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Nimue Alban 10 - Der Verrat

Nimue Alban 10 - Der Verrat

Titel: Nimue Alban 10 - Der Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Sir Rayjhis in sie setzte. Sie bedauerte das z u tiefst. Doch sie hatte keine andere Wahl. Sie musste Gott und den Erzengeln in jeder nur möglichen Weise dienen.
    Noch einmal atmete sie tief durch und schrieb dann ihre Notizen mit der schönen, sauberen Handschrift ab, die man sie als Kind in Tellesberg gelehrt hatte. Sie musste noch den Postsack für die Depeschen holen. Das würde sie gleich e r ledigen. Nur würde sie dieses Mal ihre ursprünglichen Not i zen nicht wie sonst vernichten. Diese Mal würde sie die N o tizen mitnehmen.
    Es war sehr leise in ihrem kleinen Arbeitszimmer. Nur das leise, schwungvolle Kratzen ihres Federkiels auf dem Papier war zu hören.

.8.

Der Tempel,
Stadt Zion,
die Tempel-Lande
     
    »Gott verdamme sie! Gott verdamme sie alle ! «
    Zhaspahr Clyntahn schleuderte den dicken Aktenordner quer durch den Salon seiner verschwenderisch eingerichteten Privatgemächer. Mit einem dumpfen Knall prallte der Ordner von der Fensterscheibe aus unzerstörbarem Kristall ab. Mehrere Seiten lösten sich aus der Heftung und lagen nun verstreut auf den dicken, kostbaren Teppichen. Der Großi n quisitor stieß ein zorniges Fauchen aus. Vor Zorn war sein fleischiges Gesicht mit den auffallenden Hängebacken pu r purrot angelaufen. Clyntahn griff nach einem unbezahlbar wertvollen Briefbeschwerer aus Glas, über dreihundert Jahre alt, und schleuderte auch ihn quer durch den Raum, gerad e wegs in die Glasvitrine mit den Kristallkaraffen hinein. Mit einem ohrenbetäubenden Klirren zerbarsten Scheiben, K a raffen und Briefbeschwerer in unzählige Splitter; der st e chende Geruch teurer Branntweine stieg auf.
    So spektakulär diese Woge der Zerstörung auch war, sie schien Clyntahns Zorn keinerlei Abbruch zu tun. Der Gro ß inquisitor griff nach einem kleinen Beistelltisch aus Bronze. Der muss doch mindestens einhundert Pfund wiegen!, ging es Wyllym Rayno durch den Kopf. Doch Clyntahn schien das Gewicht egal. Er grunzte vor Anstrengung, als er den Tisch geradewegs dem Briefbeschwerer hinterherschleuderte und damit die gesamte Hausbar in einen Schutthaufen aus geborstenen Kelchen, Branntweinschwenkern, Flaschen und Holzsplittern verwandelte. Es waren die Splittern einer her r lichen und immens wertvollen Vitrine.
    Der Erzbischof von Chiang-wu versuchte sich so klein und unauffällig zu machen, als wäre er gar nicht da. Es war nun wahrlich nicht das erste Mal, dass er miterlebte, wie Clyntahn plötzlich einen kaum nachvollziehbaren Wutanfall erlitt. Sonderlich schön war das noch nie gewesen. Aber de r art wütend hatte Rayno den Großinquisitor nur sehr selten erlebt. Nein, wenn er es sich recht überlegte, hatte er Cly n tahn wahrscheinlich noch nie derart wütend erlebt!
    Nicht einmal Zhaspahr Clyntahn in seinem unbändigen Zorn konnte etwas so Schweres wie diesen Beistelltisch ganz ohne Konsequenzen durch die Gegend schleudern. Der Großinquisitor verlor das Gleichgewicht, taumelte und stür z te fast. Er konnte den Sturz nur vermeiden, indem er die Finger in die Rückenlehne eines Sofas krallte. Zornig knur r te Clyntahn, wuchtete sich hoch und versetzte nun auch dem Sofa einen so heftigen Tritt, dass es ein Stück weit durch den Raum rutschte. Dabei stieß es gegen einen Säulenfuß, und eine Marmorbüste des Erzengels Chihiro kippte vornüber. Der berühmte Meister Charkain hatte sie im zweiten Jah r hundert angefertigt, und der Erzengel hatte ihm dabei pe r sönlich Modell gestanden. Nun schlug das Abbild mit dem Gesicht voran auf den Boden. Weiße Steinsplitter stoben in alle Richtungen. Clyntahn blickte sich um, als suche er nach etwas noch Teurerem, das er zerstören könnte. Doch dann stürmte er nur aus dem Salon hinaus, nicht ohne teure, wer t volle Möbel mit Fußtritten zu malträtieren. Aus dem angre n zenden Schlafgemach hörte Rayno, wie die Zerstörungsorgie fortgesetzt wurde.
    Glücklicherweise hatte Clyntahn den Erzbischof nicht a n gewiesen, sich zu ihm zu gesellen. Innerlich sprach Rayno ein kurzes Dankgebet. Dann schob er die Hände in die Ä r mel seiner Soutane und bereitete sich innerlich darauf vor, so lange zu warten, bis der Zorn seines Vorgesetzten ein wenig abgeklungen wäre.
    Bislang klang es so, als könne das noch eine Weile da u ern.
    »Also gut «, sagte Clyntahn beinahe zwei Stunden später mit tonloser Stimme, »dann berichten Sie mir Einzelheiten! «
    Rayno und er hatten sich in den kleinen Besprechung s raum zurückgezogen, der unmittelbar neben den Privatg e mächern

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