Nimmerklug in Sonnenstadt
vorn.
Da klopfte es wieder. Die Tür ging auf, und zwei dicke Wesen drängten sich ins Zimmer. Sie trugen faßförmig geschwollene Mäntel mit abstehenden Ärmeln und runde grüne Mützen, die wie Taucherhelme aussahen.
„Das sind ja Feinfädchen und Flunder!" rief Nimmerklug. „Wie habt ihr euch denn herausgeputzt?"
„Wir tragen die neuen aufblasbaren Guminimäntel und Gummi mützen, die unsere Fabrik herstellt, wenn ich mich so ausdrücken darf. Schlagen Sie mich doch mal mit dem Stock auf den Kopf, ver zeihen Sie die Bezeichnung", sagte Flunder und reichte Nimmerklug einen Stock, den er in der Hand hielt.
„Warum soll ich Sie denn mit dem Stock auf den Kopf schlagen?" fragte Nimmerklug erstaunt.
„Schlagen Sie nur, keine Angst!"
Nimmerklug zuckte die Schultern und tippte Flunder vorsichtig mit dem Stock auf den Kopf.
„Nein, schlagen Sie ordentlich zu! Mit aller Kraft, wenn ich mich so ausdrücken darf!" rief Flunder.
Nimmerklug holte aus und schlug zu. Der Stock sprang vom Kopf zurück wie von einem aufgeblasenen Gummireifen.
„Sehen Sie, das hat mir kein bißchen weh getan!" sagte Flunder. „Schlagen Sie mich jetzt auf den Rücken."
Nimmerklug tat es.
„Das tut auch nicht weh!" rief Flunder triumphierend. „Wenn Sie wollen, kann ich sogar hinfallen, ohne mich zu verletzen.“
Er warf sich mit aller Kraft auf den Fußboden, sprang aber sofort wieder wie ein Gummiball auf die Beine.
„Was soll das?" fragte Nimmerklug verblüfft.
„Das sind Schutzanzüge gegen die Windbeutel", antwortete Flunder. Jetzt kann mir jeder Windbeutel Fußtritte, Genickstöße oder Wassergüsse verpassen — mich stört es nicht."
„Aber es ist doch nicht schön, in solchen Kleidern herumzulaufen", wandte Pünktchen ein.
„Nur, weil es nicht modern ist", entgegnete Flunder. „Wenn es mo dern wird, verzeihen Sie die Bezeichnung, wird alle Knirpsenwelt es für schön halten. Solche Mäntel und Mützen gibt es schon in vielen Läden."
Ja, in den Läden vielleicht, aber auf der Straße bin ich noch niemandem in diesem Aufzug begegnet", antwortete Pünktchen.
„Das macht nichts, bald werden Sie viele Knirpseriche und Knirpsehnen darin sehen", sagte Feinfädchen.
„Nadelspitze hat uns nämlich beauftragt", erklärte Flunder, „in die sen Mänteln und Mützen durch die Straßen zu gehen. Morgen wer den alle Leute in die Läden laufen, um sich ebenso zu kleiden. Wir greifen immer zu dieser List, wenn wir neue, noch unbekannte Modeformen geschaffen haben."
Feinfädchen und Flunder verabschiedeten sich.
„Dazu haben uns die Windbeutel nun gebracht", sagte Würfel, nachdem die beiden fort waren. „Ich finde es aber doch noch besser, mit einem Fufuho herumzulaufen als in solchen dickgeschwollenen Mänteln. Ein Fufuho ist eleganter."
Da klopfte es wieder, und Ingenieur Bolzen sprang ins Zimmer. Sein Kopf, seine Ellenbogen und die Knie waren mit weißen Verbänden umwickelt. An Hals und Kinn klebten Pflaster,
„Was ist Ihnen passiert?" fragte Pünktchen erschrocken. „Haben Sie ein Autounglück gehabt?"
Ja. Das heißt, nein", antwortete Bolzen und hüpfte vor Ungeduld in die Luft. „Wissen Sie, ein Windbeutel hat mir nachts einen Sprungfederstiefel vom Auto geschraubt. Am Morgen fuhr ich los, ohne es zu bemerken, und mußte bei großem Tempo einen Sprung machen. Hätten alle vier Sprungfederstiefel an ihrem Platz gesessen, wäre mir nichts passiert. So aber drehte sich das Auto in der Luft wie ein Gummiball, und ich schlug auf das Straßenpflaster. Sehen Sie — ich habe mir die Stirn, das Kinn, die Ellenbogen und die Knie verletzt."
„Was die Windbeutel nicht alles anstellen!" sagte Würfel. „Mich haben sie mit Wasser begossen, und nun schrauben sie Bolzen einen Stiefel ab."
„Man kann sich einfach nicht vor ihnen retten", be merkte Bolzen. „Früher durfte man das Auto unbesorgt auf der Straße stehenlassen, aber heutzutage wird einem etwas abgeschraubt, oder der Wagen ist überhaupt ver schwunden."
„Wieso?"
„Die Windbeutel fahren einfach damit davon. Es ist unerhört! Ich begreife nicht, wo die Polizei ihre Augen hat! Ich würde sämtliche Windbeutel festnehmen. Wenn mir einer in gelber Hose in die Quere kommt, würde ich ihn verhaften und ihn so lange in den ‚Eisschrank' stecken, bis er sich gebessert hat."
„So geht es nicht", widersprach Würfel. „Nimmerklug trägt doch auch eine gelbe Hose. Wozu soll er verhaftet werden?"
„Nein, Nimmerklug hat eine normale Hose",
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