenn auch kleiner, gab es in vielen Wohnungen, aber die Sonnenstädter sahen sich die Filme nicht gern zu Hause an. Sie wollten die Filme lieber gemeinsam betrach ten.
    In der Fabrik wurden auch Tischempfänger hergestellt, dazu alle möglichen Radioapparate, angefangen von großen Straßenlautsprechern und Tonsupern bis zu winzigen Taschenlautpiepsern und Lautflüsterern im Knopfformat.
    Dann führte Bolzen die Reisenden in eine Fabrik für Staubsauger, Waschmaschinen, mechanische Schrubber, Saftpressen und Überdrucktöpfe. Am besten gefiel den Blumenstädtern das selbsttätige Bügeleisen, das ohne jede Beaufsichtigung Wäsche bügeln konnte. Vorne hatte es zwei elektrische Augen, mit denen es sehen konnte, was zu bügeln war. Unter den Augen war eine elektrische Nase angebracht. Die Nase merkte, wenn die Bügelwäsche brenzlig roch, klingelte und schaltete das Bügeleisen aus.
    Danach besichtigten sie eine Bücherfabrik, wo Bücher aller Arten entstanden — kleine und große, dicke und dünne, Bilderbücher und Spielzeugbücher. Die Spielzeugbücher hatten die Form von Schirmen, Ziehharmonikas, Rollen und Faltpappen; sie enthielten hübsche Märchen und Erzählungen, Abenteuergeschichten, Rätsel, Scherzfragen, sprechende und sich bewegende Bilder.
    Einer solchen Druckmaschine brauchte man nur das vom Schriftsteller mitgebrachte Manuskript mit den Illustrationen, die der Zeichner dazu gemacht hatte, ins Maul zu stecken, dann kamen hinten die fertigen, bebilderten Bücher heraus. In der Maschine wurde die Druckfarbe durch einen Zerstäuber auf das elektrisierte Papier gebracht und blieb genau da haften, wo die Buchstaben und Bilder hingehörten. Aus diesem Grunde ging es so schnell.
    Nimmerklug und seine Freunde besuchten noch andere Fabriken, an den Abenden gingen sie ins Kino oder ins Theater. Sie führten überhaupt ein lustiges Leben.
    Nur die Geschichte mit Pfeifstengel verdarb Nimmerklug zuweilen die Laune. Zuerst, als Pfeifstengels Verschwinden gemeldet wurde, fürchtete Nimmerklug, der Polizist könnte sich bald wieder einfinden.
     

     
    Doch als die Zeitungen mitteilten, daß Pfeifstengel nirgendwo zu entdecken sei, beruhigte sich Nimmerklug. Abends aber erwachte sein Gewissen und machte ihm Vorwürfe.
    „Was soll ich machen?" rechtfertigte sich Nimmerklug. „Ich bin an seinem Verschwinden doch nicht schuld." -
    „Nein, du bist daran nicht schuld", stimmte das Gewissen zu. „Aber du freust dich darüber. Und über anderer Leute Unglück sollte man sich nicht freuen."
    „Was geht dich das an?" rief Nimmerklug empört. „Mußt du deine Nase ungebeten in alles stecken?"
    „Was mich das angeht? Ich möchte doch, daß du ein guter Knirpserich bist, und ich werde dir immer Vorwürfe machen, wenn du dich schlecht benimmst."
    Nimmerklug

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