Nimue Alban: Der Kriegermönch: Roman (German Edition)
als sie das in einem konventionellen Verteidigungskampf jemals geschafft hätten.
Ahlverez schaute zu, wie die lodernden Trümmer den Scheitelpunkt ihrer Flugbahn erreichten und wieder in die Tiefe stürzten. Zu wissen, dass die Ketzer, die diese Explosionen vorbereitet hatten, damit ihre eigene Höllenfahrt nur beschleunigt hatten, machte es keinen Deut besser. Ja, jetzt hielt er, Sir Rainos Ahlverez, den Schlüssel für Klippenkuppe in Händen … und Langhorne allein wusste, wie viele Männer dafür gerade mit ihrem Leben bezahlt hatten.
»Ich nehme an, diese … Bitte können wir nicht abschlagen, Pater?«, erkundigte sich Arthyn Zagyrsk vorsichtig.
»Leider nicht, Eure Eminenz.« Mit einer gewissen, wenngleich bitteren Befriedigung nahm Zagyrsk zur Kenntnis, dass Ignaz Aimaiyr ebenso unglücklich klang wie sein Erzbischof. »Die Anweisung «, er betonte das Wort ein wenig, ohne das zu wollen, »wurde von Bischof Wylbyr persönlich unterzeichnet.«
»Ich verstehe.«
Zagyrsk blieb vor dem Fenster seines Arbeitszimmers stehen, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Er blickte über die Dächer von Seenstadt hinweg und atmete tief durch, bis er sich sicher sein konnte, keinesfalls die Beherrschung zu verlieren. Aimaiyr hat ja recht , dachte er. Das war keine Bitte, das war ein Befehl . Er brauchte einen Moment, um sich wieder zu fangen. Dann jedoch nickte er und wandte sich wieder seinem Intendanten zu. Es war wirklich nicht Aimaiyrs Schuld. Dennoch wollte der Erzbischof in diesem Augenblick niemandem in die Augen blicken müssen, der die purpurne Soutane eines Schueleriten trug.
»Also gut, Pater. Richten Sie Pater Avry aus, dass ich die Anweisung des Inquisitor-Generals billige.«
Er hörte selbst, wie deutlich er das Wort in Anführungszeichen gesetzt hatte, und er wusste auch, wie gefährlich das war. Doch er konnte nichts dagegen tun.
»Ich danke Euch, Eure Eminenz.«
Aimaiyr klang noch genauso unglücklich wie zuvor. Gleich darauf hörte Zagyrsk, wie sich die Tür zu seinem Arbeitszimmer schloss, ohne dass der jüngere Mann seinen Bischofsring geküsst hatte. Streng genommen war das ein schwerer Verstoß gegen die Etikette von Mutter Kirche. Momentan aber war Zagyrsk einfach heilfroh, dass der Schuelerit ihnen beiden diese Farce erspart hatte.
Und dass Pater Ignaz einfach ein zu guter Mensch war, um Bemerkungen über gewisse gefährliche Anführungszeichen fallen zu lassen.
Zagyrsk spürte, dass er nun, da er allein war, die Schultern hängen ließ. Er beugte sich vor, ließ den Kopf hängen, stützte sich mit beiden Händen gegen den Fenstersims und versuchte mit aller Macht, sich nicht wie ein elender Feigling zu fühlen.
Ich hätte den Mut aufbringen müssen zu protestieren. Wenigstens, wenn schon gegen sonst nichts, dass meine eigenen Leute dafür eingespannt werden , dachte er kläglich. Das hätte ich wirklich tun sollen. Aber … aber ich habe es nicht.
Und es hätte nichts geändert. Wäre er gegenteiliger Ansicht gewesen – unverbrüchlich und fest –, hätte er vielleicht tatsächlich Protest erhoben. Der Großinquisitor persönlich hatte Wylbyr Edwyrds ausgewählt. Nichts, was ein einfacher Erzbischof aussprach, hätte Zhaspahr Clyntahn jemals dazu bewegen können, seinen Handlanger zu zügeln – nicht, wenn dieser doch nur genau das tat, was der Großinquisitor ihm ausdrücklich aufgetragen hatte.
Und vielleicht ist es sogar genau richtig so , sagte sich der Erzbischof selbst. Das Buch Schueler ist hier ganz eindeutig. Der Großinquisitor hat recht, wenn er auf die Worte Schuelers selbst hinweist: Lässt man zum falschen Zeitpunkt Gnade walten, beraubt man den Ketzer nur der Gelegenheit, seine Sünden zu büßen und noch im Angesicht der Hölle selbst zu Gott zurückzukehren. Aber …
Er dachte an die ›Bitte‹, die Edwyrds ihm übermittelt hatte: Er möge weitere tausend Arbeiter auftreiben, um die Lager einzurichten, in denen die Beschuldigten untergebracht werden sollten … bis die Inquisition Zeit fände, jeden Einzelfall zu prüfen und sie dann, je nach Vergehen, ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Gequält schloss der Erzbischof die Augen. Es war schon schlimm genug, dass derartige Lager überhaupt eingerichtet wurden – und dann auch noch in derart großer Zahl. Aber noch schlimmer war es, dass seine eigenen Männer Teil daran haben mussten.
Wenigstens hatte er seine Erzdiözese vor dem giftigen Gebräu aus Denunziantentum, Verurteilung und wildem, strafendem
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