Nimue Alban: Der Kriegermönch: Roman (German Edition)
Händen. Das Gleiche galt für einen Mann, den Bohlyr sehr wohl schon einmal gesehen hatte.
»Meister Myklayn«, platzte es aus ihm heraus, »was in Langhornes Namen geht hier vor sich?«
»Genau das wollte ich Ihnen gerade erklären.« Nicht Myklayn hatte das Wort ergriffen, sondern einer der Fremden in Uniform. Er sprach mit sonderbarem Akzent. »Lieutenant Byrnhar Raismyn von den Imperial Charisian Marines«, fuhr er fort und deutete eine ironische Verneigung an. »Ich muss Sie leider darüber in Kenntnis setzen, dass Ihre Schleusen vorerst unter neuer Leitung stehen, Meister Bohlyr.«
»Also … also …«, stotterte Bohlyr. »Sie können doch nicht … Ich meine, da muss doch …«
»Mir ist durchaus bewusst, dass Ihnen das … ungelegen kommt, Meister Bohlyr«, fiel ihm der Fremde – Raismyn – ins Wort und klang nun deutlich kühler. »Trotzdem«, kaum merklich glitt seine Hand über den Knauf des Schwertes an seinem Gürtel, »muss ich darauf bestehen.«
»Also gut«, sagte Zhaimys Myklayn neunzig Minuten später. »Das dürfte reichen.«
»Jawohl, Sir.«
Der Marineinfanterist hatte auf Myklayns Anweisungen hin die Platzierung der Sprengladungen überwacht, während die Panzerschiffe und die Lastkähne die Schleuse durchfuhren. Nun bedeutete er den Männern seiner Abteilung mit Handzeichen, hurtig die verbliebenen Boote zu besteigen.
»Oder, na, ich meine, wirklich, Sir: das reicht?«, erkundigte er sich. Myklayn blickte ihn fragend an, und der Charisianer schüttelte den Kopf. »Oh, Entschuldigung, es mag so geklungen haben, aber war nicht so gemeint: Ich zweifele nicht Ihr Urteilsvermögen an, Sir. Nur … wir sind schon ganz schön weit gekommen, und ich würde gern sicher sein können, dass jetzt nicht doch noch etwas schiefläuft.«
»Glauben Sie mir, Sergeant, hier wird nichts schieflaufen.«
Myklayn klang grimmig. Doch genau wie er Halcom Bahrns gegenüber schon gesagt hatte: angesichts der Alternativen zu diesem Einsatz würde ihm das, was nun kommen würde, keine schlaflosen Nächte bereiten.
»Wenn das hier hochgeht«, er deutete auf die beachtlichen Sprengladungen, die rings um die gewaltigen Rohre angebracht waren, »wird das ein riesiges Loch im Boden hinterlassen. Die Ladungen auf der gegenüberliegenden Seite sollten dafür sorgen, dass auch beide Teile der flussabwärts führenden Schleuse zerbersten, die Ventile platzen und alle Schleusentore brechen.« Er fletschte die Zähne. »Es wird denen leichter fallen, alles von Grund auf neu zu bauen, als das zu reparieren, was wir ihnen hier hinterlassen.« Er schüttelte den Kopf. »Es sollte mich überraschen, wenn diese Schleuse schon nächstes Jahr um diese Zeit wieder funktionsfähig wäre. Nein, damit rechne ich wirklich nicht.«
»Tatsächlich?« Noch einmal betrachtete der Marineinfanterist die Ladungen. Dann stieß er ein raues Lachen aus. »Dann soll mir das reichen, Sir. Wenn Sie dann vielleicht Ihren deutlich erlauchteren Hintern wieder ins vorderste Boot schaffen wollten? Und ich«, er zog eine Shan-wei-Kerze aus seiner Gürteltasche und grinste über das ganze Gesicht, »leiste währenddessen meinen Beitrag dazu, Zhaspahr Clyntahn so richtig sauer zu machen.«
.VI.
Auf dem Daivyn,
Provinz Klippenkuppe,
Republik Siddarmark
»Hat keinen Sinn, Sir.«
Sergeant Dahltyn Sumyrs schüttelte den Kopf; erschöpft sackten seine Schultern herab.
»Ich komm nicht durch«, fuhr er fort. »Hab bei dem Versuch fünf gute Männer verloren. Aber diese Dreckskerle da kleben dichter aufeinander als Flöhe auf einem sodaranischen Schafdieb! Wer da drüben kein Gewehr hat, der hat zumindest eine Pistole. Und die Bäume hier stehen zu dicht! Wir sehen die immer erst, wenn wir fast genau vor denen stehen!«
»Danke, Sergeant.« Mhartyn Taisyn war glatt rasiert, und seine Uniform saß immer noch makellos. Doch gerade im Kerzenschein fielen die dunklen Ringe unter seinen Augen auf. »Ich muss zugeben, das ist nicht ganz das, was ich erwartet hatte. Aber wir mussten unser Glück wenigstens versuchen.«
»Selbstverständlich, Sir.« Sumyrs klang fast, als beleidigte ihn die Vorstellung, es nicht einmal versucht zu haben. »Und das Schießpulver scheint denen auch nicht so bald auszugehen, oder, Sir?«
»Das ist einer der Vorteile, wenn man einen Versorgungsweg bis in die Westmarch frei hat, Sergeant«, erwiderte Taisyn trocken. »Ich wünschte, uns ginge es genauso.«
»Aye, Sir. Dem schließ ich mich an.«
Der Sergeant nahm Haltung an,
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