Nina 04 - Nina und das Raetsel von Atlantis
eingeschlafen waren, konnte sie ihn endlich benutzen.
Sie drückte dreimal auf die Augen aus Goasil, und aus dem Schnabel des Gugi entlud sich eine explodierende Flamme, die Karkons Füße traf. Vor Schmerz begann der Graf von einem Grab zum anderen zu springen und kippte Blumenvasen und Gedenktafeln um.
Der dunkle Magier schrie wie ein Verrückter, hob den Blick zum Himmel und aktivierte eine Alchitarotkarte: Lee Turris. Inmitten der verwüsteten Gräber pflanzte sich ein mehr als drei Meter hoher Turm, der in zwei Hälften zerborsten war. Um ihn herum kreiste eine kleine dunkle Kugel, der schwarze Planet. Es war eine Alchitarotkarte mit hohen Kräften.
Der Friedhof schien sich in ein Schlachtfeld verwandelt zu haben.
Mit dreckverschmiertem Gesicht wühlte Nina in den Taschen ihrer Hose, auf der verzweifelten Suche nach dem Stapel mit den verbliebenen Alchitarotkarten. Und sie fand ihn.
Eilig zog sie die Karte Sia Justitia hervor und warf sie in die Luft.
Vor dem Turm nahm eine alte kräftige Frau mit geflochtenen Haaren und großen schwarzen Augen Gestalt an. In ihrem wunderschönen glänzend grünen Kleid trat sie einen Schritt vor und zeigte eine goldene Waage. Um ihren Kopf kreiste die leuchtende Kugel des weißen Planeten.
Karkon schlug seinen violetten Umhang zurück und drängte den Turm: »Zerstöre alles!«
Aber Sia Justitia hob die goldene Waage gen Himmel. Die Strahlen der Sonne wurden von ihr angezogen und innerhalb von Sekunden formte sich ein Bündel aus intensivem gelbem Licht. Aus dem Zentrum der Waage schoss der Strahl der Gerechtigkeit, der den Magier mitten auf der Brust traf.
Karkon schaffte es nicht mehr, mit dem Pandemon Mortalis dagegenzuhalten, und brach bewusstlos auf dem Boden zusammen. Nina schrie erleichtert auf, aber Sia Justitia erhob eine Hand und gab ihr ein Zeichen, sich fernzuhalten. Denn erst jetzt hatte der eigentliche Kampf zwischen den beiden Alchitarotkarten begonnen!
Wuchtig schleppte sich Lee Turris über die Gräber. Einige gaben nach. Die drei Marmorsäulen, auf denen die Namen der Verstorbenen eingraviert waren, kippten um und brachen in tausend Stücke. Der Turm war nun keine zwei Meter mehr von Sia Justitia entfernt.
Auf einmal bröckelten aus seiner Spitze einige Ziegelsteine heraus, die Roxy und Fiore an den Armen verletzten. Die alte Frau reagierte sofort und ließ ihre goldene Waage schwingen. Ein warmer Wind wirbelte eine Wolke aus Staub auf. Der obere Teil von Lee Turris bog sich leicht nach vorn, und aus dem Riss tauchte ein Gefäß voll mit zwielichtigem Silber auf, der alchimistischen Substanz, aus der die Komponenten der verzauberten Maschinen gebildet wurden.
Sia Justitia steckte die Hand in ihre Tasche und zog eine Schachtel mit Blei hervor, die sie immer bei sich trug und aus der sie im Notfall spirituelle Energie bezog. Dann sprach sie: »Du bist ein Turm im Verfall. Stürze vor mir ein, so wirst du wiederaufgebaut.«
Lee Turris ließ ein paar Stückchen des zwielichtigen Silbers herabprasseln, die die Waage der guten Alchitarotkarte nahezu zerstörten. Da warf die alte Frau das Blei in das silberhaltige Gefäß. Ein Feuerleuchten fiel grell auf Lee Turris und sieben Blitze, schwarz wie Pech, fuhren gen Himmel. Finsternis legte sich über den Friedhof, während die Glocke die Stunde schlug: halb elf Uhr morgens.
Ein dunkler Morgen ohne Sonne.
Dodo wollte schreien, aber der Helm dämpfte seine Laute. Fiore und Roxy hielten sich an den Händen, während Cesco sich allein in dem Grab wie in einer Falle fühlte, denn er schaffte es nicht mehr, hinauszuklettern.
Sia Justitia erhob sich im Flug und zielte mit den Resten der goldenen Waage auf Lee Turris. Die sieben Pfeile schossen vom Himmel wie Raketen und trafen den bösen Turm endgültig, der innerhalb von wenigen Sekunden einstürzte. Von der bösen Alchitarotkarte blieb nur ein Haufen Staub zurück. Der weiße Planet von Sia Justitia verschluckte den schwarzen Planeten, und ein leuchtender Kreis legte sich um den ganzen Friedhof.
Die alte Frau wandte sich an Nina. »Meine Aufgabe ist hier beendet. Zu Schaden ist der Richtige gekommen. Nun musst du die Zukunft angehen. Du hast noch eine magische Karte in der Hand. Ich bin mir sicher, dass der Sieg dir gehören wird.«
Nina sah sie bewundernd an.
Da umarmte Sia Justitia das Mädchen und sagte: »Hier, diesen Gegenstand wirst du gebrauchen.«
Nina nahm aus den Händen der Frau einen dünnen Kupferstab entgegen, der in einem goldenen Kringel
Weitere Kostenlose Bücher