Nimue Alban: Kampf um die Siddarmark: Roman (German Edition)
jüngsten Entwicklungen würden sich nicht auf die geplanten Verbesserungen bei der Flotte auswirken.«
Auch dagegen wird Thorast, Shan-wei noch mal, gewiss nicht das Geringste unternehmen! , setzte er im Stillen hinzu.
Offiziell hatte Aibram Zaivyair, Herzog Thorast, das Sagen, was König Rahnylds Flotte betraf. Doch wie die überwiegende Mehrheit der ranghöchsten Offiziere besagter Flotte – zumindest bis zur Schlacht vor dem Armageddon-Riff – war er eigentlich Armee -Offizier. Daher hatte er nie Verständnis für die besonderen Bedürfnisse der Flotte aufgebracht, wenn diese mit den Interessen der Armee in Konflikt standen. Thirsk hatte vor dem Riff recht gehabt. Herzog Malikai, Thorasts Schwager, dagegen hatte den Ratschlag des erfahrenen Flottenoffiziers ignoriert – mit den bekannten Folgen. Seither war unwahrscheinlich, dass Thorast dem Admiral überhaupt zuhörte . Nur weil Herzog Fern ihn unablässig unter Druck setzte, duldete Thorast Thirsks Reformen. Aber nicht einmal der Erste Ratgeber des Königreichs konnte ihn davon abhalten, sich bei allem Flottenrelevanten so viel Zeit zu lassen wie nur möglich. Oder jede ansatzweise plausibel klingende Erklärung ins Feld zu führen, um einen von Thirsks Rivalen vorzuziehen – ganz egal, ob der nun der Flotte angehörte oder nicht.
Im Augenblick befand sich Thorast dabei weiß Langhorne in guter Position. Noch etwas behinderte Thirsk: Shain Hauwyl, seines Zeichens Herzog Salthar, der in Rahnylds IV. Namen die Royal Army befehligte, hatte Sir Rainos Ahlverez dafür ausgewählt, die Invasionsarmee für die Siddarmark zu befehligen. Ahlverez war ein Vetter ersten Grades des verblichenen Herzogs Malikai. Er hatte deutlich mehr im Kopf als sein Vetter. Leider bedeutete das nicht allzu viel. Neben Malikai hätte wirklich jeder wie ein Geistesriese gewirkt. Schlauer oder nicht, Ahlverez würde sich niemals durch etwas so Unbedeutendes wie Fakten oder Vernunft davon abhalten lassen, den Mann aus tiefstem Herzen zu hassen, der seinen geliebten Vetter damals ›verraten‹ hatte. Daher würde er mit Klauen und Zähnen darum kämpfen, jeden einzelnen Mann, jede Muskete und jedes Geschütz zugeteilt zu bekommen. Er täte dies nicht etwa, weil er das alles wirklich brauchte oder obwohl es der Flotte genau die dringend benötigten Ressourcen vorenthielt. Er täte es, weil er so der Flotte Ressourcen vorenthalten konnte … und damit auch dem Kommandeur dieser Flotte.
»Das wird sich wohl nicht vermeiden lassen, Mein Lord«, meinte Baiket. »Haben Sie schon erfahren, wann die Armee Marschbefehl erhält?«
»Offiziell nicht, nein. Dürfte wetterabhängig sein. Den Berichten über die Versorgungslage der Republik mit Nahrungsmitteln nach dürfte die Logistik ein einziger Albtraum werden. Ich bin zwar kein General, aber wenn die Zivilisten, an denen man auf dem Marsch vorbeikommt, schon kurz vor dem Hungertod stehen, wird sich unterwegs wohl kaum Proviant auftreiben lassen. Und unbegrenzt viele Kanäle und Flüsse gibt es ja auch nicht.« Grimmig quittierte Thirsk das mit einem Schulterzucken. »Ich weiß, dass man uns angewiesen hat, eine größeren Versorgungslieferung vorzubereiten, die durch den Tanshar-Golf nach Dairnyth gehen soll. Die Armee treibt für den Transport auch schon Galeonen und Küstenfahrer auf. Natürlich hat das Auswirkungen auch auf uns, da bin ich mir ganz sicher. Also, wenn ich auf Charis’ Seite stünde und von dieser Lieferung erführe, würde ich vermutlich versuchen, Dohlar das Leben so schwer wie möglich zu machen.«
»Na prächtig!« Baiket schüttelte den Kopf. »Wie stehen denn die Chancen, dass wir genug von diesen … Granaten«, mit diesem neuen Wort schien er noch Schwierigkeiten zu haben, »bekommen, bevor es so weit ist? Nur für den Fall, dass die Charisianer, die von den Dingern ganz offensichtlich reichlich haben, so handeln, wie Sie es voraussehen, Mein Lord?«
»Nicht … sonderlich gut«, antwortete Thirsk.
Natürlich hatte man der Armee zugesichert, sie werde oberste Priorität genießen, sobald die neue Munition verfügbar würde. Zumindest theoretisch sollte die erste Granaten-Lieferung innerhalb des nächsten Monats aus den Tempel-Landen eintreffen. Die Gießereien, in denen neue Artilleriegeschütze für die Flotte gefertigt wurden, arbeiteten auch schon an neuen Feldgeschützen, mit denen die Granaten zum Einsatz gebracht werden könnten. Thirsk musste einräumen, dass zumindest der Plan vernünftig war. Da hatte
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