Nimmermehr
aber wurde das Regiment, dem William Atherton diente, an einen Ort geschickt, den die Einheimischen den Khyberpass nennen. Erbitterte Kämpfe tobten dort zwischen den Engländern und den Einheimischen, und nach einigen Tagen erreichte eine traurige Kunde den Palast von Pankot. William Atherton hatte, wie viele seiner Gefährten auch, beim Erstürmen des Passes sein Leben gelassen.
Das Lachen verschwand aus Prinzessin Parvatis Gesicht und die Fröhlichkeit aus ihren Augen. Sie schloss sich in ihre Gemächer ein und weinte am Tag und in der Nacht.
Dann, nach sieben Tagen und sieben Nächten bitterlichen Weinens, nahm der Maharadscha seine Tochter in die Arme und erzählte ihr die Geschichte vom Glücksgott Ganesh mit dem Elefantenkopf, der im tiefen Urwald wohne und Wünsche zu erfüllen vermöge.
Aufmerksam hörte Parvati ihrem Vater zu. Und als er ihre Gemächer verlassen hatte, da packte sie Vorräte in einen Beutel und machte sich unverzüglich auf den Weg in den tiefen Dschungel, wo sie Ganesh zu finden und um die Erfüllung eines Wunsches zu bitten gedachte.
Unterwegs traf sie einen Tiger.
»Du bist traurig«, sagte die große Katze.
»Ich habe meinen Liebsten verloren.«
»Ich könnte dich fressen«, schlug der Tiger vor, »dann wärest du wieder bei ihm.«
»Nein, das ist keine gute Idee.«
»Vielleicht hast du ja recht.«
»Ich suche Ganesh.«
»Sei auf der Hut«, warnte sie der Tiger. »Manchmal ist es besser, gefressen zu werden.«
Und er wies der Prinzessin den Weg.
Später traf Parvati einen Affen.
»Du bist traurig«, sagte der Affe.
»Ich habe meinen Liebsten verloren.«
»Du könntest bei uns Affen leben«, schlug der Affe vor. »Wir sind den Menschen sehr ähnlich.«
»Nein, das ist keine gute Idee.«
»Vielleicht hast du ja recht.«
»Ich suche Ganesh.«
»Sei auf der Hut«, warnte sie der Affe. »Manchmal ist es besser, mit den Affen zu leben.«
Dann wies er der Prinzessin den Weg.
Am Abend traf sie auf eine Spinne.
»Du siehst traurig aus«, sagte die Spinne.
»Ich habe meinen Liebsten verloren.«
»Du könntest dich in meinem Netz verfangen«, schlug die Spinne vor, »dann würde ich dich erlösen.«
»Ich bin schon in einem Netz gefangen«, entgegnete Parvati. »Und erlösen kannst du mich nicht.«
»Vielleicht hast du ja recht.«
»Ich suche Ganesh.«
»Sei auf der Hut«, warnte die Spinne. »Manchmal ist es besser, im Netz gefangen zu bleiben, als daraus befreit zu werden.«
Und auch die Spinne wies der Prinzessin den Weg.
Am Morgen des nächsten Tages erreichte Prinzessin Parvati die Stadt des Elefantenkopfgottes, die schaurig anzuschauen war mit all den Gerippen der großen Tiere. Bleiche Stoßzähne ragten aus dem Boden, und Lianen schlängelten sich um die dicken Baumstämme. Riesige Säulen säumten die Straßen, die vom Grün des Dschungels überwuchert waren.
»Du bist also zu mir gekommen«, sagte Ganesh, der riesig war und auf einem roten Kissen saß.
»Mein Liebster ist von mir gegangen«, erklärte Prinzessin Parvati.
»Und du hast die Geschichte von den Wünschen gehört.«
»Mein Vater, der Maharadscha, hat sie mir erzählt.«
»Hat dein Vater, der Maharadscha, dir auch erzählt, dass man für alles im Leben einen Preis bezahlen muss?«
Prinzessin Parvati war sich sicher, dass ihr Vater diesen Teil der Geschichte übersprungen hatte.
»Du musst mir etwas von dir geben, wenn dein Liebster wieder leben soll.«
»Was Ihr wollt«, gab die Prinzessin zur Antwort.
»Du besitzt ein Lachen, das sogar den Gesang der Vögel in den Bäumen an Anmut übertrifft«, dröhnte Ganesh.
»Und Augen, in denen jedermann nur Fröhlichkeit zu erkennen vermag.« Die kleinen Elefantenaugen musterten die Prinzessin, die geradezu winzig wirkte vor dem mächtigen Gott. »Gib mir diese Gaben, und dein Liebster wird wieder leben.«
Und ohne zu überlegen, willigte die Prinzessin ein.
Ganesh gab ihr eine Perle, die weiß und glatt war und schön, wie es das Lachen der Prinzessin einst gewesen war.
»Vergrabe diese Perle zwischen den Wurzeln eines Baumes und gehe dann zurück zum Palast.«
»Was wird geschehen?«
»Das, was immer geschieht«, antwortete Ganesh.
Mit diesen Worten schickte er Prinzessin Parvati fort.
Die Prinzessin tat alles, wie es ihr der Elefantenkopfgott aufgetragen hatte, und begab sich auch zum Palast zurück. Müde war sie und schlief ein, bevor die Dunkelheit hereinbrach. Und als sie erwachte, da stand ihr Vater
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