Nimue Alban: Der Kriegermönch: Roman (German Edition)
Doch Howsmyn blickte ihn mit zusammengekniffenen Augen angespannt und konzentriert an. Schließlich nickte er, langsam und bedächtig.
»Das könnte funktionieren«, sagte er gedehnt. »Das könnte wirklich funktionieren. Aber wie wollen Sie das Pulver im Inneren dieser … dieser Metallpatrone zur Explosion bringen?«
»Darüber habe ich mir schon zwei oder drei Gedanken gemacht, Sir«, antwortete Mahldyn eifrig. Nun, nachdem Howsmyn Interesse bekundet hatte, sprudelten die Worte aus dem Werkstattaufseher nur so heraus, überschlugen sich beinahe schon. »Wir bräuchten eine Art Kante oder Rand am Endstück der Patrone. Das soll verhindern, dass sie zu tief in die Kammer hineingleitet, wenn die Waffe geladen wird. Dann arbeiten wir in den Rand einen Hohlraum ein, und den füllen wir mit Knallquecksilber. Wenn dann der Hammer auftrifft, sollte das ausreichen. Allerdings sehe ich da eine mögliche Schwachstelle. Deswegen habe ich noch eine andere Zeichnung gemacht … schauen Sie!« Er tippte auf eine andere Stelle des großen Papierbogens auf Howsmyns Schreibtisch. »Sehen Sie? Da ragt ein kleiner Stift aus der Seite der Patrone, und auf den trifft der Hammer dann seitlich. Der Stift ist mit Knallquecksilber behandelt, und das zündet dann die Patrone so, wie die Zündhütchen in einem Mahndrayn. Ich habe schon ein bisschen damit herumprobiert, und es funktioniert auch ganz gut. Aber diese Stifte sind ein bisschen empfindlich. So ein richtiger Soldat bekommt bekanntermaßen früher oder später alles kaputt. Deswegen würde ich dem lieber nichts in die Hand drücken, was schneller kaputtgehen kann als nötig. Das läuft darauf hinaus, die Zündladung in den Rand einzuarbeiten. Ich nenne das mal Randfeuerzündung. Ansonsten müsste man sich überlegen, wie man etwas Ähnliches wie ein Zündhütchen am hinteren Ende der Patrone anbringen könnte, das von dort aus dann das Pulver zündet. Die Zündung würde dann in der Patronenmitte erfolgen. Zentralfeuerpatrone wär dafür wohl der passende Name. An so etwas habe ich mich allerdings bislang noch nicht versucht, bitte verstehen Sie mich nicht falsch, Sir! Aber wenn Sie sich vielleicht diese Zeichnung hier mal ansehen wollen …«
»Genug, Meister Mahldyn!«, unterbrach Howsmyn die nun fast wie ein Sperrfeuer vorgetragenen Ideen, und Mahldyn unterbrach sich mitten im Satz. Ein wenig verlegen blickte er seinen Arbeitgeber an. Howsmyn schüttelte nur grinsend den Kopf.
»Also meinen Sie, dass man damit etwas anfangen kann, Meister Howsmyn?«, erkundigte sich Tidewater, der dieses Grinsen bereits gut kannte. Howsmyn nickte.
»Meister Mahldyn«, sagte er, »ich glaube, Sie sind gerade eben ein sehr wohlhabender Mann geworden.«
»Wie meinen, Sir?« Mahldyn blickte ihn skeptisch an.
»Sie kennen doch bestimmt meine Firmenphilosophie!« Angesichts der verständnislosen Miene des Handwerksmeisters schüttelte Howsmyn erneut den Kopf. »Das war Ihre Idee, nicht meine. Daher werden Sie in dem Patentantrag entsprechend auch als der Hauptanmelder genannt sein.«
»Aber …«
»Meister Tidewater, ich dachte, das hätten wir inzwischen allen Angestellten oft genug erklärt«, fiel ihm Howsmyn ins Wort.
»Haben wir auch, Sir. Um genau zu sein, habe ich persönlich es bereits zweimal allein schon in Taigys’ Gegenwart erläutert. Aber Ihnen ist vielleicht schon aufgefallen, dass ihm immer wieder Ideen durch den Kopf gehen. Manchmal ist er mit diesen Sachen so sehr beschäftigt, dass er … eine Zeitlang überhaupt nicht mehr mitbekommt, was rings um ihn vor sich geht. Aber er hat es ja schon selbst gesagt …« Tidewater grinste breit. »Madame Mathylda hat wirklich die Geduld eines Erzengels!«
»Ich verstehe.« Howsmyn wandte sich wieder Mahldyn zu. »Das läuft folgendermaßen, Meister Mahldyn: Auch wenn Ihnen diese Idee während Ihrer Arbeit in meinem Betrieb gekommen ist, bleibt das immer noch Ihre Idee. Also wird der Patentantrag in unser beider Namen eingereicht. Ich kümmere mich um die Lizenzierungen und die eigentliche Produktion, obwohl Sie, so wie ich Sie einschätze, zweifellos an diesen Schritten ebenfalls beteiligt sein werden – und sei es auch nur, um Ihre Neugier zu befriedigen. Die Einkünfte aufgrund von Lizenzgebühren und Verkäufen werden dann genau abgerechnet, und den Profit, der nach Abzug aller Produktionskosten übrig bleibt, erhalten wir zu gleichen Teilen.«
Nun starrte Mahldyn ihn nur noch an. Howsmyn lächelte. Der Handwerksmeister wusste
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