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Nimue Alban: Der Kriegermönch: Roman (German Edition)

Nimue Alban: Der Kriegermönch: Roman (German Edition)

Titel: Nimue Alban: Der Kriegermönch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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lächelte, und seine Belustigung war echt. Schließlich hatte er die Kompanie, die die Führung übernehmen sollte, nicht aufs Geratewohl bestimmt. Der junge Styvynsyn war ein ordentlicher, zuverlässiger Kompaniechef, und Grovair Zhaksyn hatte schon vor Styvynsyns Geburt in der Armee der Republik gedient. Deswegen machte sich Wyllys auch keine Sorgen, die Zwote könnte unnötige Risiken eingehen. Wenn alles nach Plan liefe, sollte ihm ohnehin schon bald auch Gahvyn Sahlys’ 5. Kompanie zur Verfügung stehen, die notfalls eingreifen könnte.
    Vorausgesetzt natürlich, der Kerl da drüben hat keine Pläne, von denen ich nichts weiß , sinnierte Wyllys.
    Mit dem Zeigefinger verfolgte er den Verlauf der Landstraße. Wie die Heilige Schrift vorschrieb, war sie sechzig Fuß breit, mit einem beidseitigen Randstreifen von je fünfzehn Fuß. Die Fahrbahn war zu den Seiten hin leicht abschüssig, damit Regenwasser besser abfließen konnte. Neben den in regelmäßigen Abständen angelegten Abzugskanälen unterhalb der Fahrbahn, die hier in den Bergen schlichtweg unerlässlich waren, musste die Landstraße auch noch den oberen Lauf der Sylmahn überqueren. Oberhalb von Serabor war der Fluss selbst nicht schiffbar: Er war kaum mehr als ein flacher, munter sprudelnder Gebirgsbach. Daher führte der Kanal ja auch in das künstlich angelegte Staubecken vor der Serabor-Schleuse. Im Frühjahr jedoch verwandelte sich der Oberlauf des Sylmahn in einen schäumenden, tiefbraunen Strom, der neben gewaltigen Wassermassen auch Unmengen von Erdreich ins Tal hinabriss. Mittlerweile staute sich das Wasser nicht nur in der Kluft selbst, sondern auch in den Abzugskanälen, deren Aufgabe es eigentlich war, das Schmelzwasser abzuleiten. Natürlich war das jedes Jahr im Frühling so. Doch dieses Mal verstopften Trümmer und Schutt gut die Hälfte aller Abzugskanäle: Viele hatten Wyllys’ Männer erst auf seinen Befehl hin beim Rückzug aus Terykyr verstopft. Es hatte Protest gegen diesen Befehl gegeben. Schließlich hatte Pater Ahlun, General Stohnars Kaplan, darauf hingewiesen, dass die Aufständischen damit angefangen hätten, die Kanäle und auch die Landstraße selbst zu sabotieren. Obwohl die Heilige Schrift das ausdrücklich verbiete, handelten sie auf ausdrücklichen Befehl des Großinquisitors. Zufrieden waren die Männer mit dieser Erklärung nicht, aber die lautstarken Proteste verstummten.
    Nun staute sich das Wasser zwischen den Schneewüstenbergen und der Landstraße, stieg höher und höher und verwandelte das gesamte Terrain in einen gefährlichen, schlammbraunen Sumpfsee. Wie hoch das eisige Wasser wo stand, konnte man nur vermuten: Hier und da mochten es nur wenige Zoll sein, an anderen Stellen dafür aber auch gute zehn oder gar fünfzehn Fuß. Unter der braunen Soße verbarg sich so manches: Fundamente von Ruinen und Mauern, Lattenzäune, Trümmer von Schuppen und Ställen – ganz zu schweigen von Sinkkästen, eingestürzten Getreidespeichern, Sickergruben und dergleichen mehr. Hier hindurchzuwaten war lebensgefährlich, und das nicht nur, weil das Wasser eisig war. Die Landstraßenseite des Kanalufers war zwar im Augenblick noch relativ leicht passierbar, aber das würde sich schon bald ändern.
    Normalerweise hätten die Rechtgläubigen den Vorteil nutzen können. Schließlich hatten sie Terykyr eingenommen – und damit befanden sie sich oberhalb des heranrückenden Feindes. Sie hätten mit Hilfe der Schleusen auch über den Wasserstand im Kanal entscheiden können. Doch nachdem all das Schmelzwasser nun in gewaltigen Mengen die Hänge hinabströmte, gab es Wasser im Überfluss, und der Kanal war schon jetzt über die Ufer getreten. General Stohnars Plan sah eine dramatische Verschlechterung dieses Zustands innerhalb der kommenden Fünftage vor. Die Serabor-Schleusen lagen zu niedrig, um noch etwas zu bewirken. Aber der Damm, den Handwerker und Freiwillige gemeinsam errichtet hatten, war deutlich höher. Dahinter stieg das Wasser immer weiter an und stand bereits kurz davor, die Treidelpfade zu überfluten. Schon bald wäre nur noch die Landstraße selbst passierbar. Sie wäre wie ein Damm, der mitten durch ein Katastrophengebiet führte.
    Und keine der beiden Seiten kann dann mehr als eine Kompanie gleichzeitig auf die Landstraße schicken , dachte Wyllys grimmig. Das kann uns natürlich nur recht sein. Denn wir haben im Augenblick nur ein einziges Ziel: die Gegenseite davon abzuhalten, noch weiter nach Süden

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