Ninis - Die Wiege der Baeume
beharrlich, Berlienies konnte nicht verstehen, warum er jetzt noch schlafen konnte. Es war ihr doch gelungen, Yirmesa zu ihm zu bringen, doch es schien, als stünden sie trotzdem vor ihrer Auslöschung. Yirmesa kauerte teilnahmslos auf einem Ast des alten Baumes. Sie sprach kein Wort, seit sie gestern Abend angekommen war.
Berlienies sträubte sich dagegen aufzugeben, doch was konnte sie jetzt noch tun? Die Mächte rufen, die sie Zeit ihres Lebens bekämpft hatte? Wäre doch nur Jelor bei ihr, er wüsste sicher einen Rat.
Nein! Die Lamenis würden heute nicht ihr Ende finden! Sie sah keine andere Möglichkeit. Sie ging zu Karlema, deren Blick ihr zeigte, dass sie wusste, was Berlienies von ihr wollte.
„Schlag dir das aus dem Kopf, Berlienies!”
Wütend blickte sie Karlema an: „Nur du kannst es tun! Rufe es, oder wir vergehen!”
„Wir haben viele Sonnenzyklen gebraucht, um das Blut zu besiegen, und du willst es rufen? Du bist wahnsinnig!”
„Karlema, komm zu mir, wir müssen zu zweit sein!” Berlienies kämpfte gegen die Resignation ihres Volkes, viele hatten mit ihrem Leben bereits abgeschlossen. „Wir werden gleich abgeschlachtet! Diese Barbaren wollen uns ausrotten! Wir müssen alles wagen, um zu überleben!”
Karlemas Widerstand bröckelte: „Aber das wird unser Ende nicht abwenden, wir werden ...”
„AJADAHEE!”, hörte Berlienies Niavia rufen, die Karlema damit ablenkte. Ihre kleine Schar Wächterinnen schlug mit den Fäusten gegen die Brustharnische. Sie konnte sie nicht in ein derart hoffnungsloses Gefecht rennen lassen.
„TU ES JETZT!” Berlienies hatte keine Zeit mehr. Karlema rang um Fassung.
Niavia hob den Arm: „Wir sind in der Unterzahl, aber wir werden nicht weichen! Bleibt an meiner Seite und kämpft! Bleibt an meiner Seite und sterbt … wir werden ewig leben!” Auch für Niavia war der Tag noch nicht am Ende, ihr Mut beflügelte Berlienies, ebenfalls bis zum letzten Moment zu kämpfen.
„YIEHAAAAA!”, klang es leidenschaftlich aus ihren Reihen. Sie wusste, dass sie an diesem Tag ihr Schicksal fordern würden.
„Die wollen wirklich kämpfen … unglaublich”, hörte Kalson einen seiner Späher sagen, der mit einem Fernprisma die Eingeborenen beobachtete. Er stand auf dem Flaggschiff der dritten Flotte.
„Auf mein Kommando eröffnen die Richtschützen das Feuer. Wartet auf mein Zeichen.” Kalson räusperte sich und holte tief Luft. Die Situation entzog sich immer mehr seiner militärischen Erfahrung. Er hatte in der Vergangenheit, schon zahlreiche Befreiungskriege des Ordens auf ganz Ninis begleitet, aber dieses Verhalten konnte er nicht verstehen. Unter ihm befanden sich knapp dreitausend seiner Soldaten mit schweren Waffen, Eisbären und zweihundert Reitern. Und ihnen gegenüber standen nur weniger als hundert schlecht bewaffnete Kämpferinnen, die es dennoch wagten, sie in einer offenen Feldschlacht herauszufordern.
„Warum ergeben die sich nicht?” Kalson blickte zu Lorias, die keine zehn Fuß neben ihm stand. Er kannte keine Frau wie sie, jedes ihrer Worte machte ihm Angst. Aber die Befehle waren unmissverständlich, es würde keine friedliche Lösung geben.
„Wir werden nicht weichen”, „Bleibt an meiner Seite”, „Bleibt stehen!”, „Ich stehe neben dir”, hörte Berlienies die Wächterinnen sagen, die versuchten, sich Mut zu geben. Ihr Herz raste, sie dachte nur an die Macht, die sie jetzt aus der Tiefe riefen.
Karlema schaute zum Halion: „Tippa ot eno, Mase ugal eno.”
Gemeinsam mit ihr kniete sie neben seinem Baumstamm, ihre Hände vor der Brust gefaltet.
„Narl!”, murmelte sie.
„Arwecha! Mae toi Pastella.” Karlema setzte die Beschwörungsformel fort.
„NARL!”
„Arwecha! Kae olsurer Salart”,
„NARL!”
„Arwecha! Helir unsel Jemare”,
Berlienies blickte nach oben. „NARL!” Ihr Körper zitterte. Auf ihrer Haut bildeten sich grünbraune Linien, die sich wie feine Wurzeln erhoben. Wärme stieg die Glieder empor. Sie sah, wie binnen weniger Momente eine Baumrinde aus ihrem Fleisch entstand. Die Wurzeln suchten sich ihren Weg und verbanden sie mit Karlema, sie wuchsen zusammen - es war jetzt nicht mehr aufzuhalten.
Als ob die Renelaten nicht genügten! Niavia schluckte, als sie die Feuerkatzen sah, die langsam aus dem westlichen Waldrand auf sie zu schritten. Ein juwelenverziertes Tier stellte sich vor die anderen, es streifte seitlich vor ihrer Linie umher und fauchte provozierend.
Die Stimmung auf
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